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Warten aufs Christkind

Wie auch immer man „es“ nennt, Weihnachtsmann, Christkind, Santa Claus … bei all den Geschichten um den Wunschzettel, den Glauben an eine Engels- oder Weihnachtswerkstatt geht es um den besonderen Zauber der Weihnacht, eine magische Zeit. Teresa Stiens schreibt auf ze.tt, warum es wichtig ist, Kindern die Geschichte vom Weihnachtsmann zu erzählen. Dem kann ich mich nur anschließen: ich glaube, dass das Warten aufs Christkind für Groß und Klein gut und richtig ist.

Immer mehr fällt mir auf, wie sehr wir in der digitalen Welt versinken, wie gewaltig uns Handy & Co. im Griff haben. Kaum mehr einer, der an der Haltestelle steht und einfach wartet, kaum mehr eine halbe Stunde ohne Blick aufs Gerät – das Smartphone verändert die Welt. Umso wichtiger, dass wir mit der Handykamera wenigstens die Magie der Vorweihnachtszeit festhalten. Oder?

Gestern haben die Nichte und ich beim traditionellen Feiertags-Spaziergang zu den Hirschen darüber philosophiert, wie es wohl ausschaut, das Christkind. Barfuß, mit einem weißen Kleid, das glitzert … irgendeine Freundin von ihr hat es wohl tatsächlich schon mal gesehen. Wow, das hat mich beeindruckt. Obwohl ich ja so viel älter bin, das Glück hatte ich nie. Und natürlich hab ich mir jahrelang die Nase am Fenster plattgedrückt, durchs Schlüsselloch geguckt, später im Haus an allen möglichen Verstecken nach den Geschenken gesucht, um das Märchen zu entzaubern …

In diesem Jahr hatte ich ja vor Weihnachten ein paar freie Tage und hatte etwas Zeit zum Lesen, dabei bin ich – leider weiß ich nicht mehr wo – über eine Geschichte gestolpert: eine Mama hat erzählt, dass ihr Vater früher sie und ihre Geschwister „eingepackt“ hat, am frühen Heiligabend, meist sind sie erst zu Fuß durchs Dorf gelaufen und haben neugierig in die Nachbarshäuser geschaut, ob das Christkind dort schon Spuren hinterlassen hat. Später sind sie oft im Auto weiter übers Land gefahren, überall neugierig um sich spähend, ob sie „es“ wohl entdecken.

Und wisst ihr was: das hab ich in den letzten Tagen auch ganz bewusst gemacht. Ich war viel im Auto unterwegs und habe mich aufmerksam umgeschaut. Und da war gerade in der Dämmerung viel zu sehen, vom Zauber der Weihnacht. So viele Lichter … schön ist sie, diese Stimmung allüberall. Und mir hat das Warten aufs Christkind in diesem Jahr ganz besonders viel Freude bereitet. Ich mag diese magische Zeit und bin froh, dass ich mir bis in unser digital regiertes Zeitalter ein klein wenig kindliche Fantasie erhalte, die es mir erlaubt, nicht nur zu glauben, was ich sehe oder googeln kann …

Sagenumwoben [*.txt]

Mit 13 tauschten wir Teenager-Mädels uns untereinander aus. Über Jungs. Wie toll sie doch waren. Wie schön sie waren. Wie gut sie küssten. Es gab sie, diese sagenumwobenen Stars. Über die wir – gar nicht mal so heimlich – flüsterten. Viel sprachen. An jedem Ort, an dem wir uns trafen. Jede von uns flog auf sie. Wollte sie „haben“. Mit ihnen Zusammensein. Wollte das eine Mädchen an ihrer Seite sein.

Es waren die Jungs, um die sich Mythen, Geschichten und Erzählungen rankten.

Später habe ich erkannt, dass es wie mit vielen Märchen ist: nicht alles, was weitererzählt wird, ist wahr. Und bei näherer Betrachtung gab es über so manchen sagenumwobenen Kerl schlicht gar nichts zu sagen …

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Schreiben – lesen – konTXTualisieren: das 11. Wort im kreativen Schreibprojekt Projekt.txt lautet: sagenumwoben.

Das mit den Märchen

„Wisst ihr, wie man als kleines Kind noch an Märchen geglaubt hat? An eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie das eigene Leben aussehen wird? Ein weißes Kleid, der Märchenprinz, der einen in sein Schloss auf dem Berg entführt? Man hat nachts im Bett gelegen, die Augen geschlossen und glaubte ohne jeden Zweifel, dass es so werden würde. Der Weihnachtsmann, die Zahnfee, der Märchenprinz – sie alle waren einem so vertraut, dass man sie fast anfassen konnte. Doch irgendwann wird man erwachsen. Eines Tages macht man die Augen auf und das Märchen ist verschwunden. Und dann halten sich die meisten an die Dinge und Menschen, denen sie vertrauen können. Aber die Sache ist die: Es ist schwer, dieses Märchen ganz aufzugeben. Denn fast jeder hat noch diese winzige Hoffnung, dass man eines Tages die Augen aufmacht und es ist alles wahr geworden.“ (aus Grey’s Anatomy) 

Musste heute darüber nachdenken, dass nicht alles, was man sich im Lauf der Kindheit so für sein späteres Leben vorstellt, märchenhaft ist. Trotzdem ist Erwachsensein oft sehr weit von kindlicher „Illusion“ entfernt, also zumindest in meinem Fall. Manchmal würd ich zu gern die täglichen Schulaufgaben machen, statt den Job zu erledigen … 😔

Spruch zum Wochenende: Geschichten

„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“ (Jorge Bucay)

Irgendwie sehr treffend, sich in diesen Tag Gedanken über „Geschichten“ zu machen. Ist eine Geschichte fiktiv, also erfunden, oder ist der Inhalt wahr? Warum erzählt jemand diese Geschichte? Hat er das selbsterlebt? Hat er die Geschichte bereits schon erzählt bekommen? Stimmen alle Fakten? Was ist wirklich passiert und was wurde dazuerfunden? Was wurde dem chronlogischen Erzählstrang hinzugefügt, damit es mehr Wirkung erzielt? Hat derjenige, der die Geschichte weiterverbreitet, selbst alle Fakten geprüft? Oder verlässt er sich auf andere? Wie ist das heute mit dem Recherchieren? Fragen über Fragen. Eine ehrliche Geschichte gewinnt an Glaubwürdigkeit, wenn die Antworten auf gestellte Fragen die Aussage noch unterstreichen. Oder es ist, als ob man Märchen erzählt …