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Kardinal ermutigt Frauen – zu was eigentlich?

Zum viele Kinder bekommen. Zum zu Hause bleiben. Zum nicht arbeiten. Hört sich vielleicht für den ein oder anderen ganz attraktiv an? Für mich ist es sehr weltfremd … Kein Wunder, dass gerade so viele eine Meinung dazu haben. Viele, die das Thema weit mehr betrifft, als einen Kardinal und Erzbischof. Vermutlich ohne Familie. Oder wenn, dann gut abgesichert durch die katholische Kirche. Kein Wunder, dass sich Familien, in denen beide verdienen müssen, um die Existenz abzusichern,  dazu äußern. Oder Politikerinnen. Oder Alleinerziehende. Oder Männer. Habe eben kein Medium gefunden, das nicht dazu veröffentlicht hat …

Meine Gedanken kreisen in dem Kontext ganz einfach und simpel darum: ist es an einem Vertreter der Kirche, die sich selten wirklich nächstenliebend erweist (ich wähle bewusst die Gegenwartsform, denn wenn ich über die Vergangenheit nachdenke, finde ich es noch absurder?), Frauen und Familien zu raten, die Verantwortung für 3 bis 4 Kinder zu übernehmen? Ein Kind in die Welt zu setzen bedeutet weit mehr, als das bisschen Haushalt zu schmeißen, das Kind zu gebären und zu erziehen. Der hohe Wert von Familie in der heutigen Zeit ist schlicht anders, als der Kardinal ihn wohl versteht. Es ist nicht mit einer einmaligen Entscheidung getan. Heute laufen Kinder nicht einfach mit. Ein Kind in die Welt zu setzen, bedeutet, es auf die umgebende Welt vorzubereiten. Und zwar nur in Ausnahmefällen mit Hilfe einer funktionierenden Großfamilie, eines Mehrgenerationenmodells. Insofern ist Organisation gefragt. Das kann klappen, dazu müssen Mutter und Vater sich aber sehr und konstant, also über Jahre hinweg (!) immer einig sein.

Bei einer Zeitspanne von 3 bis 4 Kindern von einem Mann zu verlangen, dass er die finanzielle Last allein übernimmt? In meinem Bekanntenkreis kenne ich keine Frau, die das Zu-Hause-Mama-und-Haushälterin-Sein als Luxus empfindet? Im Gegenteil, sie brauchen Ich-Zeit, kleine Auszeiten von der hohen Verantwortung. Und eben das Gefühl, auch mal etwas anderes sein. als nur 24 Stunden am Tag Mutter und Haushaltsorganisationstalent. Das ist ein Full-Time-Job. Es gibt genug Paare, die beide arbeiten, also zwei Full-Time-Jobs, den in der Arbeit, und den als Mama und Papa. Als Familie, als Patchwork-Familie – oder aus welchen Gründen auch immer alleinerziehend. Mit Hilfe, ohne Hilfe. Davor habe ich Respekt und ich wünsche jeder Frau, dass sie selbst entscheiden kann, ob, von wem und wie sie Kinder bekommt, mit wem und wie sie sie großzieht und dass sie, wenn sich Dinge ändern, gute Ratgeber hat, die sie auf ihrem Weg unterstützen. Anstatt weltfremde Ratschläge annehmen zu müssen, von einem Mann, der das Weltgeschehen sicher und geschützt in den Armen der Kirche verbringt.

Ist das nicht alles ein Stück weit naiv?