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Das mit dem Herzenbrechen

Mademoiselle (6) war mit Eltern und Bruder über Ostern in den Ferien. Gleichzeitig war eine Familie mit gleichaltrigen Drillingsjungs vor Ort. Für alle anderen waren die drei vor allem laut. Mademoiselle dagegen hat drei Herzen gebrochen, alle waren sie verliebt in sie. 

So kams, dass die junge Dame beim Ponyreiten am letzten Tag jeweils einmal allein plus je dreimal zu zweit Runden auf dem zum Glück breiten Ponyrücken drehte. Natürlich selbstverständlich und mit einem glückseligen Lächeln. Zum Abschied gabs drei Briefchen mit Herzen. Hach.

Und den drei Jungs ist wirklich aus ganzem Herzen zu wünschen, dass sie sich nicht lebenslang in den gleichen Typ verlieben, sonst wird’s schwierig …?

Von Kindern lernen: Ich kann das

Die bezaubernde Nichte will in die Schule gehen. Auch wenn sie erst 5 ist. In ihren Augen ist sie nämlich „schon 5“, und damit ganz schön groß. Und will lernen, sich weiterentwickeln. Im Urlaub mussten wir ständig zählen, am liebsten buchstabiert sie. Wer ihr die Buchstaben beigebracht hat? Sie selbst, weil sie alles hinterfragt … Nicht ihre Eltern wollen, dass sie vorzeitig eingeschult wird. Im Gegenteil, meine Schwester hat zeitweise sogar einiges getan, damit sie vielleicht doch noch ein Jahr im Kindergarten bleibt. Aber die Erzieherinnen haben die Schule ja nicht ohne Grund vorgeschlagen. Und für die Nichte war da kein Zögern, keinerlei Unsicherheit. Keine Fragen wie „Kann ich das?“ 

Bei der Gruppenübung zur Einschulung war sie hochmotiviert, konzentriert, hat die ganze Gruppe geführt. Ohne Coaching, ohne äußere Motivation. Sie ist einfach hingegangen und hat gemacht. Klar war sie auch ein kleines bisschen unsicher. Ganz normal eben. Aber trotzdem waren sich alle Lehrer einig: sie kann das. Und wird deshalb zeitgleich mit der fast ein halbes Jahr älteren Mademoiselle eingeschult. Bei der es auch keinerlei Zweifel gibt. Auch sie freut sich vor allem auf alles, was es zu lernen gibt. Sie will weiterkommen, nicht permanent Babykram machen. Auch bei ihr sind sich alle einig, dass sie reif für die Schule ist. Die Erzieherinnen meinen sogar, sie sei im Kindergarten schlicht unterfordert.

Mann, sind die zwei groß geworden? Und so selbstsicher, beim Welterobern. Von diesem selbstbewussten „Ich will und kann das“, da könnte man sich als Erwachsener öfter mal ein Stück abschauen?

Superwoman

Kürzlich kam Mademoiselle nach einem Tag im Schnee nach Hause und entledigte sich selbständig sämtlicher dicker Kleidungsstücke. In T-Shirt und Strumpfhose stakste sie in ihr Zimmer, um einige Zeit später in einem neuen Outfit wieder bei der Familie im Wohnzimmer zu „erscheinen“. In ihrem geheimen Kinderzimmer-Reich hat sie sich ein Kostüm der Superlative zusammengesucht. Im Gürtel über der Strumpfhose steckten ein altes Handy, ein Stift und noch ein paar weitere kostbare Utensilien. Auf dem Kopf ein Partyhütchen von einer vergangenen Geburtstagseinladung. Die Augen versteckt hinter einer Papp-Maske. Ergänzt durch einen Stoffrest, als Umhang über der Schulter geknöpft. Der nun zum großen Auftritt selbstbewusst mit beiden Armen begleitet von einem fröhlichen Lachen ausgebreitet wurde: „Hier kommt Superwoman!“

Leider kein Bild – zu schade!

Glaubenssatz

Mein mittleres Patenkind hat viele Freunde. Im Kindergarten und in der Nachbarschaft. Sie ist sehr glücklich darüber, das hat sie gestern ihrer Mama freudestrahlend erzählt. Denn auf die Weise wird sie weiterleben, auch wenn sie einmal sterben sollte.

Diesen Glaubenssatz hat sie aus einer Religionsstunde abgeleitet, in der besprochen wurde, dass Jesus am Kreuz sterben musste. Die vielen Menschen, die ihn geliebt haben und Erinnerungen an ihn in Erzählungen lebendig halten, lassen ihn weiterleben. Das Wissen, dass sie Freunde hat, die sie lieben und sich an sie erinnern werden, beruhigt sie, erfreut sie von ganz tief innen heraus und schenkt ihr eine tiefe Zufriedenheit und Gelassenheit.

Und damit teilt sie eine wichtige Erkenntnis mit mir: Erinnerungen an die Menschen, die wir lieben, sind so wichtig. Bitte vergesst das gemeinsame Erleben nicht, erst wenn Menschen totgeschwiegen werden, sterben sie und ihre Geschichten endgültig … Den Impuls für meinen Glaubenssatz haben mir übrigens diese kurzen Zeilen gegeben, über die ich zu Teenagerzeiten viel nachgedacht habe: „O ja, ich will nicht umsonst gelebt haben wie die meisten Menschen. Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“ (Tagebucheintrag von Anne Frank am 5. April 1944)

[Liebe Mademoiselle, ich habe lang mit mir gerungen, denn du hast gestern empört geschimpft, weil deine Mama mir dein Glücksgefühl verraten hat, obwohl du es ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit verraten hast. Ich liebe deinen Gedanken zu sehr und befürchte, dass wir ihn alle vergessen könnten, als dass er hier nicht für später festgehalten werden sollte. Ich hoffe, du kannst uns, also deiner Mama und mir verzeihen? Und vielleicht freust du dich später sogar mal über diesen kleinen Glaubenssatz – und er kann dir weiterhelfen? Das wünsch ich dir sehr!]