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Münchner Begegnungen

Manchmal, man könnte fast sagen viel zu selten für diese Millionenstadt, trifft man die Einheimischen, hier geborenen und aufgewachsenen Münchner – und wenn man ihnen zuhört, erfährt man ihre München-Geschichte. So durfte ich gestern bei meinem ungeplanten Abstecher in den Nymphenburger Schlosspark eine Spaziergängerin kennenlernen.

Die sich lautstark über den Vandalismus an den längst nicht mehr 100 goldenen Kini-Büsten vor dem Schloss beschwerte, „das kann doch nicht sein, das war doch unser König, da muss man doch was tun.“ Recht hat die, denn immerhin hat der Künstler Prof. Ottmar Hörl sein Kunstwerk zum 173. Geburtstag des Märchenkönigs ganz sicher nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, damit sich jemand mit einem Edding und, bitte den Ausdruck zu entschuldigen, saublöden Kommentaren zu verewigen …

80 Jahre ist sie alt, aussehen tut sie aber deutlich jünger. Eine gebürtige Milbertshofenerin ist sie, hat mehr als 40 Jahre am Schloss gewohnt. Und sie besucht bei jedem Wetter ihren Park. Nächste Woche nimmt sie mich mit und zeigt mir die Eulen. Was ich mich freue. Ich werde berichten.

Sonntagsfreude: Abkühlung

84c306fe-f082-43ec-93cc-781052302548-566-00000066d3459480_fileNachdem sich die hochsommerlichen Temperaturen ja seit Wochen immer auf über 30 Grad bewegt haben ist die Abkühlung der letzten Tage mehr als hochwillkommen. Hier in Bayern hat es geregnet, sicher längst nicht genug, die Natur ist nach der Dürre immer noch durstig. Aber es „normalisiert“ sich. Und gegen die Hitze-Trägheit helfen niedrigere Temperaturen – sehr.

Mit etwas Wolken-Schatten macht ein weiterer Arbeitstag im Garten bei der jetzt fränkischen Nichtenfamilie durchaus Sinn, aus dem Schwimmausflug mit Fragezeichen ist wetterbedingt nichts geworden, … immerhin sind wir – also das jetzt 2xNichten-1xTante-Gespann – losgeschickt worden, etwas durchs neue Viertel zu tigern. Bevor wir den Tag mit einer kleinen Familien-Geburtstagsfeier für meinen Schwager ausklingen lassen haben. Sogar Oma und Opa saßen an der – mit der von der bezaubernden Nichte zum Abendessen üppig georderten Pizza – reich gedeckten Tafel (Nichte 2.0 hat sich etwas mehr Pizza gegönnt, weil der Opa ja keine mag … gut wenn sich das so einfach für alle Seiten erledigt).

P1270010Die letzten Tage war ich auf den Spuren des bayerischen Märchenkönigs unterwegs, hab es endlich nach Schloss Linderhof und ins Kloster Ettal geschafft, und das quasi zum 173. Geburtstag von Ludwig II. Gut, also eigentlich hab ich den Geburtstag meiner Garmischer Freundin genutzt, zu dem wir eingeladen waren, um mit ihr im schon wieder umgebauten Zuhause zu feiern. Passt auch, der König hat damals ja auch viele viele Bauprojekte angestoßen und gefühlt war das Land eine Endlosbaustelle. Und irgendwie wars trotz Wolken angenehm warm für einen ausgiebigen Spaziergang in der wunderschönen Parkanlage vom Schloss in den Ammergauer Alpen. Ich habe dieses Mal auch eine Schlossführung mitgemacht und das Knipserherz blutet schon sehr, dass Fotografieren innendrin verboten ist …

Den Regen am späten Nachmittag hab ich verpasst, da ich mir die Bayerische Landesausstellung 2018 angesehen habe, war schon sehr neugierig, was sich hinter dem „Mythos Bayern“ versteckt. Und wie der Besucher so durch Wald und Berge, die Entwicklung des bairischen Lebensgefühls, Tracht, Monarchie, Sommerfrische und Brauchtum geführt wird hat was. Ich habe mir den Luxus eines Audioguides geleistet, auf bairisch versteht sich. Und das war dann genau die Information die sonst schon stellenweise gefehlt hätte, um das Sammelsurium von Ausstellungsstücken zu verstehen.

P1270115Am meisten beeindruckt hat mich die Installation im Klostergarten, auf einer riesengroßen Schneekugel findet sich außen ein riesengroßes Porträt des sagenumwobenen Kini vor seinem Märchenschloss Neuschwanstein mit einem Schwan, im Inneren werden einführende Worte gesprochen, ehe die Visionen und Zeichnungen des Träumers erscheinen, neben dem königlichen Schachenschloss, Linderhof und Neuschwanstein träumte er von weiteren Burgen und Schlössern in den Alpen.Versailles wollte er eigentlich in Linderhof erbauen, das wurde auf die Insel Herrenchiemsee verlagert und zu seinen Lebzeiten zumindest begonnen – aber aus dem chinesischen Sommerpalast, der Burg auf der Ruine Falkenstein und dem byzantinischen Palast sind teilweise außer unkonkreten Zeichnungen nichts geworden … Gut, auch ohne seinen Tod wäre ihm schlicht das Geld ausgegangen.

Er war schon ein Visionär, schließlich hab ich auch schon mal ein Modell „seiner“ Schwebebahn gesehen, die seine Schlösser über dieAlpengipfel hinweg verbinden sollte: ein Luftwagen in Pfauenform sollte ihn, einer Gondel gleich, getragen von einem Ballon oder durch eine andere technische Lösung, über den Alpsee fliegen. Ja, eine schöne Vorstellung ist es schon – fast wie im Märchen. Heute schwelge ich ein kleines bisschen in Bildern und freu mich über einen sonnigen Sommertag um die 20 Grad.

„Am Sonntag einen Blick auf die vergangene Woche richten: Bild(er), Worte, Gedanken… die ein Lächeln ins Gesicht zaubern, einfach gut tun oder ohne große Erklärung schlicht und einfach eine Sonntagsfreude sind.“ Leider hat Rita das schöne Projekt Sonntagsfreude eingestellt, ich teile meine persönliche weiter mit euch, denn mir geht es um den ursprünglich von Maria ins Leben gerufenen Gedanken – sich liebevoll an die vergangene Woche erinnern, nicht immer gleich zur Tagesordnung übergehen, sondern die kleinen Glücksmomente einfangen, um sich auch später daran zu erinnern.“

Bergglück

Die letzten beiden Tage durfte ich auf „dem Berg“* verbringen. Schön wars – und auch ganz schön anstrengend 🙂 Ich bin leider keine Gemse, der das Steigen nicht die geringsten Probleme bereitet. Es war ein richtiger Abenteuer-Ausflug: 6 Kinder (zwischen 7 und 12) und 6 Erwachsene machen sich am Samstag in aller Früh auf Richtung Alpen. Die Anreise in 2 Autos wird auf Männlein und Weiblein aufgeteilt, was gesprächs-interessen-thematisch dann auch ganz gut passt. Kurz vor Oberau Ende Gelände mit der stressfreien Fahrt: wir sind doch tatsächlich nicht die einzigen auf der Autobahn und überhaupt Richtung Garmisch, wie kann das bei so Traumwetter nur sein?

Etwas später als geplant, dafür bei strahlendem Sonnenschein, gehts vom vollkommen überfüllten Parkplatz bei Elmau gut bepackt los. Der erste Streckenabschnitt führt uns recht entspannt über gut ausgebaute Wege am Bachlauf entlang zur Wettersteinhütte. Dort ist zum letzten Mal in dieser Saison geöffnet, wir sind grade noch rechtzeitig da, um für den ganzen Tisch eine köstliche Pfannkuchensuppe zu ordern. Die Gruppe nach uns geht leer aus – beziehungsweise haben die dann einfach was anderes bekommen, was auch weg musste 😉

Weiter übers Schachtentor – und spätestens auf halber Höhe merkt man, dass die vielgerühmte Kondition schon mal besser war. Egal, denn zum Glück ist, wenn man „endlich“ oben ist, die Anstrengung schnell vergessen. Ok, das Knie zwickt und die Beine gehen weiterhin wacklig übers angrenzende Geröllfeld. Aber ich habs gepackt – und darauf kommts am Ende an, oder? P1120964P1120962

Endlich am Schachenhaus angekommen noch kurz die Nachmittagssonne genießen, den Kindern beim genussvollen Vernaschen des Apfelstrudels mit einem Becher heißer Schokolade zuschauen, dann wechseln wir langsam aber sicher in den Wirtsraum. Man merkt: in den Bergen kanns Ende August schon merklich kühl werden. Trotzdem: im Rückblick war der Tag einfach perfekt, knapp über 20 Grad, weißblauer Himmel, viel Sonne, immer wieder atemberaubende Ausblicke. Besonders schön ist dieser Wechsel der Wolken, der Verlauf mit kleinen Veränderungen, dem man an einer Bergwand wahrscheinlich stundenlang zuschauen könnte, ohne dass einem langweilig wird?

Der Abend vergeht angenehm kurzweilig, Memorie spielen, anderen Hüttengästen zuhören und -schauen, alte Geschichten erzählen, Neues erleben – kurz nach 10 dann Katzenwäsche, Zähneputzen, hundemüde ab ins Hüttenlager. In unserem Fall ist das ein nicht zu großes Zimmer, 12 Schlafplätze in Stockbetten. Kinder oben, Erwachsene unten. Nachdem ich mich auf dem Rückweg ganz kurz in ein fremdes Zimmer verlaufen habe und so über mich selbst lachen muss, dass spätestens alle wieder ganz wach sind, heißt es Licht aus, jetzt wird geschlafen. Klappt super, 12 Menschen auf engstem Raum, immer wieder ein leises Wispern, Kichern, oben wie unten. Erholsam schlafen fühlt sich anders an? Egal, dafür geht man früh ins Bett, wacht nachts immer wieder auf und freut sich, ganz hoch oben in den Bergen zu sein.IMG_1660P1120978

Der nächste Morgen bricht völlig anders als gewünscht an, statt sonniger Sonnenaufgang ist und bleibt es um uns wolkenverhangen, neblig, verregnet. Es sind gefühlt Minus-Grade, das Frühstück verläuft nicht nur angesichts der übersichtlichen Auswahl verhalten. Wir halten uns trotz  Schmuddelwetter an den Plan, besuchen den botanischen Alpengarten – sicherlich sehenswert bei schönem Wetter (wie im Link), aber vor lauter Regen macht das schlicht keinen Spaß. Die Führung durch das Schachenschloss verläuft im Trockenenen, ein großer Pluspunkt. P1120970

Aber die Führung hätten wir auch bei schönem Wetter gemacht, das muss man gesehen haben. Rund 20 Berghütten hatte der Herr Papa unserem Märchenkönig Ludwig II. vererbt und keine genügte seinen Vorstellungen? Das Schachenschloss ist nun wirklich keine Hütte, wie wir sie uns vorstellen würden, schon im Erdgeschoss ein Kachelofen in jedem Raum, Verzierungen, fast luxuriös zu nennen, plus atemberaubende Ausblicke (sicherlich, bei schönem Wetter, bei der Führung darf man eh nicht rausschauen). Und der maurisch-orientalische Saal im Obergeschoss – ein Traum aus 1001 Nacht. Man kann sich richtig vorstellen, hier mit Freunden einen Abend zu chillen. Toll! Nur hat der arme Ludwig da irgendwie ganz allein gefeiert, außer seinen Dienern scheint er keine Gäste gehabt zu haben …? Hm.

Dann der Abstieg, den ich schnell abhandeln kann: Regen, Regen, Regen. IMG_1661Immerhin gabs zur Halbzeit eine kleine Regenpause, kurzer Sonnengruß vor der Wettersteinwand, dafür kam dann noch mehr Regen runter. An den Autos angekommen wollten 6 Kinder am liebsten sofort und nur noch zu Hause sein, 6 Erwachsene hatten Hunger. In diesem Fall haben sich die Großen durchgesetzt und wir haben in einem Landgasthof unterwegs Halt gemacht, auf den ersten Blick eher groß, für ganze Busladungen geeignet, überfüllt. Auf den zweiten Blick gutes Essen, schneller Service, faire Preise. Auch die Kids waren mehr als zufrieden und die restliche Heimfahrt verlief mit vollen Mägen friedlich, ohne Zwischenfälle, einem Entspannungs-Sonntagabend entgegen.

IMG_1663Über ein paar kleine Erlebnisse und Beobachtungen werde ich irgendwann noch mal detaillierter schreiben, mir hat es riesig Spaß gemacht, gerade so ein Wanderausflug mit Kids mit Übernachtung auf einer Berghütte ist toll, sollte wiederholt werden. Auf meinen Merkzettel für den nächsten Bergausflug gehören ganz wichtig mehr Kondition sammeln, den Rucksack so packen, dass alles, was als Erstes gebraucht werden könnte, auch griffbereit liegt UND nicht zu vergessen die Kamera griffbereit haben. Ich hab leider nur ganz wenige Aufnahmen gemacht, was vor allem für Tag 1 superschade ist, da ich so viele wunderbare Bilder von der Natur, aber auch von unserem Sitzen in der Stube am Fenster, im Hintergrund das gewaltige Felsmassiv im Abendlicht, in meinem Kopf hab. Aber eben nicht als Bild. Deshalb hab ich eben etwas rumgesucht und hier fast unsere Tour mit wundervollen Bildern und anderer Wetterlage gefunden (erweitert bis zur Meilerhütte, die vom Schachenhaus nochmal etwa 1,5 Stunden Wanderung entfernt ist), hier gibts ein paar mehr Facts zum Schachenschloss – tja, diese Punkte der Merkliste sind äußerst wichtig 🙂

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*mit „dem Berg“ bezeichne ich weniger einen bestimmten, als vielmehr das Lebensgefühl, das sich mit dem in die Berge gehen, irgendwo raufgehen, den Ausblick von oben genießen, etc. verbindet 🙂