Schlagwort-Archive: liegewiese

Die nicht so schöne Seite der Wiesn

Der Westhang entlang der Schwanthaler Höhe ist gerade vielleicht das beliebteste Fotomotiv Münchens. Schön? … Betrunkene schlafen ihren Rausch aus, dazwischen entledigen sich ebenfalls Betrunkene, von allem möglichen. Dazwischen schießen betrunkene und nüchterne Wiesn-Besucher Selfies. Die dann um die Welt gehen. Schon in meiner ersten bewussten Erinnerung als Teenager war ich fassungslos, denn der Hang ist zur Oktoberfestzeit grässlich. Bis heute kann ich nicht vorbeilaufen, ohne so etwas wie Ekel zu empfinden. Ja, die Wiesn ist ein Trinkfest. Aber die Ausmaße, die das mitunter annimmt? Fällt mir immer schwer, nachzuvollziehen, was erstrebenswert daran sein soll, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu trinken, um dann dort zu enden? Geschmäcker sind aber bekanntlich verschieden …
Das Extremtrinken hat sich nicht wirklich verändert. Ich weiß noch, wie ich mit meinen süßen 16 fassungslos war, dass man mittags schon so viel getrunken haben kann, um sich dahin zu legen. Der entscheidende Unterschied zu meinen ersten unangenehmen Begegnungen aus den 90ern: damals haben sich die Bilder in meinen Kopf eingebrannt. Und in den der anderen Besucher, die hingeschaut haben. Heute gehen sie in Netzwerken um die Welt. Ohne zu wissen, wen man da fotografiert, fotografieren so viele, ohne zu fragen, ohne zu zögern. Und dann laden sie diese Bilder hoch, machen sie öffentlich, teilen, veröffentlichen. Und wir alle dürfen sie dann sehen, ob wir auf der Wiesn sind – oder nicht. Denn die Bilder sind überall …

Ich hab bewusst kein Bild vom Westhang beigefügt, gibt eh schon viel zu viele!

Wohlfühlen

Ich gönne mir regelmäßig ein paar Tage Auszeit. In einem netten Hotel. Wellness. Sauna. Massagen. Vielleicht auch eine Schönheitsbehandlung. Und jedes Mal hatte ich irgendwann das Gefühl, unter Zeit- bzw. Termindruck zu stehen. Ein paar Tage werden schnell (zu) kurz, wenn man Frühstück und Abendessen innerhalb einer gewissen Zeit schaffen muss, zur bestimmten Uhrzeit zur Hot Stone Massage da sein muss, zwei Stunden später die Gesichtsbehandlung, vor dem Abendessen noch eine Fußreflexzonenmassage. Das Frühstück am nächsten Morgen muss früh sein, weil man den ayurvedischen Stirnguss bekommt …
Die letzten Tage habe ich meine Zeit in einem Wellnesshotel in Niederbayern verbracht. Auf ärztliche Anordnung vollkommen ohne Termindruck, denn Massagen könnten meine entzündeten Gelenke schmerzvoll verstärken. Insofern habe ich die letzten Tage vollkommen planlos und einfach nach Gusto irgendwo zwischen wohltuendem Warmwasserthermalbecken, Kelosauna, Aroma-Sanarium, Dampfbad, Salzsteingrotte und heilenden Steinen verbracht. Hatte richtige Ruhephasen auf einer Thermalsitzbank und in den Ruheräumen, auf Wasserliegen, Heizstühlen, bequemen Liegen auf der herbstlichen Liegewiese, bin ein paar Runden im Pool geschwommen. Und habe sogar geschafft, einen Spaziergang bei strahlender Herbstsonne durch den Kurort Bad Birnbach zu machen. Wir waren im Kurpark unterwegs, haben den Blick über das Rottal im bayerischen Indian Summer Look genossen, Kaffee im Wintergarten eines urigen Gasthofes im Ortskern getrunken, sind durch den Kurpark geschlendert und haben noch so das ein oder andere gemacht, was der Ort für seine Kurgäste bietet. Das waren richtig schöne Erlebnisse, und ich bin so tiefenentspannt. Tolles Gefühl. Und ich gehe gestärkt in meine Anwendungen die nächsten Tage.

Gespräch eines Paares nach dem Frühstück in der Sauna:
„Das ist echt toll, man ist hier tatsächlich ganz allein in der Sauna.“ „Ja, obwohl das Hotel rappelvoll ist, man hat die Sauna meist ganz für sich allein.“ „Oh, schon 5 Minuten rum, wir müssen dann jetzt dringend los zu unseren Wellnessterminen – ganz schön nach Terminkalender, so ein Wellnessurlaub?“ 😉