Wie wahr, da müsste Musik sein – in dieser kurzen Akkustikkversion steckt so unwahrscheinlich viel drin, gefällt mir, sogar sehr (auch die nicht „ganz“ getroffenen Töne).
Wie wahr, da müsste Musik sein – in dieser kurzen Akkustikkversion steckt so unwahrscheinlich viel drin, gefällt mir, sogar sehr (auch die nicht „ganz“ getroffenen Töne).
Ich mag Musik, liebe Musiker, die auf die Bühne kommen und ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mitnehmen. Und gehe gerne mit auf musikalische Reisen. Gestern Abend hatte ich unerwartet das Glück, zwei Musikern bei ihrem Abschlusskonzert für dieses Jahr zu lauschen. Die sprühen und gleichzeitig beseelt sind vor Erlebnissen: hunderte von Konzerten haben sie 2013 gespielt, in den letzten Wochen als „Die Momentnsammler unterwegs“ zum 20jährigen Bühnenjubiläum, Martin Kälberer oder Werner Schmidbauer solo, zu dritt mit Pippo Pollina dem „Süden“ so tief verbunden. Ein Ausnahmekonzert vor 10000 Zuhörern (und sicher mindestens ebenso viel Mitfühlern) in der Arena zu Verona. Als Gast ist man dann schon fast ergriffen vor so viel Erlebnissen – und würde ansatzweise sogar verstehen, wenn die Jungs ausgelaugt sind, das Programm noch durchziehen, aber eigentlich längst gedanklich raus sind, entspannen wollen, eine Pause, Weihnachten, whatever?
Zu Beginn des letzten Momentnsammler-Abends im Abensberger Weißbierstadl hab ich mir die Frage gestellt. Ob die heute Abend überhaupt noch können? Die Scheune schon kurz nach Einlass gerammelt voll, bei freier Platzwahl kein Platz unbesetzt, sehr warm wars. Und tiefe Vorfreude. Schnell kommt man mit den Tischnachbarn ins Gespräch, hier gibts wenn dann nur vereinzelt Menschen, die Schmidbauer & Kälberer heute zum ersten Mal live hören. Ein Paar kommt aus Bad Aibling, wo Werner Schmidbauer wohnt. Dort haben sie keine Karten ergattert, dann fahren sie eben. Wow. Auch um uns herum Fans, überraschend viele waren sogar in Verona dabei …
Schon nach den ersten Minuten ist klar, die beiden Musikerfreunde werden auch an diesem Abend alles geben. Sie feiern auf dieser Tour 20 Jahre gemeinsam auf der Bühne, verbinden als Programm Musikerlebnisse aus dieser Zeit. Das sind gefühlvolle, nachdenkliche Momente, des Glücks, des Pechs, der Lebenslust und Freude. Und so viel mehr. Die kleinen und die großen Augenblicke des Lebens. Bewusst. Durch Text und Noten interpretiert. Musik drückt so vieles aus und erscheint in unzähligen Facetten. Da kommt das geniale Hang mit Gesang, ebenso wie die bairischen Versionen der Goldenen Felder (Stings Fields of Gold – schon das Intro beschert mir Gänsehaut über den Körper) und „Oans“ (U2-Klassiker One), „Glück ghabt“, es geht „oiwei weida“. Der Beschaller hat ein Wunder vollbracht, 20 perfekt ausgerichtete Lautsprecher sorgen dafür, dass jeder noch so leise Ton bei jedem Zuhörer landet. Also bei uns zumindest. Mitsingen war gewünscht, jeder Moment des gestrigen Abends so kostbar, die lauten wie die leisen Töne. Ich habe ein neues Stück kennen und lieben gelernt, muss ich heute mal recherchieren, denn das war so perfekt meine Stimmung. Tolle Erklärung übrigens, die da gestern zur Musikkassette gegeben wurde: „ein Kasterl mit Band drin – wenn man ein Lied in Dauerschleife hören wollte musste man gleichzeitig Play und Rewind drücken [Imitation Geräusch einer Kassette beim Zurückspulen], und den Moment abpassen, wo nix war, da ging’s dann wieder los …“. Versteht wahrscheinlich die Generation nach uns nicht mehr?
Sehr schön auch, dass Werner Schmidbauer gestern Abend seine Kinder „dabei“ hatte, seinen Sohn und Liedermacher Valentin, „andere haben eine Vorband, ihr bekommt mich als Zwischenband…“. Und in der noch namenlosen Zugabe seine Tochter, eigentlich alle Kinder und wahrscheinlich das Gefühl für alle Menschen, die ihm wichtig sind: „I bin bei dir“.
Danke für den wunderbaren Abend, all die kleinen, so wertvollen Momente – ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Auch die quietschende Toilettentür, immer im unpassendsten Moment, vor allem beim Gitarrestimmen …. Unvergesslich schön wars, mit euch Momentnsammlern in der bezaubernden niederbayrischen Kleinstadt „Eveningmountain“, lieber Martin Kälberer, lieber Werner Schmidbauer, freu mich schon aufs Wiederhören beim Tollwood 2014.
Das Abendprogramm im deutschen Fernsehen besteht zeitweise nur noch aus Castingshows, in denen nach Sängern und Talenten gesucht wird. Manche dieser Stimmen, obwohl wunderbar und toll, sind austauschbar, haben nicht so den Wiedererkennungswert, bleiben nicht im Ohr – manche machen sich unvergesslich. Man wünscht sich mehr davon. Viel, Musik, eigene, fremde, ganz egal.
Mit dem wundervollen Max Giesinger habe ich im TVOG-Finale fast körperlich mitgelitten, war mit ihm nervös vor seinem eigentlich perfekten Duett mit Katie Melua – und konnte so gut nachvollziehen, wie unglücklich ihn dieser Abend gemacht hat. Welcher Sänger kennt nicht das Gefühl, dass die Stimme durch Anspannung, Nervosität oder was auch immer einfach nicht tut, was sie soll?
Danach hab ich gewartet, hab gehofft, dass er was Eigenes macht. Und dass es gut ist. Dass seine Stimme, seine Musikalität, sein Gitarrensound in eigenen Songs zum Tragen kommt. Dass man ihn hört. Seine Stimme hat einen ganz eigenen Charakter, ist jungenhaft, rauchig, gleichzeitig kräftig, rockig. Ziemlich eigen, was mir gut gefällt. Und jetzt stellt er ein Album vor, hat seine erste Single zur Promotion draußen. Und was soll ich sagen: das Warten hat sich gelohnt, ich mag es. Sogar gern. Und wer jetzt beim Lesen Lust auf eine eigene Hörprobe bekommen hat: bittesehr