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Sonntagsfreude: Etwas Normalität

Spät im Jahr, weil es trocken war und die Wiesen nicht so futterreich, wie in anderen Jahren – aber in den vergangenen Tagen sind die Sommerkälber auf der Weide eingezogen. Alles etwas anders als sonst, und dann aber doch auch wieder nicht.


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Ällabätsch? 😜

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Ein Stück „normales“ Leben und Garant, dass bei mir in den kommenden Monaten kein Lagerkoller aufkommt. Es gibt wenig, was auf mich ähnlich meditativ wirkt, wie den Kälbern auf der Weide zuschauen. Das bringt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen, egal, was sonst so rundrum passiert …

Schreibprojekt #Kindheitserinnerung03

Ich hab mal wieder einen Themenimpuls zu meinem Schreibprojekt #Kindheitserinnerungen bekommen, der da lautet: Bist du gebürtiges Stadt- oder Landkind? Inwiefern hat dich das geprägt?

Beim Kommunionsausflug hatten Mademoiselle und ich nämlich eine kleine Unterhaltung, ausgelöst durch einen Bekannten, dem ich erklärte, dass mein Patenkind eher Stadtkind sei. Sie meinte, sie lebe gar nicht in der Stadt, wenn überhaupt Vorstadt, aber eigentlich doch recht dörflich. Hm, naja, die ersten Jahre hat sie tatsächlich in einem Schweizer Dorf verbracht, mehr als die Hälfte ihres Lebens allerdings lebt sie in einer Siedlung im Stadtgebiet München, nicht im Zentrum, aber eine dörfliche Struktur? Sieht anders aus.

Ich dagegen bin, heute ebenfalls in einem Münchner Stadtteil lebend, durch und durch Dorfkind. Mein Heimatort hat auch heute noch weit unter 500 Bewohnern. Wenn man die auf den Bauernhöfen lebenden Kühe, Hühner, Schweine, Pferde, Hunde, Katzen … nicht mitzählt. Den Dorfkern bildet die Kirche, unser Dorf sind eigentlich zwei lange, die obere und die untere, Dorfstraßen. Heute gibt’s noch ich glaube 3 andere Straßennamen, in denen sich Einfamilienwohnhäuser angesiedelt haben. Aber kaum Mehrfamilienhäuser, kaum Mietwohnungen.

Bis zu meinem 8. Lebensjahr hatte das Dorf einen Kramerladen mit Lebensmittel-und Haushaltswaren. Für uns Dorfkinder vor allem in den Sommermonaten DER Hotspot: die Kühltheke mit nicht endenden Vorräten an köstlichem Zehnerleis (nicht sehr klimaschonend: etwas Zuckerwasser mit Geschmack in Plastiktüte tiefgefroren …). Seit der Schließung sind die Dorfbewohner auf das Auto angewiesen. Im nächsten Ort gibt es Bäcker, Metzger, zwei Supermärkte und eine Tankstelle, die nächste Stadt mit Baumarkt und Kaufhaus liegt 13 Kilometer entfernt. Meine Schulwege habe ich mit dem Bus zurückgelegt, der auch an vielen anderen Haltestellen Schüler eingesammelt hat. Die 2 Kilometer in die Grundschule dauerten 15 Minuten, die 13 Kilometer ins Gymnasium oft 50 Minuten.

Als Kind kannte ich die Dorfbewohner, die kannten meine Eltern. Wir waren zum Spielen überall im und rund um das Dorf unterwegs. Ich vermute, wir waren auch mal in Bereichen unterwegs, in denen das Betreten verboten war. Wir haben oft gedacht, das hätte keiner mitbekommen, dabei wurde es toleriert. Und wir waren abgesichert. Und wir haben früh gelernt, die Gefahren einzuschätzen. Da waren auch blöde Mutproben dabei – in unserem Fall hatten wir Glück und die richtig doofen Ideen haben entweder gar nicht geklappt, waren langweilig oder sind gut ausgegangen.

Für uns gehörten alle Tiere rundherum dazu, wir waren im Stall, hatten Jobs: neugeborene Kälbchen füttern, bei den Pferden ausmisten, die Hühner raustreiben und Eier abtragen. Für uns gehörte die Tiere dazu, dass die Schwalben jedes Jahr wiederkommen, um im Stall Nester zu bauen, dass Katzen Mäuse fangen, dass Schweine stinken, alles „normal“.

Was ich durch meine Kindheit auf einem Bauernhof vor allem gelernt habe, ist der Respekt vor dem Tier, die Achtung für das Leben. Ich habe einen sehr liebevollen Umgang mit Tieren kennengelernt, unsere Belegschaft hat immer eine aufmerksame Fürsorge bekommen. Abläufe beim Füttern wurden nach Möglichkeit eingehalten, damit die Tiere nicht beunruhigt werden sollten. Merkt man heute noch an den Sommergästen auf der Weide, mein Vater schaut dort viel nach dem Rechten und achtet darauf, dass zum Frischfutter von der Wiese auch genug Heu in der Traufe ist …


Vor einiger Zeit hab ich mal bei einer Blogparade zum Thema Kindheitserinnerungen mitgemacht, die allerdings nach 3 Themen nicht mehr stattfand. Ich hab dazu noch so viele Gedanken, dass ich mir gedacht habe: tolle Idee, das würde ich gerne weiter verfolgen. Und deshalb mach ich das jetzt, und erinnere uns alle an unsere Kindheit. Wer mag und wem etwas dazu einfällt, schreibt etwas dazu, entweder in den Kommentaren oder mit einem eigenen Blogpost – und freu mich sehr auf viele Geschichten unserer bestimmt manchmal sehr ähnlichen und dann wieder ganz unterschiedlichen Kindheitserinnerungen. Und auf den Austausch dazu. Mal sehen, wer dabei ist?

Dorfkinder

Am Sonntag habe nicht nur ich das schöne Wetter für einen ausgiebigen Spaziergang genutzt. Viele waren unterwegs. Das haben sich auch die 3 geschäftstüchtigen Jungs aus der Nachbarschaft gedacht und an der Hofeinfahrt einen Verkaufsstand aufgebaut. Schon aus der Entfernung wurde ich vom Jüngsten angesprochen: „Magst du uns was abkaufen?“ „Was habt ihr denn?“ Darauf begleitete er mich die paar Meter und erklärte, dass es Deko-Osterhasen aus Holz seien. Die hat sein Papa gemacht (in verschiedenen Größen, Formen und Stärken, richtig schön!). „Wieviel wollt ihr denn dafür?“ Vorsichtige Antwort: „4 Euro …“ für die Großen. Je kleiner, desto billiger. Die 3 ergänzten sich beim Verkaufsgespräch und in der Beratung.

Da ich kein Geld dabei hatte, fragte ich, ob ich später einen holen dürfte. „Klar, welchen willst du? Wir legen dir den beiseite.“ Ich hab die Geschäftstüchtigkeit gelobt, gegrinst, wie die 3 an einem Sonntag „arbeiten“, um ihr Taschengeld aufzubessern. Nur war, als ich 2 Stunden später wiederkam, keiner mehr da … also haben sie entweder bis dahin genug Umsatz gemacht, oder es wurde zu langweilig? 🐇😉

Das mit dem Sonntagsspaziergang

Gestern bin ich mit einem alten Freund spazierengegangen, war zapfig kalt, aber wir haben eine Strecke gefunden und konnten von den gesamt etwas mehr als 10 Kilometern die meiste Zeit einfach die sonnige Kälte genießen. Es tut gerade immer wieder sehr gut, mich etwas zu Erden, seine bodenständige Sicht der Dinge war einfach nur wohltuend.

Wir haben stundenlang niemanden getroffen, dann sind wir mitten in eine Video-Produktion gelaufen: eine ganze Truppe hat in der Eiseskälte in mitunter nicht gerade wärmenden Klamotten einen Film für eine bevorstehende Hochzeit gedreht. Da musste einiges an Alkohol rein, damits nicht zu Klamm wurde.

Und eben bekomme ich eine SMS, dass sich die Truppe dann, statt den Film fertigzudrehen, „Gedanken“ gemacht habe, schließlich ist mein alter Freund glücklich verheiratet. Hui, bei manchen Gedanken bin ich durchaus froh, dass ich sie nicht denken muss … zum Glück hat mir dieser Sonntagsspaziergang ansonsten einfach nur gut getan. Ich bin im „Flow“.

Kommt gut in die Woche