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#Heimatverliebt – „Guad“ essen in der Hallertau

Italienisch, griechisch, asiatisch … die Auswahl an guten Essensangeboten ist heutzutage auch in ländlichen Regionen äußerst international geworden. Bei meinen Tipps konzentriere ich mich aber auf traditionell-bairische Küche aus und in der Hallertau, empfehlen möchte ich die Auswahl aus unterschiedlichen Gründen, vor allem, weil überall ein stimmiges Preis-Leistungsverhältnis geboten wird.

Zunächst der Alte Wirt in Mauern, eine Gastwirtschaft mit jahrhundertealter Tradition. Ob zum sonntäglichen Mittagstisch a la carte oder für Familienfeiern und Feste: die Küche ist gutbürgerlich, solide gemacht und schmeckt immer. Übrigens nicht nur die Klassiker, hier klappt auch saisonal oder eher ungewöhnlich.

Als Landgasthof mit Leidenschaft bewirbt sich das Gasthaus Rockermeier in Unterpindhart, die Karte setzt auf traditionell-bairische sowie mediterrane Gerichte. Zum baulichen Schmuckkasterl gehört auch ein schöner Biergarten und die hauseigene Brauerei. Eine Besonderheit sind mittelalterliche Feste mit historischen Mahlzeiten.

Auf genussvolle Abenteuer im Herzen der Hallertau lädt das Gasthaus Spitzer in Osterwaal ein. Inspiriert aus Bayern und Südtirol lässt sich Koch Stefan sogar über die Schulter schauen, er gibt Kochkurse. Kräuter und Gemüse kommen aus dem eigenen Garten, Fleisch und weitere Zutaten von Lieferanten aus der Region. Die etwas abgelegene Lage beitet übrigens einen großen Vorteil: beim Essen genießt man neben dem tollen Geschmack der Speisen dort auch einen wundervollen Blick aufs Hopfenland.

Auch im Gasthaus Ostermeier in Gütlsdorf hat Junior Josef gemeinsam mit seiner Schwester die Küche übernommen und konzentriert sich auf saisonale Besonderheiten wie Pilze, Wild & Co. Besonders beliebt sind Gourmet-Abende, thematisch inspiriert von regionalen Erzeugnissen, oft unerwartet, immer individuell verfeinert. Daneben setzen die Betreiber  auf eine eigene Burger-Karte – und haben zudem einen Obstgarten, in dem ich die Sommermonate zu gerne verbringen würde.

Urig ist’s beim Schofara in Siegenburg, vom ehemaligen Schafhof gibt’s noch viele typische Utensilien, daneben hängen Musikinstrumente. Tatsächlich sind es heute vor allem die Gänse (und Enten?), die das Jahr über aufgezogen werden, und im Herbst beim „Ganslessen“als Braten Gourmets aus der Umgebung anziehen. Fleisch, Wild und heimische Gemüse stammen aus der Umgebung, ich kann die Spargelsaison für einen Besuch sehr empfehlen. Oder die Wintermonate, da wird der offene Kamin angeheizt, in dem sogar gegrillt wird.

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Jule lädt zum Schreibprojekt „Heimatverliebt„, in diesem Monat lautet das Thema „Restaurants in deiner Heimat“. Mittlerweile hat die heimische Küche sogar den Hopfenspargel wieder als Delikatesse entdeckt. Generell hat die Hallertau viele Spargelbauern, deshalb wird in meiner Heimat die Spargelsaison überall mit heimischen Produkten zelebriert. Und nur als Tipp, bei uns sollte man eher nach einem Wirtshaus, Gasthaus oder Gastwirtschaft fragen, „Restaurant“ ist ein nicht sehr gebräuchlicher Suchbegriff. Mehr Heimatliebe aus unterschiedlichsten Regionen findet ihr unter dem Suchbegriff „Heimatverliebt“.

Sonntagsfreude: die runde 7

An diesem Wochenende haben wir 2 besonders liebenswerte Menschen gefeiert. Erst den Papa der besten Freundin. Mit viel Dankbarkeit im Herzen, denn in den letzten Jahren kamen oft Zweifel, ob er noch da sein wird, wenn wir seinen 70. Geburtstag feiern … Er ist. Und gestern war er auch herzerwärmend präsent. Ist sitzengeblieben, obwohl es um ihn so trubelig war. Hat sich über die Geschenke und die Gesellschaft sichtlich gefreut. Gut, es waren nur Menschen da, die er mag. Wären andere gekommen, hätte er sich wie sonst auch rasch wieder verkrümelt. Ich hab mich so gefreut, 2 Stunden neben ihm zu sitzen und ihn immer wieder lächeln zu sehen. So schön haben es ihm seine Mädels gemacht, den Tisch liebevoll mit Rosenblüten aus dem Garten verziert, köstliche Kuchen und sogar Rohrnudeln gabs. Er ist schon ein Glückspilz und wird sehr geliebt. Gestern schien es fast, als ob die Demens ihm einen Tag Pause gegönnt hat, was für ein wunderbares Geschenk.

Anschließend bin ich übers Hüggelland in einen Landgasthof nahe Landshut gefahren (gestern so herrlich klar, dass ich unterwegs immer wieder Panoramablicke aufs Isartal, die Martinskirche und Burg Trausnitz bewundern dürfte). Dort der 2. Jubilar du jour, mein Onkel feierte mit großer Gesellschaft die Runde 7. Meine älteste Cousine meinte treffend: das ist schon eine andere Party, als unser Opa 70 wurde ging es gediegener zu … Leider war die Familie wieder nur im kleinen Kreis vertreten, mehr als die Hälfte der Nichten und Neffen haben meinem Onkel angesagt, auch 2 der 7 Geschwister sind nicht gekommen. Die 100 Gäste bunt gemischt, alle Altersklassen, Mitarbeiter, Vereinskollegen, Familie und Freundeskreis. An langen Tafeln begrüßt von meinem Onkel mit Worten einer tiefen  Dankbarkeit, für sein Leben und die Menschen, die ihn auf seinem Lebensweg begleiten. Eine schöne Idee hatte mein Cousin für seine Laudatio, statt über Jahrzehnte sprach er über  7.0, die 10 Jahrsiebtel des Jubilars. Leider meinte er es zu gut, nur wenige der Anwesenden konnten seinem so inhaltsreichen Vortrag über die deutlich mehr als 27 Minuten Länge mit der gewünschten Aufmerksamkeit folgen. Selbst das Geburtstagskind hat wohl den Faden verloren … Auch die Enkelkinder haben ihrem Weltbesten Opa ein Gedicht gewidmet und ihm einen Pokal samt Medaille verliehen, der stilecht auf einem Siegerpodest  und mit Konfettiregen überreicht  wurde. Eine waschechte Sambatänzerin aus dem Herzen des brasilianischen Karnevals brachte Feuer in die Bude. Wenngleich die Mehrheit der gemütlich-bairischem Gesellschaft nach dem deftigen Essen vielleicht auch mit einem Schnaps glücklich gewesen wäre …

Schön war’s, beides für sich. Angepasst an die jeweilige Lebenssituation der beiden Neu-70er, denen ich von Herzen Glück, Gesundheit und Zufriedenheit wünsche. Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita.

Bergglück

Die letzten beiden Tage durfte ich auf „dem Berg“* verbringen. Schön wars – und auch ganz schön anstrengend 🙂 Ich bin leider keine Gemse, der das Steigen nicht die geringsten Probleme bereitet. Es war ein richtiger Abenteuer-Ausflug: 6 Kinder (zwischen 7 und 12) und 6 Erwachsene machen sich am Samstag in aller Früh auf Richtung Alpen. Die Anreise in 2 Autos wird auf Männlein und Weiblein aufgeteilt, was gesprächs-interessen-thematisch dann auch ganz gut passt. Kurz vor Oberau Ende Gelände mit der stressfreien Fahrt: wir sind doch tatsächlich nicht die einzigen auf der Autobahn und überhaupt Richtung Garmisch, wie kann das bei so Traumwetter nur sein?

Etwas später als geplant, dafür bei strahlendem Sonnenschein, gehts vom vollkommen überfüllten Parkplatz bei Elmau gut bepackt los. Der erste Streckenabschnitt führt uns recht entspannt über gut ausgebaute Wege am Bachlauf entlang zur Wettersteinhütte. Dort ist zum letzten Mal in dieser Saison geöffnet, wir sind grade noch rechtzeitig da, um für den ganzen Tisch eine köstliche Pfannkuchensuppe zu ordern. Die Gruppe nach uns geht leer aus – beziehungsweise haben die dann einfach was anderes bekommen, was auch weg musste 😉

Weiter übers Schachtentor – und spätestens auf halber Höhe merkt man, dass die vielgerühmte Kondition schon mal besser war. Egal, denn zum Glück ist, wenn man „endlich“ oben ist, die Anstrengung schnell vergessen. Ok, das Knie zwickt und die Beine gehen weiterhin wacklig übers angrenzende Geröllfeld. Aber ich habs gepackt – und darauf kommts am Ende an, oder? P1120964P1120962

Endlich am Schachenhaus angekommen noch kurz die Nachmittagssonne genießen, den Kindern beim genussvollen Vernaschen des Apfelstrudels mit einem Becher heißer Schokolade zuschauen, dann wechseln wir langsam aber sicher in den Wirtsraum. Man merkt: in den Bergen kanns Ende August schon merklich kühl werden. Trotzdem: im Rückblick war der Tag einfach perfekt, knapp über 20 Grad, weißblauer Himmel, viel Sonne, immer wieder atemberaubende Ausblicke. Besonders schön ist dieser Wechsel der Wolken, der Verlauf mit kleinen Veränderungen, dem man an einer Bergwand wahrscheinlich stundenlang zuschauen könnte, ohne dass einem langweilig wird?

Der Abend vergeht angenehm kurzweilig, Memorie spielen, anderen Hüttengästen zuhören und -schauen, alte Geschichten erzählen, Neues erleben – kurz nach 10 dann Katzenwäsche, Zähneputzen, hundemüde ab ins Hüttenlager. In unserem Fall ist das ein nicht zu großes Zimmer, 12 Schlafplätze in Stockbetten. Kinder oben, Erwachsene unten. Nachdem ich mich auf dem Rückweg ganz kurz in ein fremdes Zimmer verlaufen habe und so über mich selbst lachen muss, dass spätestens alle wieder ganz wach sind, heißt es Licht aus, jetzt wird geschlafen. Klappt super, 12 Menschen auf engstem Raum, immer wieder ein leises Wispern, Kichern, oben wie unten. Erholsam schlafen fühlt sich anders an? Egal, dafür geht man früh ins Bett, wacht nachts immer wieder auf und freut sich, ganz hoch oben in den Bergen zu sein.IMG_1660P1120978

Der nächste Morgen bricht völlig anders als gewünscht an, statt sonniger Sonnenaufgang ist und bleibt es um uns wolkenverhangen, neblig, verregnet. Es sind gefühlt Minus-Grade, das Frühstück verläuft nicht nur angesichts der übersichtlichen Auswahl verhalten. Wir halten uns trotz  Schmuddelwetter an den Plan, besuchen den botanischen Alpengarten – sicherlich sehenswert bei schönem Wetter (wie im Link), aber vor lauter Regen macht das schlicht keinen Spaß. Die Führung durch das Schachenschloss verläuft im Trockenenen, ein großer Pluspunkt. P1120970

Aber die Führung hätten wir auch bei schönem Wetter gemacht, das muss man gesehen haben. Rund 20 Berghütten hatte der Herr Papa unserem Märchenkönig Ludwig II. vererbt und keine genügte seinen Vorstellungen? Das Schachenschloss ist nun wirklich keine Hütte, wie wir sie uns vorstellen würden, schon im Erdgeschoss ein Kachelofen in jedem Raum, Verzierungen, fast luxuriös zu nennen, plus atemberaubende Ausblicke (sicherlich, bei schönem Wetter, bei der Führung darf man eh nicht rausschauen). Und der maurisch-orientalische Saal im Obergeschoss – ein Traum aus 1001 Nacht. Man kann sich richtig vorstellen, hier mit Freunden einen Abend zu chillen. Toll! Nur hat der arme Ludwig da irgendwie ganz allein gefeiert, außer seinen Dienern scheint er keine Gäste gehabt zu haben …? Hm.

Dann der Abstieg, den ich schnell abhandeln kann: Regen, Regen, Regen. IMG_1661Immerhin gabs zur Halbzeit eine kleine Regenpause, kurzer Sonnengruß vor der Wettersteinwand, dafür kam dann noch mehr Regen runter. An den Autos angekommen wollten 6 Kinder am liebsten sofort und nur noch zu Hause sein, 6 Erwachsene hatten Hunger. In diesem Fall haben sich die Großen durchgesetzt und wir haben in einem Landgasthof unterwegs Halt gemacht, auf den ersten Blick eher groß, für ganze Busladungen geeignet, überfüllt. Auf den zweiten Blick gutes Essen, schneller Service, faire Preise. Auch die Kids waren mehr als zufrieden und die restliche Heimfahrt verlief mit vollen Mägen friedlich, ohne Zwischenfälle, einem Entspannungs-Sonntagabend entgegen.

IMG_1663Über ein paar kleine Erlebnisse und Beobachtungen werde ich irgendwann noch mal detaillierter schreiben, mir hat es riesig Spaß gemacht, gerade so ein Wanderausflug mit Kids mit Übernachtung auf einer Berghütte ist toll, sollte wiederholt werden. Auf meinen Merkzettel für den nächsten Bergausflug gehören ganz wichtig mehr Kondition sammeln, den Rucksack so packen, dass alles, was als Erstes gebraucht werden könnte, auch griffbereit liegt UND nicht zu vergessen die Kamera griffbereit haben. Ich hab leider nur ganz wenige Aufnahmen gemacht, was vor allem für Tag 1 superschade ist, da ich so viele wunderbare Bilder von der Natur, aber auch von unserem Sitzen in der Stube am Fenster, im Hintergrund das gewaltige Felsmassiv im Abendlicht, in meinem Kopf hab. Aber eben nicht als Bild. Deshalb hab ich eben etwas rumgesucht und hier fast unsere Tour mit wundervollen Bildern und anderer Wetterlage gefunden (erweitert bis zur Meilerhütte, die vom Schachenhaus nochmal etwa 1,5 Stunden Wanderung entfernt ist), hier gibts ein paar mehr Facts zum Schachenschloss – tja, diese Punkte der Merkliste sind äußerst wichtig 🙂

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*mit „dem Berg“ bezeichne ich weniger einen bestimmten, als vielmehr das Lebensgefühl, das sich mit dem in die Berge gehen, irgendwo raufgehen, den Ausblick von oben genießen, etc. verbindet 🙂