Schlagwort-Archive: küche

Besuchswochenende – und Essen mit Kind

Dieses Wochenende war die bezaubernde Nichte bei den Großeltern zu Besuch. Volles Haus, denn natürlich reicht es nicht, dass Oma und Opa da sind, auch die Onkel und Tanten sind als Bespaßungsprogramm fest eingeplant. Als Teil einer Großfamilie und auf einem Bauernhof alles kein Problem: genug Platz und immer was los. Immer jemand da. Immer Programm. Toll, denn die Nichte hat ja weder Geschwister noch Cousinen oder Cousins vor Ort, die mit ihr um die Häuser ziehen könnten. Also schon wichtig, dass ein paar mehr „große“ Kinder da sind. Zum Spielen. Und Blödeln. Und überhaupt.

Wenn da nicht das Thema Essen mit Kind wäre. Denn die Großeltern haben geregelte Essenszeiten. Mein Papa wird an Besuchwochenenden richtig nervös, denn seine gewohnten Routinen finden nicht statt. Schon beim Frühstück ist er gewohnt, einfach zu essen. Allein. Die Zeitung vor sich über den gesamten Tisch ausgebreitet. Sonst noch jemand? Warum? Warten? Wozu. Er hat einen – durchaus gesunden – Egoismus. Kann man wahrscheinlich verstehen, wenn man seine Geschwister mal kennengelernt hat. Am Tisch kam wahrscheinlich nur der zum Essen, der schnell (und manchmal bei besonderen Leckereien auch listig) war. Immerhin haben wir ihm seine Frühstückseier gekocht, das war schon mal ein großer Pluspunkt. Aber seine gewohnte Ruhe hat natürlich nicht stattgefunden. Und leider ist die Nichte keine großartige Esserin. Im Gegenteil. Erst muss alles genau so zerkleinert werden, wie es ihr gerade durch den Kopf schießt. dann mag sie aber doch keine Boote, Happerle oder Krümel essen. Manchmal gelinde gesagt: sehr anstrengend. Und obwohl wir soooo viel Zeit, also volle zwei Tage miteinander hatten: wer mag zwei Stunden nur mit Essen vertrödeln? Und das 3x täglich, weil Frühstück, Mittag- und Abendessen? Übrigens: Nachtisch? Würde immer reinpassen …

Auch, wenn die Realität ganz anders war, irgendwie triffts das Video. Muss grade sehr vor mich hin grinsen, denn das mit der Übersprungsreaktion stimmt einfach (und erinnert mich an meine Kindheit, da hats auch oft „den anderen“ erwischt):

Familienzeit

Als Teil einer Großfamilie ist man an Trubel zu Weihnachten durchaus gewöhnt. Das Schöne am Erwachsensein ist: man bleibt gerne zu Hause, genießt diese Stunden. Ohne Stress, ohne das permanente Gefühl, woanders mit anderen Menschen in einer anderen Umgebung sein zu wollen. Daheim ist ein Wort, das wohl mit den Jahren an Wert gewinnt?

Für meine bezaubernde Nichte und ihre Eltern gilt das nur für den Heiligen Abend, an den Weihnachtsfeiertagen besucht man jeweils Ona und Opa. Ist also unterwegs und on the road. Da gibts dann noch mal Geschenke für alle, die alle vom 3jährigen Geschenke-Chef-Auspacker vom Papier befreit werden wollen. Um die Geschenke selber geht’s dabei gar nicht so sehr, Hauptsache, viel zu tun. Der gestrige Tag war ansonsten himmlisch harmonisch. Nichte und Tante ein eingespieltes Chaos-Team mit vielen kleinen Geheimnissen, die keiner sonst mitbekommt. Was haben wir gezwinkert und gekichert. Der Opa endlich mal voll gefragt, kurz vor dem Mittagessen beim Malen mit Wasserfarben (bleibt angesichts der Interessen meines Papas wohl einmalig und muss deshalb hier unbedingt festgehalten werden) und später im Stall beim Kühefüttern und versorgen. Es gab eine wohlverdiente Ruhepause, denn alle haben den Mittagsschlaf genutzt, um sich vom schweren Festmahl zu erholen. Danach eine kurze Mädelsrunde in die Dorfkirche, Kripperl schauen und ein paar weihnachtliche Liadl singen. Der Herr Papa war zwar auch dabei, ihm wurde aber sehr schnell das Liedbuch weggenommen und der Oma vorgelegt, „du kannst besser singen“. Und ja, gestern haben zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder 4 Frauenstimmen, 3 Sopran und eine glockenhelle Kinderstimme, unsere Dorfkirche zum Klingen gebracht. Und ob Kling Glöckchen Klingelingeling ein Kirchenlied ist oder nicht war mal sehr nebensächlich – V. kann jeden Ton und alle Strophen.

Der Tag war rum wie nix … Viel zu schnell, so schön war die Zeit. In meiner Kindheit war es übrigens auch der erste Feiertag, damals sind wir zu den Großeltern gereist. Wie alle anderen Geschwister meines Vaters nebst Familien auch. Ruhig wars da eher nicht, in meiner Familie väterlicherseits redet „man“, viel und laut. Wir Kinder waren meist schnell wieder raus aus der Küche, Cousinen und Cousins versammelten sich im Wohnzimmer. Spielen, später auch Fernsehen. Highlight des Nachmittags: die Oma-Weihnachtstüte, für jeden der über 20 Enkel identisch befällt, Geld, Nikolaus, Mandarinen, Erdnüsse, Plätzchen. Und die Brotzeit, mit hartgekochten Eiern und Essiggurken. Und danach wollten wir auch nur noch heim. Komisch, aber diese Nachmittage waren auch mal viel zu lang, und manchmal auch ganz schön langweilig ….
Schlimmer war immer der 2. Feiertag, die Einladung zu den Großtanten, Schwestern meiner Oma mütterlicherseits. Da gabs eine ordentliche Kaffeetafel, oft Torte, Kaffee, Kuchen. Wir Kinder mussten leise und gesittet sein – äh ja, genau. Es gab außer nach draußen gehen keine Spiele, und da durften wir nicht in den Dreck, weil sonst geschimpft wurde… Ach, was waren wir froh, wenn Weihnachten endlich rum war? Kaum zu glauben!

Freu mich heute sehr auf den Abend, leckeres Essen (was sonst?) und einen kleinen Kreis liebster Menschen. Weihnachtszeit ist so kostbar!

Adventszeit in meiner Kindheit

Als ich Kind war wurden Lebkuchen nicht schon ab August im Supermarkt verkauft. Die Adventszeit begann mit Binden und Aufstellen des Adventskranzes, pünktlich zum 1. Advent. Ich hab die Wochen geliebt, denn auch beim sonntäglichen Kirchgang gab es jetzt 4 mal etwas zu erleben: jedes Mal wurde jetzt eine andere Kerze angezündet. Und ein Lied hatte 4 Strophen, jeden Sonntag wurde eine andere gesungen. Den Adventskranz zu Hause durften altersabhängig wir Kinder anzünden, als Älteste genoss ich da einen der seltenen Vorteile, entweder hab ich es selbst gemacht oder einem meiner Geschwister die Erlaubnis erteilt.
Besonders war für uns jedes Jahr der Barbara-Tag, an dem wir Kirschzweige in eine Vase stellen durften – bis Weihnachten sollten sie blühen. Hat nicht immer geklappt, aber das war eine wirklich schöne und sehr aufregende Tradition. Ich nehme mir seit Jahren vor, das weiterzuführen. Und auch in diesem Jahr verpasst, sehr schade.
Der Nikolaus – der übrigens, wie in Bayern üblich, immer den furchteinflößenden, mit Ketten rasselnden, uns mit der Raute ärgernden Krampus dabei hatte – hat uns immer mit kleinen Geschichten überrascht. Was wir besonders gut gemacht haben, wo wir mal weniger artig waren, was den Eltern das Leben schwer gemacht hat, am Ende immer die positive Überleitung zu einem kleinen Beutel. In dem viele Erdnüsse, leckere Mandarinen, etwas Schokolade und eine Überraschung steckten. Die Nikolaustage waren auch toll, wenn es der vielbegehrte Mann nicht zu uns geschafft hat, unsere Sackerl hat er dann netterweise vor der Haustür oder in der Garage abgelegt, je nach Wetterlage.
Meine Mama war schon immer eine vielbeschäftigte Frau, Plätzchenbacken gabs erst in der Adventszeit, nicht immer mit uns Kindern. Uns hat das zwar Spaß gemacht, wurde aber auch rasch langweilig. Wir hatten Sorten, die wir ausgestochen haben, so ein zwei Blech, den Rest musste sie dann machen, Spielen war schon wieder spannender. Trotzdem erinnere ich mich an den Geruch des von frisch gebackenen Plätzchen, der sich im ganzen Haus verteilt hat, der für mich fest in diese Zeit gehört und den ich so gerne schnuppere.
Der Weihnachtsbaum wird bei uns traditionell erst am 24. aufgebaut, mein Vater sucht aber in der Adventszeit schon einen schönen Baum im Wald aus, der dann rechtzeitig geschlagen wird. Die Stunden vor dem Heiligen Abend waren wir Kinder auch früher schon ins Schmücken mit integriert, vor vielen vielen Jahren wurden wir an einem stürmischen Weihnachtstag auch mal mit Strohsterne-Basteln beschäftigt, um vor lauter Aufregung nicht durchzudrehen. Und dann begann das Warten aufs Christkind. Oft steckten wir schon bettfertig im Schlafanzug, wurden auf die Couch neben dem warmen Holzofen in der Küche gesetzt, Oma oder Tante mussten uns beschäftigen, damit wir das Christkind nicht vom Geschenke vorbeibringen abhalten konnten … Adventszeit, Warten aufs Christkind, das waren herrliche Kindheitstage. Einfach schöne Erinnerungen, die ich nicht missen möchte.

20131208-062029.jpg