Im Rahmen der Renovierung wird ein ehemaliges Kinderzimmer eine neue Rolle bekommen, es ist das frühere Zimmer meiner verstorbenen Schwester. Seit Jahren wird dieser Raum nur Höhle genannt, denn zu ihren Lebzeiten und auch seitdem war es eine Art Rumpelkammer. Immer schwer, sich zwischen Klamotten, Büchern und sonstigem Krimskrams einen Weg zum Bett zu ebnen … Das mit dem sehr eigenen Ordnungskonzept hatte auch mein Bruder, der die Höhle nach ihr „behauste“, übernommen. Für mich spielt es eine große Rolle, dass wir diesen Raum künftig mehr in unser aller Mitte rücken. Deshalb wird er irgendwann mal (wenn wir dazukommen) eine keine, gemütliche Wohnküche. Ein Ort, um zusammenzukommen, sich beim Essen nett zu unterhalten. Mit einem schönen Blick … Und der liebevollen Erinnerung an einen besonderen Menschen, auch noch in Jahren mit einem Schmunzeln, denn wir werden das Zimmer bestimmt auch weiter Höhle nennen.
Schlagwort-Archive: Kinderzimmer
Superwoman
Kürzlich kam Mademoiselle nach einem Tag im Schnee nach Hause und entledigte sich selbständig sämtlicher dicker Kleidungsstücke. In T-Shirt und Strumpfhose stakste sie in ihr Zimmer, um einige Zeit später in einem neuen Outfit wieder bei der Familie im Wohnzimmer zu „erscheinen“. In ihrem geheimen Kinderzimmer-Reich hat sie sich ein Kostüm der Superlative zusammengesucht. Im Gürtel über der Strumpfhose steckten ein altes Handy, ein Stift und noch ein paar weitere kostbare Utensilien. Auf dem Kopf ein Partyhütchen von einer vergangenen Geburtstagseinladung. Die Augen versteckt hinter einer Papp-Maske. Ergänzt durch einen Stoffrest, als Umhang über der Schulter geknöpft. Der nun zum großen Auftritt selbstbewusst mit beiden Armen begleitet von einem fröhlichen Lachen ausgebreitet wurde: „Hier kommt Superwoman!“
Leider kein Bild – zu schade!
Kino im Kinderzimmer
Letztes Wochenende war ich Freunde besuchen, und wurde zum ersten Mal ins rosa Mädchen-Kinderzimmer eingeladen. Dort gabs eine kunterbunte Ansammlung von Plüschtieren, viel Farben, viele, viele, viele Spielsachen. Und durfte einen Blick ins Zimmer des großen Bruders werfen – das ein Schulkindzimmer geworden ist. Aber früher, noch gar nicht so lange her, da war es ein großer Kinosaal …
Jedes Mal, wenn wir Freunde der Eltern eingeladen waren, dann gab es einen Zeitanteil, der besonders kostbar war. Irgendwann wurden wir in dieses Zimmer eingeladen. Das ist nicht selbstverständlich, im Gegenteil. Schließlich sind wir Erwachsene, also nicht wirklich Spielgefährten. Umso mehr wert war uns das. Und es war jedes Mal eine besondere Einladung, denn unser Freund Felix hat sich ganz speziell vorbereitet: er hat Spielsachen so beiseite geräumt, dass wir Großen ausreichend Platz hatten, uns dazwischen auf dem Boden bequem ausstrecken konnten (mehr oder minder). Er hat eine Auswahl getroffen, sich überlegt, was auf dem Programm steht, Tickets vorbereitet, uns Spielgeld überreicht, damit wir uns auch Getränke und Popcorn leisten konnten. Dann kam er runter ins Wohnzimmer und hat die Einladungen verteilt. Und wir sind diesem Ruf immer sehr erwartungsvoll gefolgt, denn was uns erwartet hat war schließlich sehr besonderes Kino – ein Film, den es sonst nirgendwo zu sehen gab.
Nicht, was ihr jetzt denkt, da war kein DVD-Gerät, kein Fernseher, kein Laptop oder Beamer aufgebaut. Nachdem wir Eintritt „bezahlt“ haben und Felix uns – natürlich gegen Bezahlung – mit Getränken und Popcorn versorgt hat erwartete uns immer eine Überraschung. Manchmal hat er uns die Geschichte erzählt, wir mussten selbst unsere Phantasie mit Bildern befüllen. Manchmal lief ein Hörpiel oder sogar Kassetten mit einem richtigen Kassetten-Recorder wurden abgespielt (!). Und Felix gab die Anweisungen dazu, wo gerade was zu sehen war. Manchmal lief oder flog am Fenster ein Drache vorbei, die 3 Fragezeichen mussten spannende Rätsel lösen oder Helden bestanden große Abenteuer.
Ich habs geliebt und dieses Kino im Kinderzimmer ganz tief in meinem Herzen abgespeichert. Für mich waren das sehr besondere Augenblicke, denn ich mag es, von anderen Menschen mit auf eine spannende Reise in ihrer Gedankenwelt genommen zu werden.