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Rüblitorte und Dinosaurier

Heute war ich zum Geburtstag eingeladen, wohlgemerkt zu einem Erwachsenengeburtstag. Ganz genau zum 40. Geburtstag einer alten Freundin.

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Und habe einmal mehr die Beobachtung gemacht: sobald Erwachsene Kinder haben wird die eigene Geburtstagsfeier meist zu einem großen Kinderfest. Ganz einfach, weil sich über kurz oder lang alles um ein Kind dreht. Das Kind packt Geschenke aus, baut sein Spielzeug auf, beschäftigt die Erwachsenen, … Hatte heute einen ganz besonderen Charme. Der kleine Große hat uns bespaßt, eine große musikalische Einlage „angekündigt“ und eine ganze Dinosaurierhorde auf die Geburtstagstafel geschickt. Er hat auch ein Buch, kennt neben T-Rex auch andere Namen, die ich nicht auf Anhieb aussprechen kann und war schin auf der Dino-Show. Und der ein oder andere Erwachsene wird bei so viel Begeisterung gerne wieder zum Spielkind. Ich auch… Der Effekt des Kindergeburtstags relativiert sich übrigens laut meiner eigenen Erinnerung, sobald mehr als 2 Kinder unter den Gästen sind oder sobald die Kids in das Alter kommen, in denen Erwachsene uncool sind.
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Noch ein kleiner Exkurs – ich mach mir ja gerne so meine Gedanken: ich bin keine Tortenbäckerfee, dafür sind Mama und meine Schwester zuständig. Aber ich wollte eine Torte oder einen tollen Kuchen „zaubern“. Und ich find meine Rüblitorte ist gut gelungen – kann man verschenken, oder? War übrigens einer von 4 Kuchen für Erwachsene plus ein eigener Kinder Kuchen für 7 erwachsene und einen kleinen Esser 😉

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Kinderessen Teil II

Auch eine Ernährungsstrategie für Kinder stellt Frau Paltrow gerade in der PR-Kampagne für ihr neues Kochbuch vor – scheint gelungen, schließlich wird darüber seit Tagen/Wochen auf allen Kanälen heiss diskutiert. Heute habe ich dann auch noch einen netten Blogbeitrag in Muttis Nähkästchen gelesen, wie man Kids dazu bringt, dass sie sich mehr für Gemüse interessieren. Allerdings gehts dabei mehr darum, das Gemüse selber anzubauen, was für Kinder tatsächlich ganz faszinierend sein kann – als darum, wie man sein Kind dazu bringt, das selbst Gezüchtete dann auch zu essen?

Wie hat meine Freundin und Frau Mama meiner beiden Patenkinder gestern so nett kommentiert: manchmal würde man seine Kinder schon ganz gerne zum selber Einkaufen und Kochen verdonnern, vor allem, wenn man ihnen ein liebvolles Menü kredenzt und beide dann maulen, warums denn keine Pfannkuchen gibt. Ist schon gar nicht einfach, die Kids zu ernähren? Was bliebe bei meiner Nichte übrig, würde sie keine Nudeln zu sich nehmen, keine Breze essen und auch sonst Kohlehydrate verweigern? Waren Eis und Schokolade nicht auch Kohlehydrate? Huch! Da wirds dann schon schwer, ihr Nahrung zuzuführen. Hin und wieder ein Obst, Gemüse geht allenfalls als Beilage und eher zufällig (auch wenn es toll ist, beim Gemüseschnippeln zu helfen …)

Mir fällt gerade ganz liebevoll mein Patenkind Nummer 1 ein: kaum war er alt genug, um abends mit am Brotzeittisch seinen Brei gefüttert zu bekommen, hat er hingebungsvoll jeden Bissen verfolgt. Vom Teller bis zum Mund – um dann neidvoll den nächsten zu beobachten und ganz sehnsüchtig mitzukauen. Sobald er konnte hat er Baby-Essen verschmäht und viel lieber Käse, Wurst, Gemüse (ich kann mich erinnern, dass auch mein Gemüse häufig in seinem Mund verschwunden ist) genossen. Das hat zumindest ein paar Jahre echt gut funktioniert, auch wenn er heute wohl täglich Pfannkuchen essen könnte?

Mein Lieblingsessen mit Erinnerungswert mit dem Großen war übrigens auf S.s Taufe: für die Kinder gabs Essen an einem separaten Tisch, mit Nachtisch, einem großen Eis. Als später bei den Erwachsenen der Nachtisch serviert wurde kam der große Bruder ganz unauffällig auf meinen Schoß gekrochen, um scheinheilig nachzufragen, ob wir uns meinen Erwachsenen-Nachtisch teilen könnten. Wohl wissend, dass er damit noch mal eine komplette Portion allein verspeisen würde. Tja, aus dem sich gesund ernährenden Kind ist eine Naschkatze geworden – aber auch das kann sich wieder mal ändern, oder?

Mei oh mei

Kinder sind aufmerksame Beobachter – und halten uns Erwachsenen dadurch gar nicht selten einen Spiegel vor, den wir nicht vorgehalten bekommen wollen. Der nachweist, dass trotz allen Coolseins, das man sonst für die eigene Person in Anspruch nimmt, uncoole Sprüche wie „Mei oh mei“  aus dem eigenen Mund kommen.

Oder das bei Eltern so beliebte S-Wort … Meine zweijährige Nichte kann super S… sagen (und weiss spitzbübisch ganz genau, dass sie’s nicht sagen soll). Mei oh mei kommt mittlerweile nicht nur nach Gesprächen mit der Oma zum Einsatz – sie saugt alles auf, also auch die Aussprüche, die gar nicht für sie gedacht sind!

Dieser Spiegel, manchmal einfach nur witzig, grade wenn’s spezifische Woerter sind, die nicht so häufig im Einsatz sind, die man nur in der Familie nutzt. Wir „schnabulieren“ gerne, wenn’s um leckeres Essen geht, sind in jeder Lebenssituation „schnell“, auch beim Warten und von unserem Herrn Papa haben wir Kinder schon früh gelernt, dass „Kreizkruzifix“ einfach nur ein Begriff ist, für jede Lebenssituation passend einsetzbar. Weshalb meine Schwester ihn aktiv in die Erziehung ihrer Tochter einbindet …

Gar nicht mal so einfach, in der Sprache des heranwachsenden Kindes so häufig gespiegelt zu werden? 😉

An was man sich erinnert – und woran nicht

Kinder leben im Augenblick – warum soll ich jetzt schon mit Spielen aufhören? Gerade ist es toll! Warum soll ich jetzt schon ins Bett? ich bin noch gar nicht müde? Mir macht es keinen Spaß, mit der da oder dem da zu spielen – ich mach einfach was anderes. Eine herrliche Einstellung, wenn nur wir Erwachsenen nicht wären, die denken, alles regeln zu müssen. OK, manche Regeln sind gar nicht mal so daneben und ein paar davon müssen natürlich sein ….

Dennoch beneide ich euch Kids schon sehr, denn über vernünftig oder unvernünftig sein hab ich mir in meiner Kindheit wenig Gedanken gemacht. Dafür erinnere ich mich an tolle Nachmittage: eine ganze Bande von Kindern, quasi jeder aus dem Dorf, der laufen konnte, bis hin zu den älteren Jungs (die waren damals für mich irre alt, also 5 oder mehr Jahre älter, puh!). Wir haben Räuber und Gendarm gespielt, das ganze Dorf war unsere Spielwiese. Oder Volleyball im alten Schulhaus. Oder Fußball irgendwo auf einer Wiese. Oder ein Baumhaus gebaut (ok, Haus ist übertrieben: Bretter so zu einer Fläche zusammengefügt, dass es uns Fliegengewichte kurzzeitig getragen hat, das triffts besser). Vereinbarte Uhrzeiten zum Nachhausekommen waren immer schnell vergessen. Ich hab oft Ärger mit meiner Oma und meinen Eltern bekommen, vor allem mit der Oma, denn die hatte für solche Vergnügungen keinerlei Verständnis.

Je älter ich werde, desto mehr wünsche ich mir zurück, einfach nur im Hier und Jetzt zu sein. Nicht immer über „was wäre wenn“ zu grübeln, sondern einfach zu tun und zu erleben. Meistens kann ichs, aber nicht immer.

Warum ich darüber nachdenke? Kürzlich habe ich auf dem Fußmarsch zum Oktoberfest jemanden getroffen, eine Frau hatte mich angesprochen und nach dem Weg gefragt. Wir haben uns dann gegenseitig begleitet und kamen ins Plaudern. Ich hätte sie aus der Entfernung auf 50 geschätzt, tatsächlich erzählte sie mir, sie sei 75 Jahre alt, mache täglich Yoga und achte sehr auf ihre Gesundheit. Sie sei auf dem Weg zu einem Rendezvous, habe sich aber in der Nähe der Wiesn verabredet, für den Fall, dass das nix werde können sie schnell rüberwechseln und trotzdem Spaß haben. Ich musste schmunzeln. Dann hab ich etwas gejammert, schließlich war ich schon etwas erkältet, hatte leichte Halsschmerzen und wäre eigentlich gut schlafend im Bett aufgehoben gewesen. Sie schaute mich schmunzelnd von der Seite an und meinte: „Wenn ich nachdenke, ich erinnere mich an keine einzige Nacht, die ich schlafend in meinem Bett verbracht habe. Auch nicht daran, dass ich mich hinterher besser gefühlt hätte? Das Leben ist draußen, hier und jetzt! Man verpasst zu viel schlafend.“

Wie wahr? Ich hatte übrigens einen meiner schönsten Wiesn-Abende in diesem Jahr, die Halsschmerzen waren schnell vergessen, das Licht war irre, die Stimmung toll. Und ich war unterwegs, habe das Leben gespürt und werde mich daran wohl tatsächlich immer mal wieder erinnern. Wie an die lebendigen Tage meiner Kindheit – und sogar über den Krach mit Oma kann ich heute lächeln, das gehört auch dazu.