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Oide Wiesn

2010 als historische Wiesn begonnen, 2011 als Oide Wiesn sehr erfolgreich gibt’s die besondere Wiesn auch 2013 wieder. Sie gilt als Ort der Entschleunigung, als Rückzugsort. Die langen Schlangen am Eingang werden zwar gern in Kauf genommen, aber irgendwie muss ich jetzt mal der Fairness halber sagen: das ist beim Rest der Wiesn auch so. Diejenigen, die gerne zur Wiesn gehen, nehmen die Menschenmassen überall gerne in Kauf. Und dieses Mal mussten auch auf der Oidn Wiesn Zelte wegen Überfüllung schließen. Ich war dieses Jahr nur zum Durchlaufen in den Zelten und kann einmal mehr bestätigen, dass es eine andere Atmosphäre ist, hier Platz zu nehmen. Schon allein die schönen alten Steinkrüge sind besonders. Auch, dass hier Volksmusiker Musik machen, dass es einen traditionell bairischen Volkstanz gibt, schön. Beim Rundgang ist mir aufgefallen, dass der Platz größer wirkt, gefühlt gilbt es mehr Fahrgeschäfte. Der Begriff oide Wiesn gilt jetzt wohl für alles, was älter als 2013 ist, denn es gibt einen relativ modern aussehenden Autoscooter. Begeistert war ich vom neuen Platz vor dem Velodrom, sehr einladend, ein toller Süßwarenstand.

Etwas irritiert bin ich immer noch von der aggressiven Art einer Verkäuferin am Herzerlstand neben dem Eingangsbereich: ok, ihr wollt nicht, dass eure Herzen fotografiert werden. Und habt dazu, relativ unauffällig, entsprechende Schilder aufgehängt. Die man leicht übersehen kann. Wie es mir passiert ist. Die muss man erst mal suchen. Dafür kann ich nichts, sondern daran müsstet ihr was ändern …. Hab ich verstanden, so weit. Ist das der Grund, jemandem in einer bedrohlich wirkenden Attacke fast die Kamera aus der Hand zu schlagen? Bin immer noch verwundert, denn die oide Wiesn wird als Ort der Glückseligkeit verkauft, friedlich, ruhig, harmonisch. Ein freundlicher Hinweis hätte genügt, hätte ich ein Foto gemacht wäre ich bei einer netten Aufforderung sicher sogar bereit gewesen, die Aufnahme wieder zu löschen. Geht in Zeiten der digitalen Fotografie problemlos. Ich hatte es nach diesem Erlebnis sehr eilig, auf die normale Wiesn zu kommen. Und ja: dieses Erlebnis wird mir definitiv in Erinnerung bleiben. Und zwar negativ!

Mit Kindern auf dem Oktoberfest

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Ich kann mich nicht erinnern, wie es als Kind auf Volksfesten war. Habe daran wirklich keinerlei Erinnerung. Bei meinen kleinen Freunden gibt es in jedem Fall zwei Sorten Kinder: diejenigen, die Volksfeste großartig finden: je lauter, je bunter, je greller, je mehr Menschen um einen rum, umso besser. Und diejenigen, die weinen, lieber woanders wären. Die sich nicht beruhigen lassen, verschreckt sind. Da kann kein Spielkamerad helfen, kein schönes, ruhiges kleines Karussell. Keine Schokolade, kein schöner Luftballon. Habe das bislang quer durch alle Altersklassen erlebt, ob Baby, Kleinkind, Kind – jedes Kind ist anders.
In den letzten Tagen hab ich auf der Wiesn viele Familien mit Kindern gesehen. Beobachtet, wie kleine Mädchen sich hinter ihrem Papa verstecken, und trotzdem mit großen, neugierigen Augen den Kerlen zuschauen, die den Lukas hauen. Wie ein Kleiner Junge sicher in den Armen seines großen starken Papas die Münchner Rutschen herabsaust, lächelnd und mit einem glückseligen Juchzen. Wie eine Gruppe Kinder das Kinderkarussell erobert und eine Runde lang viele Freunde sich gegenseitig zujubeln, und auch mal zu den fotografierenden Eltern Lächeln, das aber nur als notwendiges Übel. Sonst waren sie vollkommen in ihrer Rolle als Feuerwehrmann, Polizist, Hubschrauberkapitän oder Motorradfahrer versunken. Mein Liebling war eine etwa 7jährige, die mit ihrer Oma in der Schlange am Riesenrad stand und sehnsüchtig nach oben geblickt hat. „Oma, glaubst du echt, ich kann von ganz oben aus bis zu uns nach Hause schauen?“ „Ja, wir können das sogar fotografieren…“ „Oh, dann machen wir ganz viele Fotos, die kann ich dann allen zeigen!“
Dann gibts die anderen Extreme: im Schottenhammel war Samstag am frühen Nachmittag ein asiatisches Ehepaar mit einer vielleicht zweijährigen Tochter. Im Gang. Die Mutter hatte das Kind quasi an der Leine, der Vater hat getrunken, wahrscheinlich auch seine Frau. Viele Betrunkene haben versucht, mit dem Kind zu tanzen, es zum Lachen zu bringen … Direkt daneben wird von der Bank gekotzt, Betrunkene taumeln, Krüge gehen zu Bruch. Ein Kamerateam von RTL hat versucht, den Eltern klarzumachen, dass das kein Platz für kleine Kinder ist. Irgendwann waren sie nicht mehr da, ich hoffe, sie sind rausgegangen. Ein Bierzelt ist kein guter Ort, nicht um diese Zeit, nicht mit der Masse an betrunkenen Besuchern. Abends hab ich auch stark schwankende Eltern gesehen, den Kinderwagen nicht mehr sicher im Griff. Vor dem Weinzelt stand ein großer Bruder mit seiner kleinen Schwester, sie hat so geheult. Auf meine Frage, wo denn ihre Eltern seien, meinte der Große „Die wollten sich noch schnell was zu trinken holen.“ „Wie lange steht ihr schon hier und wartet?“ „Weiß nicht, vielleicht eine Stunde?“ Der Junge war vielleicht 6 Jahre alt.
Ich hoffe, die Kinder erinnern sich später mal nur an die guten Erlebnisse?

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