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Der vierte Monat

  • Definitiv war der vierte Monat toll, weil Nichte 2.0 immerhin zwei volle Wochen Mama und Papa fünf Vormittage die Woche exklusiv für sich hatte. Schließlich ist die bezaubernde Nichte jetzt Zweitklässlerin und der Herr Papa hatte noch Elternzeit.
  • Für Nichte 2.0 gibt es Rituale, die aber je nach Anlass schnell wechseln. Also kann man sich als Familienmitglied kaum an etwas gewöhnen, weil ein paar Tage später hat sich schon wieder alles weiterentwickelt.
  • Blähungen sind leider noch ein Thema, manchmal hat man das Gefühl, dass ihr alles nicht schnell genug gehen kann, fast als ob sie nicht schnell genug satt werden kann – und weil sie so gierig und schnell trinkt kommt dann nach der Mahlzeit öfter wieder alles raus …
  • Damit sie besser verdauen kann muss sie weiterhin hauptsächlich auf dem Arm gehalten werden. Der Opa ist überzeugt, dass es auch anders gehen würde, aber wenn der schreiende Protest zu laut wird … 😉
  • Die Speckröllchen werden konsequent erweitert.
  • Die Hochzeit ihres Onkels hat die kleine Dame als keineswegs jüngster Hochzeitsgast zumeist gut gelaunt verbracht, es gab keinerlei Beschwerden, Wetter, Stimmung, Essen, das viele Angegrabschtwerden – vor allem die Kniffe in die Backen – und auch die verfrühte Heimfahrt wegen der erschöpften großen Schwester hat sie gut gelaunt absolviert.
  • Den ersten großen Gesellschaftsauftritt bei der eigenen Taufe hat sie souverän hingelegt. Sehr wach, sehr aufmerksam, den Worten des Pfarrers lauschend, in die vielen Fotoapparate lächelnd. Fast könnte man denken, sie sei für den roten Teppich geboren, so genau hat sie den wechselnden Fotografen in die Objektive geschaut?
  • Pater Thomas, der neue Pfarrer der Gemeinde, hat sich gefreut, dass er so viele, vor allem kleine, Gäste hatte. Mehr als 20 Kinder waren dabei, als Nichte 2.0 liebevoll das vorgewärmte Wasser über den Kopf geträufelt wurde … das war dann allerdings doch des Guten zu viel, kopfüber nach hinten, baden geht schließlich mal ganz anders? Da darf man ruhig mal laut werden als Täufling. Und alle anderen mussten schmunzeln …
  • Salben und Hand auflegen fand sie aber toll. Sie hat dem Pater mal auch ihre Hand -auf den Ärmel – aufgelegt.
  • Dem gemeinsamen Ständchen von Nichte 2.0 und mir hat sie aufmerksam gelauscht – alle anderen auch. Und wir beide durften auch die Fürbitten, angefüllt mit guten Wünschen, vortragen. Und vor allem die nunmehr fast 7jährige hat dafür durchweg und zu Recht sehr gute Kritiken aus dem Auditorium bekommen.
  • Und es gibt ja eine wichtige Besonderheit: beide Nichten sind im selben Monat in der gleichen Kapelle getauft. Eine Marienkapelle, seit hunderten von Jahren pilgern Menschen zum nahegelegenen Bründl, einem Kraftort. Im Altarraum zeugen unzählige Votivtafeln vom guten Ausgehen, von erfüllten Wünschen, vom Gesundwerden nach Krankheit, von Dankbarkeit.
  • Übrigens hat das mit der Nachhaltigkeit super funktioniert, alle Buchskranzerl von der Hochzeit könnten für die Deko zweitverwertet werden. Läuft bei uns.
  • Das Mobile ist weiterhin der Hit, da kann sie stundenlang liegen und es wird nicht langweilig – am schönsten ist, wenn die große Schwester aus der Schule kommt und die zwei kuscheln, das ist ein fröhliches Gegacker.
  • Es kommen langsam immer mehr Laute beim Quatschen raus – bin gespannt, wann „es“ losgeht.

Heimatverliebt: Kultur in der Hallertau (4)

Und: was wäre die Hallertau ohne ihre markanten Kirchen, klein und groß, Zwiebelturm oder hohe Spitztürme, aus allen Epochen und auch ganz modern. Die Kirchen und der katholische Glaube prägen die Region, es gibt viele Wallfahrten, die Segensbitten kann man auch an den unzähligen „Marterln“ allüberall spüren. Ich habe durch meine frühere Karriere als (Hochzeitstag-)Sängerin unzählige Kirchen der Region kennengelernt, jede wäre wert, sie zu empfehlen. Ich werde mich bei meinen Tipps trotzdem „bewährt souverän“ beschränken.

Nicht fehlen darf St. Stephan in Enzelhausen, im Hopfenland als Schimmelkapelle bekannt. Um den Holledauer Schimmel ranken sich zahlreiche Sagen, eine sagt, dass  junge Burschen, die beim Pferdediebstahl erwischt wurden, den Schimmel hier versteckt haben, anderen Erzählungen zufolge lockten frische Birken das gefräßige Tier ins Kircheninnere. Immer wurden die Türen für lange Zeit geschlossen und der arme Schimmel musste verhungern … häufig hört man, dass die Holledauer dem verhungerten Pferd beim Fund noch ein frisches Büschel Heu hinwarfen, in der Hoffnung, es würde wieder zum Leben erweckt. Kein Wunder, ein Pferd zu haben machte die Menschen damals   reich.  

Alljährlich am zweiten Oktoberwochenende besucht nah und fern die Wallfahrtskirche Hellring. Besonders ist, dass nach altem Brauchtum überall im Dorf die  Bauernstuben offen sind, um die „Pilger“ mit regional-typischen Speisen zu bewirten. St. Ottilia ist ein Frührokokobau, auch ganzjährig für einen Besuch empfehlenswert, es gehört zum Kloster Paring. 

Es gibt auch einen Dom der Hallertau, Resultat des wirtschaftlichen Aufschwungs der Marktgemeinde Siegenburg durch den erfolgreichen Handel mit Hopfen im 19. Jahrhundert. Wie überall in der Region machten sich die guten Einnahmen der Hopfenbauern auch durch Wohlstand beim restlichen Bürgertum bemerkbar. Die alte Kirche war zu klein, nach nur 2 Jahren Bauzeit wurde St. Nikolaus 1894 geweiht. Unter „Dom der Hallertau“ finden sich übrigens auch Erwähnungen für Pfeffenhausen und Wolnzach und womöglich noch ein paar Anwärter mehr…

Wer durch die westliche Hallertau unterwegs ist kann die markante Fassade von St. Arsatius in Ilmmünster im untypisch flachen Umland schon von weitem bewundern. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Basilika fällt durch den sogenannten charakteristischen Treppengiebel auf. Im Inneren wurde zu allen Jahrhunderten an die jeweilige Kunstrichtung angepasst, eine Restaurierung ermöglicht uns heute, dass wir die wiederhergestellte neuromanische Form sehen dürfen.

Wer auf der A9 aus dem Süden in den Norden fährt hat vielleicht schon mal auf der Fahrt durch die Hallertau ein kleines Kirchlein auf einem Hügel im Wald auf der rechten Seite entdeckt. Das ist St. Kastl, seit 1447 steht die spätgotische Wallfahrtskirche, daneben eine kleinere Barockkapelle und ein Gasthof fürs leibliche Wohl. Im angrenzenden Wald kann man wunderbar Spazierengehen, erreichbar über die Autobahnausfahrt Langenbruck.

In der kleinen Kirche von Enghausen, einem ebenfalls kleinen Ortsteil des nicht viel größeren Dorfes Priel, ist das älteste lebensgroße Kruzifix und damit die älteste monumentale Christus-Darstellung überhaupt. Das aus Holz geschnitzte Kreuz dürfte um 900, also im vorletzten Jahrtausend, entstanden sein.

Ein paar Kilometer weiter liegt das alte Wallfahrtskirchlein St. Alban, eine der kältesten Kirchen, die ich kenne. Angeblich wanderte der heilige Alban mit abgeschlagenem Kopf bis hierher, wo er begraben liegen wollte. Eine der ältesten Hallertauer Fußwallfahrten macht hier alljährlich im Frühjahr Station, mittlerweile dank des Engagements aus der Bevölkerung auch wieder mit wachsendem Zulauf.

Im Geisenfelder Ortsteil Ainau steht etwas versteckt St. Ulrich. Allein vor dem romanischen Portal kann ich meine Zeit staunend verbringen. Von außen gut sichtbar die großen Blöcke aus Kehlheimer Sandstein, auch Relief und Sonnenuhr begeistern mich. Im Inneren findet sich in den Fenstern, die im Zuge einer umfassenden Restaurierung erneuert werden mussten, auch zeitgenössische Kunst.

Und last but not least: St. Anton bei Ratzenhofen ist für Kunstgeschichtler spannend,  einige Werke gehen wohl auf italienische Künstler und Einflüsse zurück. Die heutige Kapelle ist von Barock und Rokoko beeinflusst, im Inneren die auffällige Kümmernis-Figur: die gläubige Tochter eines heidnischen Königs, ans Kreuz genagelt, mit nur einem goldenen Schuh und Bart, vor ihr ein im Knien geigender Spielmann. Lädt zu Spekulation ein – oder man befragt das www. Zur Kapelle wallfahren alljährlich am Pfingstmontag die Reservistenvereine und gedenken der Opfer der Kriege.

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Jule lädt zum Schreibprojekt „Heimatverliebt„, in diesem Monat lautet das Thema „Kultur in deiner Heimat“. Im heutigen vierten Teil habe ich euch von Kirchen in der Hallertau erzählt, ich habe noch ein paar Ideen für kulturelle Tipps in den kommenden Tagen. Mehr Heimatliebe aus unterschiedlichsten Regionen findet ihr unter dem Suchbegriff „Heimatverliebt“.

Sonntagsfreude: Besuch

Es heißt so schön: Freunde sind Familie, die man sich selbst auswählt. Die bezaubernde Nichte hat ja eine beste Freundin, mit der sie durch dick und dünn geht. Und die sie gestern zu einem Besuch auf der Baustelle mitgebracht hat. Da standen sie dann plötzlich vor mir, laut kichernd. Und wurden schnell einmal durchs Haus geführt, die Klos „markiert“, ehe es in Gummistiefeln und Matschhose zu zweit allein und unbeaufsichtigt nach draußen zu den Tieren ging. Himmlisch, so ein Dorf- und Bauernhof-Kinderleben. Das Highlight vor dem Mittagessen: Dutzende Schnecken in einer großen roten Wanne sammeln. Das war ein echtes Fest. Nach Spätzle mit Soß gab es Eis. Leider hat die Mietzekatze nicht mitgespielt und es sich auf den beiden bedeckten kleinen Damen zum Mittagsschlaf bequem gemacht … Die kam dafür später immer mal wieder dazu, wurde ausgiebigst gestreichelt und geherzt. Nach der kurzen Pause rein in die Gummistiefel und ab zu den Hirschen. Weil wir den Chefhirsch nicht gefunden haben, wurden die Besitzerjungs bei ihren Wasserspielen gestört, und schon trabten 5 Kids zwischen 3 und 9 einträchtig und teilweise in Socken rund um die Weide, auf der Suche nach dem Faultier, das sich in den Schatten im Unterstand verzogen hat. Und zurück, denn die Jungs zeigten den Mädels ein paar ihrer Highlights rund um den Hof, schließlich sind alle auf den dafür besten Baum gekraxelt und spielten Affe, Faultier, Eichhörnchen und und und. Übrigens hat die Hirschherde das Treiben aufmerksam von der anderen Seite beobachtet. Die haben sich bestimmt wie im Zoo gefühlt? Danach ging’s noch zu den Pferden, vorbei am Garten einer Freundin, die uns für den anschließenden Ausflug ins kleine Moor den Suchauftrag nach dem vor 30 Jahren steckengebliebenen gelben Gummistiefel ihres Bruders mit auf den Weg gegeben hat – den wir leider nicht gefunden haben. In der Kapelle gabs keine Streichhölzer zum Erinnerungslicht anzünden, dafür haben wir ein paar wilde Vergissmeinnicht und Kornblumen auf den Sockel der Marienfigur gestreut. Und beim Kreuz unterhalb des Kirchleins von einem Frosch beobachtet frisches Quellwasser getrunken, das soll sogar vor Krankheiten schützen und die Sehkraft stärken.

Auf dem Heimweg haben wir die Schritte von der Dorfkirche bis zu unserem Hof „gemessen“ – und final wurden die zwei dann vom Opa stilecht auf dem Traktor noch eine Runde mitgenommen, die 3 haben „angeblich“ sogar ein Rehkitz im Feld entdeckt. Danach hat meine Schwester zwei glückliche Mädels eingepackt – die abends bestimmt eine Unmenge von Bildern im Kopf verarbeiten mussten? Ich hab trotzdem einiges auf der Baustelle geschafft, wir waren zwischendurch mit Restmüll auf dem Bauhof. Eine staubige Ecke ist entstaubt und Bruder und Vater haben den notwendigen Schlitz für ein Kabel in die Wand gefräst. Und heute werd ich mich etwas von dem Freundinnen-Besuch erholen 😉

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Mehr Sonntagsfreude lest ihr bei Rita, bei der sich heute alles um Spargel dreht, lecker!

#Sonntagsfreude

Mein Elternhaus liegt in der Nähe einer kleinen Kapelle, die oberhalb einer Quelle erbaut wurde. Die Menschen in der Umgebung glauben an die heilsame Wirkung und kommen zur Brünnlkapelle, benetzen ihre Augen mit dem Wasser. In meiner Kindheit war das noch sehr idyllisch, ein Rinnsal sprudelte aus dem Hügel unterhalb der Kapelle. Heute wird das Wasser in einer Art Kanal mit Deckel gespeichert. Nicht mehr ganz so schön anzusehen – aber immer noch besonders. Neben der Kapelle liegt ein kleines Wäldchen, sehr sumpfig. Fast schon ein Moor. In meiner Kindheit sind wir um diese Jahreszeit immer dort unterwegs gewesen, auf der Suche nach Schlüsselblumen und Buschwindröschen. Das waren unsere Frühlingsboten. Die ersten Exemplare haben wir bejubelt.
Was soll ich sagen, auf meinem Spaziergang heute hab ich es mal wieder wie damals gemacht, mich durchs Unterholz in den Sumpf begeben, bin auch mal etwas eingesunken. Als Erwachsener ist das nicht mehr ganz so erschreckend wie als Kind … Die ersten Frühjahrsblüher zu finden hat mich aber wie früher jubeln lassen: da sind sie. Schlüsselblumen. Hab ich schon als Kind geliebt. Sie sind wunderschön.

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Meine zweite Sonntagsfreude: der erste Marienkäfer, der es sich auf meiner Hand bequem gemacht hat und mit mir den Sonnenschein genossen hat. Mehr Sonntagsfreude bitte hier nachlesen.