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Die Fanny und er

Was darf man erwarten, wenn ein klassischer Musiker, Echo-Preisträger, Kabarett auf dem Land macht? Den ich  ja mehr so als Musiker der kultigen La Brass Banda kenne. Und dann bricht sich sein geplanter Harfinist auch noch den Arm – und muss durch brasilianischen Gitarristen und  Alternativprogramm „Kein Aufwand“ ersetzt werden. Wenn er dann loslegt, der Andreas Martin Hofmeir, dann sind die ganzen Gedankenschwurbel zum Glück schnell aus dem Kopf. Man hört ihm zu. Hört ihm sehr gerne zu.  Und ich weiß jetzt, was eine musikalisch-kabarettistische Lesung ist. Seine geliebte Fanny kommt im Programm deutlich häufiger zum Einsatz, als bei so manchem Klassikkonzert. Und er entlockt ihr zauberhafte Töne, auch wenn es erst mal etwas gewöhnungsbedürftig ist, so Gitarre zur Tuba, oder umgekehrt.  Dass die Gitarre jetzt „per se sexy“ macht? Also mehr als die Tuba? Hm.

Die Musik ist beeindruckend, vor allem, wie er sie erklärt. Die begleitenden Geschichten erzählt er mit diesem kleinen Blitzen in den Augen, gerade seine Erlebnisse als Jugendlicher in der Holledau konnten viele förmlich mitfühlen. Witzig, er hat auch wieder eine Geschichte erzählt, die ich kürzlich bei einem Radio-Interview schon mal gehört hatte: wenn er mit seiner Tuba auf Reisen geht. Die bekommt einen eigenen Platz im Flugzeug, direkt neben ihm natürlich, die Fanny. Weil in den Gepäckraum …? Nicht wirklich!

Danke für den kurzweiligen Abend, auf das Programm mit Harfe bin ich jetzt noch neugieriger geworden – und wer auch etwas reinhören mag: bitte hier entlang.

Oktoberfest-Kostümierungen

Läuft man aktuell durch München fühlt man sich wie auf der größten Karnevalsveranstaltung der Welt. Was da so an Klamotten aufgefahren wird:

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Menschen aus aller Welt schmeißen sich in das, was sie für traditionelle bairische Kleidung halten. Als Lederhosenersatz tragen sie in diesem Jahr bevorzugt ein kurzes grünes Sweatshirthöschen oder dasselbe Ensemble in schlammgrau, verziert mit Hosenträgern, manchmal auch noch mit einer Blümchenbordüre. Bei den Damen sind es zwar viele Dirndl, aber schon Stoff und Länge verraten: das hat mit Dirndl oder Tracht nicht das geringste zu tun.
Wie das die bayrischen Wiesn-Besucher sehen? Schau mal genau hin: jedes weibliche Wesen, vom kleinen Mädchen bis zur Seniorin, geht aufgebretzelt auf die Wiesn. Das Dirndl oder die Tracht sitzt, die Haare werden zu kunstvollen Frisuren geflochten, die Damen tragen Schmuck und schauen „blitzsauber“ aus. Ein echter Bayer kennt keine Kälte, trägt seine kurze Lederhosen (ohne Thermounterwäsche und mit viel nacktem Bein) und hat einen Janker, eventuell eine Weste drunter (die ich übrigens in allen Farben toll finde), keine Daunenweste …
Das ist die schöne Seite der Wiesn, der Trachtenumzug, das Zeigen, was man hat, das, was es übrigens in meiner Jugend kaum zu sehen gab. Da war Tracht tragen nicht „in“. Ich sehe gern eine schöne Tracht, ein Dirndl steht jeder Frau, Männer in Lederhosen machen was her. Das, was sich Touristen antun, die Kostümierungen, die billigen Varianten … Nicht schön. Ich lache drüber oder schüttle auch manchmal irritiert den Kopf. Und frag mich dann: wer verkauft das? Denn das Angebot ist ja das eigentliche Übel.

Das sagt übrigens Harry G dazu: http://m.youtube.com/watch?v=GEhvm8tGBPQ&desktop_uri=%2Fwatch%3Fv%3DGEhvm8tGBPQ

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