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Wenn die Stadt erwacht

Mit Zeit lässt es sich verrückte Dinge anstellen? Kürzlich hab ich das mal gemacht, bin frühmorgens vor 5 Uhr in einen Münchner Stadtbus der seit 2018 neuen CityRing-Linie 58 (andersherum 68) eingestiegen und habe der Stadt beim Aufwachen zugesehen. Die ersten 2 Stunden hatten wir nur ganz vereinzelt Mitfahrer, erst ab 7 beginnen die meisten Münchner, sich in ihrer Stadt fortzubewegen. Am stärksten frequentiert waren die Kilometer zum Hauptbahnhof, später im Tagesverlauf steigen dann wohl auch viele am Königsplatz und im Englischen Garten aus.

Wunderschön war, als aus dem noch dunklen Morgen die vielen Lichter der Stadt als farbige Punkte abhoben. Später die blau und rosa immer heller werdende Morgenstunde des Sonnenaufgangs. Wenn man dann am Siegestor aussteigt läuft man auf der Menschen- und autofreien Ludwigstraße vor zum Odeonsplatz, an der Residenz und Oper vorbei und schaut schließlich dem Viktualienmarkt beim Bereitmachen für die später einfallenden Massen zu …

Und zum Abschluss haben wir uns noch fast frei von Tourigruppen und Hardcoreshoppern vom Marienplatz bis zum Bahnhof bewegt, mit einem Frühstücksstopp inmitten der sonst so wuseligen Fußgängerzone. Unfassbar, dann nach Hause zu gehen, wenn alle anderen sich auf den Weg in den Tag machen …

Ein Dankeschön an die sonst Walking-und-Schwimm-Begleiterin und ihren lieben Busfahrerfreund, für die tolle Idee und den perfekten Morgen in München. Einziges Manko: das frühe Aufstehen. Wird also zumindest nicht regelmäßig wiederholt 😉

Morgens, wenn die Welt aufwacht

Ich habe schon mal erwähnt, dass ich kein Stadtmensch bin. Dazu noch weniger Frühaufsteher – und normalerweise immer zu spät. Nur hab ich grad frühe Termine, letzte Woche im schönsten Teil von Schwabing, direkt beim Eingang zum Englischen Garten. Und ich war tatsächlich sehr zeitig dran, hatte Zeit, etwas im Viertel herumzuspazieren, mich rund um die Seidlvilla zu orientieren. Den Schwabingern beim Aufwachen zuzusehen. Denen, die in Schwabing arbeiten, beim irgendwie gemütlich wirkenden in die Arbeit Schlendern hinterherzukucken. Um diese Uhrzeit sind im August kaum Menschen unterwegs, keine Touristen, klar, es war ja vor 9.

 

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Heute morgen ähnliche Beobachtungen, mitten in der Stadt: ich konnte vollkommen entspannt vom Stachus über die Löwengrube hinterm Dom vorbeispazieren, einen Kaffee in der Schäfflerpassage besorgen und mich sogar für ein paar Minuten hinterm Rathaus, also hinter dem Marienplatz, auf eine Bank in die Sonne setzen. Dabei ist mir – zugegebernermaßen mit Blick aufs Dallmayr-Gebäude – „fast spontan“ ein Werbetrailer eingefallen: mit der Vespa durchs lichtdurchflutete München für italienisches Lebensgefühl in der bayerischen Landeshauptstadt.

Und ich muss es mir mal wieder „sagen“: morgens, wenn die Stadt erwacht, mag ich München richtig gerne. Die Menschen, die um diese frühe Uhrzeit unterwegs sind, strahlen eine Ruhe aus, haben Zeit, sogar, ein Lächeln zu erwidern. Oder sich für eine Minute auf eine Bank zu setzen und durchzuatmen. Bevor es hektisch und voll wird. Vielleicht sollte ich öfter mal vor halb zehn in der Stadt unterwegs sein? Um ihre Schönheit ganz entspannt zu genießen? Muss ich auf meine To-Do-Liste setzen – genauso wie ich gerne so um Mitternacht durch die Münchner Stadtviertel laufe. Viel zu lang nicht gemacht, aber ein sehr guter Plan.

Märchenhafte Vorweihnachtszeit in Wien

Manchmal liebe ich meinen Job sehr, seit vielen Jahren darf ich nämlich in der Adventszeit so gut wie jedes Jahr den besonderen Zauber Wiens um diese Jahreszeit erleben. Und das meine ich ganz im wahrsten Sinne des Wortes so: es ist zauberhaft. Ich kenne ehrlich gesagt keine Stadt, die sich so gelungen schmückt. Ein Engerl hier, ein Sternderl dort, ein geschmücktes Baumerl, viel zu viel in der Auslage – aber es wirkt nicht so kitschig wie in allen anderen Städten dieser Welt. Die Wiener Innenstadt ist wahrscheinlich genau so konzipiert worden, dass es um diese Jahreszeit einfach noch mal bezaubernder wird. Ich liebe es vor allem, am Abend unter großen Lichterketten durch den Graben zu schlendern, der Blick schweift über die Häuserfassaden und wird immer wieder von den Kronleuchtern in Bann gezogen, die majestätisch zwischen den Häuserzeilen schweben … es ist nicht möglich, hier nicht in Adventsstimmung zu kommen.

Und es ist nicht nur die Stadt selbst, die Anreise war, als ob man einen kleinen Ausflug machen würde. Bin sonst ja kein Fan von Zugreisen, auch wenn ich das in meinen Zwanzigern ganz gerne mal gemacht habe. Heute fahr ich lieber mit dem Auto … Egal, die Wetterprognose war nicht sehr optimistisch und bevor man sich Stunden durch Schneeverwehungen kämpft steigt man am Bahnhof in einen RegionalJet ein – und ist 4 Stunden später ohne Umsteigen am Westbahnhof. Und sieht unterwegs trotzdem gar nicht mal so wenig. Unter anderem faszinierende Farbspiele zwischen Salzburg und St. Pölten (nicht mal ein Schneeflöckchen, das vom Himmel gefallen wäre , … aber gut, warum sollte auch der Wetterbericht mal stimmen?) und im Wienerwald auf dem letzten Stück.

Dann darf man sich bei Wiener Taxifahrern ja eigentlich immer über das ein oder andere Gschichtl freuen, dieses Mal wollte er uns mit „Eitrige“ erschrecken, schwierig, denn deren Genuss hab ich schon vor Jahren kennengelernt. Im Hotel wurden wir so nett empfangen, dass ich es immer ein Stück bedaure, denn da sind wir ja so gut wie gar nicht. Schade eigentlich, sobald man sich dann vor der Türe auf den Weg zur vorweihnachtlichen Veranstaltung macht ist der kleine traurige Moment sofort vergessen: was tut diese Stadt nicht alles, um sich zu schmücken. Der große Adventsmarkt am Rathausplatz hat es schon ein paar Mal geschafft, dass ich mitten im Gehen stehengeblieben bin, um einen besonderen Blick zu genießen. Die vielen kleinen Überraschungen, die einfach in die Bäume gehängt werden – das ist zauberhaft!

Unser Abend im Schwarzen Kameel war ein Genuss, in jeder Hinsicht. Kann ich für jede Veranstaltung nur empfehlen, ob Firma oder Privat. Habe selten so einen aufmerksamen, freundlichen, positiven und vor allem kompetenten Service in jedem Augenblick erlebt. Chapeau! Dann endet der Abend, mehr oder weniger feuchtfröhlich – und mein schönster Moment kommt: wir treten den Heimweg durch den Graben an. Die Innenstadt und der gesamte 1. Bezirk ist wie ausgestorben, abgesehen von den Reinigungsdiensten. Und ein paar Party-Suchenden. Und ein paar Pärchen, die ebenfalls das nächtliche Wien genießen. Und wir laufen durch die weihnachtliche Stille, genießen die Dekoration, die Häuserfassaden – das ist mein Highlight. Spätestens am Stephansdom muss man einmal stehenbleiben und tief seufzen, weils so schee ist!

Und dann durfte ich am NIkolausnachmittag im Zug das muntere Schneetreiben genießen, das ist schon entspannter, als im Auto zu sitzen (man hört über Radio die ganze Zeit die Warnmeldungen von der Westautobahn, auf einigen Straßen gibt’s wohl starke Schneeverwehungen). Streckenweise kommt die Sonne raus, der Himmel rund um Linz war eben knallblau, weiß gezuckerte Häuserdächer, Tannenwälder, Kirchen, auf dem Berg ein Schloss – dann verschwindet der Himmel hinter dichten Schneewolken, die Sonne leuchtet gelb-grau durch, der Schnee stöbert um den Zug. Schon schön, so ein kurzer Ausflug. Und wie schön, dass im Zug immer noch keine Technik wirklich funktioniert, ich hab alle Aufgaben, die ich mir vorgenommen hatte, geschafft, alte Mails bearbeitet – ja, und die neuen kann ich dann erst wieder im Büro anpacken. Und jetzt erst mal den Ausblick genießen 🙂

Ach ja, klar, diesen Beitrag kann ich dann auch erst posten, wenn ich wieder online bin – tja, auch nicht wirklich schlimm 😉