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Zufall oder doch der Osterhase?

Schon seit Wochen sehen wir Zeichen, dass sich rund um den Hof ein nicht zur Hasenbande der Nichten gehörender Hase „herumtreibt“. Erst waren es Spuren im Schnee, dann hätte mein Bruder den Hoppelmann mal spätnachts beinahe überfahren, so unerwartet sprintete der über den Hof. In den letzten Tagen verdichten sich die Sichtungen, einmal hätte er mich beim Einbiegen in „seine“ Hofeinfahrt beinahe erwischt, vom Fenster aus kann ich ihn im Garten und rund um die Scheune beobachten. Morgens ist er schon zweimal von meinem dort geparkten Auto weg gehoppelt …

Ja, und da ja in 2 Wochen Ostern ist haben die kleinen Nichten und ich natürlich erörtert, ob das der Osterhase ist. Der irgendwo bei uns seine Osterwerkstatt eingerichtet hat. Mehr als genug Platz wäre vorhanden. Jetzt beschäftigt uns schon sehr die Frage, ob Menschen das überhaupt finden können, also ob das für uns sichtbar ist? Was da alles so zu finden sein könnte? Was die in der Hasenwerkstatt alles erledigen müssen? Und ganz wichtig: ob da auch die Ostergeschenke für die Nichten sind … falls jemand Erfahrung hat, wir freuen uns über konstruktive Vorschläge, wo wir am besten suchen sollten 😉

Ohne kleine Aufregung geht’s bei uns nicht

Kurz vor seinem Geburtstag ist bei meinem Vater ein stark verengter Spinalkanaltunnel diagnostiziert worden, eine Operation unausweichlich, da er sonst nicht mehr lang laufen könne. Den Eingriff hat er dennoch auf nach den Feierlichkeiten verschoben. Mittwoch ist er schon etwas nervös ins Krankenhaus – auch wenn die Methode selbst minimalinversiv ist, immerhin wird da direkt am Nervenkanal gearbeitet, risikoreich. Und der Papa war ja schon seit Monaten genervt durch seinen eingeschränkten Bewegungsradius …

Am Abend des Operationstages hab ich zu Hause angerufen, weil ich mir so dachte, der Eingriff sollte längst rum sein, ob es denn schon Infos gebe, wie es gelaufen ist – da war er aber noch im Aufwachraum. War knifflig und hat länger gedauert, als angesetzt. In dem Moment, als meine Mutter noch am Erklären der spärlichen Informationen ist, muss sie auflegen. „Du, da steht die Feuerwehr im Hof – bei uns brennt es aber gar nicht. Oder doch …?“ Und legt auf.

DAS ist mal perfekt für mich. Übe Geduld. Sie wird sich schon melden.

Hat sie nicht. Zum Glück bin ich lang genug Mitglied der Familie, um zu wissen, dann ist entweder nix passiert oder glimpflich. Herausgestellt hat sich: der Mann, der wegen starker Rauchentwicklung alarmiert hatte, war wohl sehr aufgeregt und hat die Straßennamen durcheinander gebracht. Bei uns im Hof standen die Mannschaften neben Fahrzeugen und Gerätschaften von zwei Ortsfeuerwehren, ein Rettungswagen und später die Polizei …

Mein Vater konnte über die Erzählung abends schon etwas schmerzverzerrt lachen, bei meinem Besuch gestern saß er stützstrumpfbesockt beim Abendessen. Ich wollte schon Mitleid haben, denn auf dem Teller sah es sehr nach den Resten einer Gemüsesuppe aus. Verwundert hab ich noch mal nachgefragt. Es waren die Reste eines Wurstsalats, der Papa hat die Wurst zielsicher zwischen den gesunden Bestandteilen herausgepickt und von allen ihm schädlichen Komponenten „gesäubert“. Ich würd sagen: es geht ihm schon ganz gut.

Langfristige Lösung

Gibt ja neben großen immer kleinere Baustellen, die eher überraschend dazukommen. So war die Abdeckung über dem alten Hofbrunnen morsch – statt wieder mit Holz zu arbeiten hat mein Vater irgendwas altes, was (trotz Räumaktion…) rumlag, gefunden, das genau in die Öffnung passte und daraus mit Baustahl und Beton eine Abdeckung gezaubert. Et voila: der Brunnen ist langfristig geschützt. Und kann für den Fall, dass wir ihn doch irgendwann mal wieder brauchen, problemlos geöffnet werden.

Familiengeschichten: Kriegsende und auf der Flucht

Vor 70 Jahren stand das Kriegsende unmittelbar bevor, Zeitzeugen berichten von diesen Tagen und Wochen. Vielerorts wurde noch gekämpft, woanders wurden die Aliierten herzlich empfangen. Flucht und Vertreibung, eines der beherrschenden Themen der Nachkriegszeit. Mein Großonkel Thomas ist in diesen letzten Kriegstagen abgehauen. Er war wohl mit anderen Soldaten in einem Zug im Raum Stuttgart unterwegs, als sich für ihn und und einen Kumpan eine günstige Fluchtgelegenheit ergeben hat. In voller Montur und bewaffnet haben sich die beiden grob in Richtung Heimat bewegt. Unterwegs haben sie viel Hilfe erfahren, konnten in Scheunen schlafen, bekamen etwas zu essen. Das hat er uns Kindern später mit einer tiefen Dankbarkeit erzählt, er hat es niemals als selbstverständlich hingenommen. Als er wohlbehalten zu Hause ankam herrschte wohl große Aufregung. Denn er war ein Desserteur. Zuerst fand er bei meiner Großmutter, seiner späteren Schwägerin, und ihrer Familie Unterschlupf. Dort hat er seine Waffe in Sicherheit gebracht. Wo man ihn später auf dem elterlichen Hof versteckt hielt weiß ich nicht. Glück war wohl schlicht, dass mein Heimatdorf ein paar Kilometer von größeren Straßen und der Bahnstrecke entfernt liegt. Und die zurückweichenden Truppen so nicht auf ihn stieß. Nach der Befreiung kam er kurz in Arrest, durfte aber schnell nach Hause, um bei den dringend anfallenden Arbeiten zu helfen …

Mein Urgroßvater hat zwei Flüchtlingsfamilien auf dem Hof aufgenommen – es waren Frauen, die mit ihren Kindern aus Schlesien gekommen waren. Jeder musste sich einschränken, die Schlafkammern teilten sich mindestens vier, eher mehr Bewohner. Auch anderswo im Dorf wurden Flüchtlinge einquartiert, zuerst wohl eher widerwillig, später wurde integriert: die Kinder haben die Schule besucht, die Älteren in der Landwirtschaft mitgearbeitet oder sonstige Tätigkeiten ausgeübt.  Die Nachkriegswinter müssen schneereich und bitterkalt gewesen sein. Unser Haus hat keine Heizung, aber in einigen Kammern standen kleine Öfen. Die Tür einer früheren Schlafkammer war wohl sehr zugig, „Tante Itschi“, wie sie bei uns in der Familie genannt wurde, hat jede Ritze mit Stoffresten befüllt, um die Kälte auszusperren. Sie war eine sehr geschickte Schneiderin, hat die weibliche Dorfbevölkerung modisch bereichert. Es war also wichtig, dass ihre Finger nicht froren. Meine Mutter erinnert sich aus Kindertagen, wie es im Zimmer derTante Itschi geraucht hat, so hat sie sich eingeheizt. Sie und die Oma einer Flüchtlingsfamilie sind in den 50er Jahren im Dorf verstorben und liegen in unserem Familiengrab beerdigt. Weshalb die Familien seitdem in Kontakt geblieben sind, obwohl später die vermissten Väter nachkommen und mit ihren Familien im Raum Stuttgart ein neues Leben beginnen konnten.