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Zwei Blickwinkel

Wo zwei Menschen aufeinander treffen, begegnen sich automatisch unterschiedliche Sichtweisen und Blickwinkel. Nicht immer können zwei Dinge gleich betrachten bzw. in die selbe Richtung schauen. Und die Frage ist dann: liegt einer falsch? Denn jeder entdeckt ja Fehler beim anderen … Darauf gibt es keine klare Antwort, bei zweien könnte man sich auf die Mitte einigen, 50:50. Unbestritten: Jeder Mensch sieht die Dinge anders.

Jetzt sei mir aber die Frage erlaubt: wenn bis auf einen alle anders denken, sollte der Eine dann nicht mal über seinen Standpunkt nachdenken? Sich zumindest selbst reflektieren, noch nicht mal kritisch meinetwegen? Aber immerhin?

Konkret auf eine Gruppe Menschen bezogen: alle versuchen, einen in eine konstruktive, sich entwickelnde Richtung zu bewegen. Die einen mehr motivierend, andere mehr kritisierend. Die Situation ist hochemotional, denn allen fehlt die Zeit für diesen Prozess. Und derjenige, der anders denkt und agiert als alle anderen, nimmt Kritik nur persönlich, wird laut, sogar persönlich gegen die anderen. Irgendwann beginnt einer, aufzugeben, den einen zu übergehen, ihn nicht mehr mit einzubeziehen … weil es offensichtlich nichts bringt. Andere folgen.

Weil einer offensichtlich nicht wirklich bereit ist, seinen Blickwinkel und seine Sichtweise zu erweitern. Schade eigentlich?

Kasperltheater

Wer als Teil einer Gruppe reist fühlt sich manchmal wie im Kasperltheater … unzählige Befindlichkeiten, ein bisschen Kindergarten, und die eigene oft grenzenlose Kompromissbereitschaft. Klar, man will es allen recht machen, aber ein paar Mal kam ich mir in den letzten 48 Stunden auch vor wie der Personal Assistant der Nation. Ach ja. Umso netter, wenn man unterwegs an den Wurzeln des Kasperls vorbeikommt, die reizende Stadtführerin mit ihrem bezaubernden Dialekt von der Wiener Volksbühne erzählt, wo Ende des 18. Jahrhunderts ein Schauspieler wohl zum ersten Mal nicht mehr als Hanswurst, sondern als Kasperl mit dem großen roten Herzen aufgetreten ist. Als eine, die sich grad ein Stück weit wie ein Kasperl gefühlt hatte, musste ich doch sehr schmunzeln. Steht die Figur doch für das Gute, dafür, dass am Ende alles wieder passt – schließlich ist  das Herz am rechten Fleck. Na dann spiel ich mach ich wohl noch etwas weiter mit 😊

#Glückspilzmomente (5): Gemeinsam lachen

Bei einem Seminar treffen willkürlich Menschen aufeinander. Alle eint das Thema des Seminars, ansonsten verbindet sie aber erst mal nichts. Wenn das Zusammentreffen ein Stück abseits der modernen Welt auf einer urigen Tiroler Hütte erfolgt, vereint auf einen Schlag sehr viel. Man verabschiedet sich auf Zeit vom Komfort der Privatsphäre, teilt Schlafplätze in einem Matratzenlager und Plumpsklo, der warme Platz um den Holzofen wird zum Ort des gemeinsamen Aufenthalts. Und wenn einer aus der Reihe tanzt, sich nicht integrieren möchte, sein eigenes Ding machen, dann bleibt ihm nur, rauszugehen. Sich warm einzupacken und zu laufen. Oder draußen zu sitzen. 

Was hatten wir die letzten Tage für großes Glück, dass in der gar nicht mal kleinen Gruppe keiner war, der sich abgesondert hat. Am Anfang war einer, der Zeit brauchte, alle anderen waren sofort „auf einer Wellenlänge“. Was haben wir die gemeinsame Zeit genossen, sind von der Almwirtin mit viel zu viel gutem Essen und manch Hochprozentigem verwöhnt worden. Was haben wir neue Geschmacksrichtungen bei den Almkräutern, vor allem aber deren positive Wirkung auf den Körper kennenlernen dürfen. Und vor allem: was haben wir gemeinsam gelacht. So ausgelassen, das war wunderbar. 

Ein Stück weit hat dazu mit Sicherheit dieses Gefühl fernab unseres ach so kultivierten Alltags beigetragen. Da gabs kein Badezimmer, keine Heizung, kein Entertainment außer dem himmlischen Ausblick, keinen Empfang und vor allem kein WLAN … und keiner hats vermisst. In dieser Umgebung muss man miteinander reden, statt sich Nachrichten zu schreiben. Es gibt kein Ausweichen, wenn alle mitmachen, dann geht’s auch schnell an sehr intime Themen. Und der eine gibt mehr, der andere weniger von sich preis – der eine erzählt nachdenklich, der andere amüsiert. Jeder, wie er mag und ist.

Ich hab viele Gedanken mitgenommen, viele Impulse, die jetzt einer nach dem anderen für mich zu Ende gedacht werden dürfen. Viel Bewusstheit für das, was vor meinen Augen wächst, was mir und meinem Körper guttut. Und einmal mehr die Erkenntnis, wie wenig ich brauche – und wie viel ich doch angesammelt habe. Zeit, sich von überflüssigem Ballast zu trennen.

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Ein Beitrag zu den Glückspilzmomenten im September 2016. Danke an die Initiatorinnen Petra, Maire und Mel für den schönen Impuls, Glückspilzmomente in dieser so treffenden Rubrik festhalten zu dürfen.

Spruch zum Wochenende: Entscheidend

„Nicht die Gruppe, zu der du dich zählst; nicht der Reichtum, den du angehäuft; nicht die Macht, die du erkämpft; nicht das Wissen, das du erworben; nicht das Ansehen, das dir entgegengebracht wird,
ist entscheidend. 
Entscheidend ist, dass du auf andere Menschen zugehst, sie wahr- und annimmst, deinen Teil beiträgst, verantwortungsvoll handelst, bist, was du sein kannst, liebst, dein Leben lebst und Menschlichkeit förderst.“ (Max Feigenwinter)

Und ich möchte hinzufügen: egal, wie alt du bist, das gilt für jeden Moment des Lebens. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende, ohne Definitionen – einfach gemeinsam lieben, leben, lachen. Lasst es euch gut gehen ☀️