Schlagwort-Archive: gotik

Spruch zum Wochenende: Traumlied


Wer könnte schöner in 4 Wochenenden Mittelalter überleiten, als der Meister des Minnesangs Walther von der Vogelweide. Sein Traumlied wähle ich als Spruch ins erste Wochenende der Landshuter Hochzeit 2017. Das ich in Südtirol verbringen und mich hoffentlich nicht gar so sehr wie einst die Spielleute dahin sehnen werde, wo Buchskränzchen den Besitzer wechseln: 

‚Nehmt, Herrin, diesen Kranz‘, so sprach ich zu einem wohlgestalteten Mädchen, ’so ziert ihr den Tanz, mit den schönen Blumen, wenn ihr sie dann am Haupte tragt. Hätte ich viel edle Steine, die müssten auf euer Haupt mögt ihr mir das glauben. 
Seht meine Treue, dass ich es so meine.
Ihr seid so wohl geschaffen, dass ich euch meinen Kranz gerne geben will, den besten den ich habe. Ich weiß von weißen und von roten Blumen: die stehen nicht ferne in jener Heide. Dort wo sie herrlich aufsprießen und die Vögel singen, dort wollen wir sie gemeinsam pflücken.‘
Sie nahm, was ich ihr bot, ganz wie ein Kind, das höfischen Anstand besitzt. Ihre Wangen wurden rot, der Rose gleich, die bei Lilien steht. In ihre strahlenden Augen trat der Scham, doch verneigte sie sich anmutig vor mir. Das wurde mir zum Lohn. Wird mir mehr, dann werde ich darüber schweigen.
Mir dünkte, dass ich noch nie glücklicher war, als mir nun zumute war. Die Blumen fielen immerzu vom Baum auf uns nieder, in das Gras. Seht, da musste ich vor Freude lachen. Da ich so voller Wonnen im Traume schwelgte, da tagte es und ich erwachte.
Mir ist durch sie widerfahren, dass ich ich diesen Sommer allen Mädchen tief in die Augen sehen muss. Fände ich sie wieder, so wär ich aller meiner Sorgen ledig. Ob sie wohl zu diesem Tanze geht? ‚Herrinnen, seid so gütig, rückt die Hüte höher!‘ 
Ach, sähe ich sie doch bekränzt!

Dem kann ich nur ein Tandaradei hinzufügen: Himmel Landshut. Tausend Landshut. Landshut Hallloooooo.

Sonntagsfreude: Entdeckungen in der Heimat

Auch wenn der Anlass meiner kleinen Entdeckung ungeplant und traurig war: gestern hab ich mich anlässlich einer Beerdigung ein kleines bisschen in ein Dorf verliebt. Obergangkofen heißt es, liegt ein Stück weg von Landshut und gehört zu Kumhausen. Hier wird die beste Freundin beim Lesen bestimmt schmunzeln – ja, manchmal muss man einfach noch ein Stück weiterfahren, haben wir nicht zu unrecht von unseren Vätern gelernt … Auf den ersten Blick ist die Lage wunderschön in den Hügeln, aber ein Straßendorf wie viele andere. Dann biegt man ab, fährt auf Kurven in den alten Ortskern rund um den Kirchplatz. Und dort verstecken sich wunderschöne alte Vierseithöfe, mit gerundeten Fenstern, geschnitzte Balkone, Erker und Türmchen. Gewachsen, da mischen sich die Stile mehrerer Jahrhunderte in der Architektur. Direkt neben der Kirche ein renoviertes altes Bauernhaus in grün, mit einer Marien-Skulptur im Vorgarten, es scheint, ein altes Haus hat eine teils moderne Holzfassade und einen wunderbar-aufgearbeiteten angesetzten Balkon bekommen. Die Haustür ist ein Schmuckstück (und ich konnte kein Foto machen …) . Es scheint zudem, dass im Ort einige Künstler tätig waren. Und dann die kleine Kirche St. Ulrich, bezaubernd, nicht überladen, aber erlesen. Und dann suche ich und finde heraus, dass das Kirchlein eine Zeitgenossin der Landshuter Martinskirche ist – und dass der Altar nicht, wie mein Papa meinte, ein Leinberger, sondern neugotisch ist … Auf dem Trauerzug zum Friedhof, der mich etwas an die Szene aus „Wer früher stirbt ist länger tot“ erinnert hat, durfte ich noch ein paar schöne Blicke werfen, vor allem eine Wiese mit Obstbäumen hat es mir angetan, alter Baumbestand, der aber sichtbar noch reife Ernte trägt. Vielleicht komm ich hier noch mal her und mache mit viel Zeit einen Fotowalk? Am besten nehm ich meine Schwägerin in spe mit – denn es war die Beerdigung ihrer lange kranken Oma, die diese Woche im Kreis der Familie zu Hause für immer einschlafen durfte. 

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita. Irgendwie passt ihr heutiger Beitrag über Ferienerlebnisse zu Hause ein kleines bisschen zu meinem?