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Das mit dem Eimer

Vorhin an der Kasse im Supermarkt: neben mir eine Dame im besten Alter, die ein paar wenige Einkäufe und einen Salatkopf in einem Eimer mit bunten Prilblumen trägt. Ich lasse sie vor, weil ich es ja nicht eilig habe. Wir kommen ins Gespräch und ich bewundere ihren Eimer. „Ach den, den hat mir eine Verkäuferin gegeben, weil keine Körbchen mehr da waren …“. Sie bezahlt und fragt die Kassiererin, ob sie den haben kann. Die nickt (etwas widerwillig). Die Dame dreht sich um, lächelt mich an und „schenkt“ mir den Eimer. „Ich hab doch schon einen, weil ich vor ein paar Tagen Waschpulver gekauft hatte. Der ist für sie.“ Sprachs und freut sich mit mir, wie auch viele der verblüfften Umstehenden. Was für ein seltenes und wunderbares Einkaufserlebnis? Ich lächle immer noch – und strahle meinen neuen Eimer glücklich an. Wer weiß, vielleicht kommt er bei dem Gewitter mit Regenfluten draußen heut schon zu seinem ersten Einsatz?

Fans

Gerade landen die Weltmeister „zu Hause“ und werden in Berlin auf der Fanmeile empfangen, gefeiert. Ich bewundere, dass es Menschen gibt, denen Fußball so wichtig ist, dass sie dafür Urlaub einreichen, vielleicht sogar nach Brasilien gereist sind, um Spiele live zu erleben. Allen, und es sollen hundertttausende sein, die gleich am Brandenburger Tor mit am Start sind und die deutsche Nationalmannschaft bejubeln, wünsche ich viel Saß. Feiert die Jungs, feiert das Team, feiert alle, die beigetragen haben, diesen Weltmeister-Titel zu holen.

Ich freu mich still und leise mit – und blättere diese letzten Wochen noch mal in meinem Bilder-im-Kopf-Album nach. In Erinnerung bleiben wird mir die Geschichte des alten Mannes: Er ist Brasilianer und erlebte das Halbfinale im Stadion, kam hoffnungsvoll, hatte einen goldenen Pokal dabei, das Symbol seiner Überzeugung, dass Brasilien 2014 Weltmeister werden sollte. Dann hat er seine Mannschaft verlieren sehen, hat bittere Tränen vergossen. Und seinen Pokal einem deutschen Fan geschenkt. Im Zeitalter von Selfies und Fan-Porträts ging dieses Bild um die Welt. Dass die Fußballer sich nach einem gewonnenen/verlorenen Spiel gratulieren sieht man oft, aber dass ein Fan, ein treuer Anhänger, sich von seinem Ideal verabschiedet? Für mich besonders, eine große Geste.

Spruch zum Wochenende: Die Liebe bleibt

Auf der Beerdigung heute hatte ich 3 sehr schöne Momente, hört sich vielleicht komisch an, war aber so.

Zuerst war es so, als ob Micha im Regiestuhl sitzen würde. Es schien, als ob er die Bilder, die gezeigt wurden, selbst ausgewählt, als ob er die Musikauswahl getroffen hat – und immer, wenns traurig wurde, kam ein Spruch. So, als ob er selbst da war und wie gewohnt die Stimmung aufgehellt hätte.

Dann gab es eine sehr schöne Aktivität: 7 Wegbegleiter haben eine Kerze entzündet, symbolisch für je einen Bereich seines Lebens, seines Seins, seiner Interessen, seines Charakters. Das war zwar sehr emotional, weil auch persönliche Worte gesprochen wurden. Aber es war schön, schlicht, eine wundervolle Geste.

Am Grab hat die Rednerin spontan einen Text gewechselt und einen Liedtext von Peter Maffay gesprochen, den ich nicht kannte, der aber so gut gepasst hat, dass ich ihn zum Spruch für dieses Wochenende machen möchte:

„Wenn ich bei dir bin bin ich bei mir. Wenn ich von dir geh bleibe ich hier. Denk ich an dich dann bist du in mir. Du bist in mir.

Ich bin der Regen auf deinem Gesicht, in deinen Augen bin ich das Licht. Für alle Zeit, denn wenn alles geht: die Liebe bleibt.

Die Liebe bleibt, wenn alles geht, weil sie das Leben überlebt. Denn sie ist älter als die Zeit, wenn alles geht: die Liebe bleibt.

Du atmest ein, ich atme aus. Du bist meine Burg, ich bin dein Zuhaus. Für alle Zeit, wenn alles geht: die Liebe bleibt.

Sie nimmt uns auf die Reise durch die Unendlichkeit. Wir kommen und wir gehen, doch die Liebe bleibt. …“