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Oupsi

Witzig ist dieser Perspektivenwechsel zwischenzeitlich nur noch selten. Tatsächlich stehe ich ältestes Kind mittlerweile meistens kopfschüttelnd und mit durchdringendem Unverständnis neben der Szenerie, die von der vormals so bezaubernden Nichte und ihrem pubertierenden Verhalten dominiert wird. Und kann über so vieles nicht einfach schweigen.

Vor allem, wenn sie die mittlere Schwester einfach nur grob anfasst. Oft grundlos. Noch mehr, wenn sie die kleinste Schwester so lang ärgert und anstachelt, bis diese im wahrsten Sinn des Wortes umfällt und sich dabei weh tut … Und immer dann, wenn alles so unfassbar vorhersehbar ist, man vor den Folgen in exakt der Reihenfolge gewarnt hat und sie es zum Schaden der jüngeren Schwestern doch auf die Spitze treibt, kommt dann dieses dümmlich hingekicherte „Oupsi!“

Und das ist für mich echt am schwersten auszuhalten. Sie ist nämlich nicht nur intelligent, sondern oft auch ein bisschen arrogant und überheblich. Fühlt sich ne ist in vielerlei Hinsicht superschlau. Und trotzdem eben offensichtlich nicht, weil dann wäre ihr Verhalten ja sogar mit Vorsatz … und das ist es doch ganz bestimmt nicht. Bitte nicht …!

Aber wie gut ich aus heutiger Perspektive verstehe, was meine Umgebung in meinen Teenagerzeiten aushalten musste. Wobei ich für meinen Teil am liebsten cool mit den Freunden und damit einfach fern der nervigen Geschwister war und deshalb weniger unmittelbar verletzen konnte…

Kummerspeck

Jedes Kind reagiert anders auf Veränderung. Auch wenn Nichte 2.0 auf einen oberflächlichen Blick den Umzug mit allen Herausforderungen gut weggesteckt hat, im Kindergarten und in der neuen Umgebung angekommen ist … sie vermisst auch so vieles. Die alten Freunde, den gewohnten Kindergarten, die Nachbarn und so viel mehr, was zum alten Zuhause und damit zur Sicherheit gehört. Mit dem Umzug hat der Druck auf sie was das deutliche Reden angeht sehr zugenommen. Und Schwimmen soll sie jetzt noch schnell vor der Einschulung lernen. Und das Radfahren klappt auch noch nicht zuverlässig genug. Und weniger essen soll sie …

Wobei der Kinderarzt meine Schwester dann direkt auf das Thema Kummerspeck angesprochen hat und klargemacht hat, dass zu viel Druck an dieser Stelle nur den Kummer erhöht …

Und dann noch das typische Schwesternphänomen: anstatt die Mittlere jetzt liebevoll zu umarmen und ihr beizustehen verbünden sich Groß und Klein gegen sie. Das hat sie mir auch kürzlich sehr traurig erzählt. Keine Frage, dass das unsere 5jährige Verfechterin von „allen soll es Bitteschön gut gehen“ tief verletzt. Und nicht nur sie, auch ich beobachte das grade alles mit viel Kopfschütteln. Und wenigstens versuche ich ein kleines bisschen gegenzusteuern … weil ein trauriges Kind, das geht so gar nicht ❣️

Zeit vergeht …

Einmal mehr in meinem Leben bremst mich Kranksein aus – im Unterschied zu den letzten beiden Tagen sitzt der Rotz heute fest, Schlucken und Husten tun weh. Was mich viel zum Schlafen bringt … die wache Phase nutze ich, um ein paar Gedanken und Beobachtungen aus den letzten Wochen und Monaten festzuhalten.

Das neue Zuhause der bezaubernden Nichten ist zum Glück bewohnbar. Denn tatsächlich gibt es immer noch ganz schön viel, was nicht fertig oder noch nicht nachgebessert ist. Manchmal schon unglaublich, dass die „schlüsselfertige Übergabe“ auch Monate später noch nicht möglich ist? Zumindest für die Kids hat sich das Chaos aber beruhigt – alle 3 haben ein schönes Zimmer, einen Rückzugsort. Und das ist einfach eine super Entwicklung zum Zustand davor.

Für die bezaubernde Nichte entwickeln sich einzelne Schulfächer zu echten Feindbildern. Einmal die Woche bekommt sie in Mathe Online-Nachhilfe von der großen Cousine. Ob das was bringt? Mal sehen. Weil dieses Lernen auf die letzte Minute schieben und auf alles schimpfen, was unverständlich ist, das hat schon mal nicht die erhoffte Wirkung erzielt. Generell ist sie im Schulumfeld angekommen, hat zumindest Anschluss. Und die alten Freunde sind ja geblieben, das macht es einfacher, gelassen an neue Menschen heranzugehen. Das Skilager war DAS ultimative Highlight, könnte täglich ein ganzes Schuljahr lang sein. Ah, wobei, mit der kulinarischen Verpflegung war sie so gar nicht einverstanden. Aber kann ja nicht alles passen. Dafür beginnen wir, die Geburtstagsgeschenke einzulösen und haben den ersten Brunch ihres Lebens als Nichten-Tantengespann (ohne die kleinen Nervensägen) besucht. Ich hatte den Eindruck, das war gut. Und freu mich auf die Umsetzung der weiteren Ideen. Die auch alle ein etwas exklusiv mit ihr machen als wesentlichen Bestandteil haben ….

Nichte 2.0 würde gerne noch viel mehr Zeit mit ihrer Tante verbringen. Aber eigentlich soll da auch ihre große Schwester immer dabei sein. Die nicht oft mag. Und wenn, dann hab ich angesichts der sekündlichen Schwesterkonflikte nicht viel Lust auf Wiederholung … aber wir bekommen meistens irgendwie doch einen schönen Mädelsabend oder ähnliches hin. Im Kindergarten hat sie etwas unerwartet fast nur Jungsfreunde. Wobei das aus meinem Blickwinkel schon gut passt, denn sie entwickelt sich einfach weiter. Nach wie vor legt sie großen Wert auf ihr Outfit und trägt am liebsten Kleidchen. Aber ihr Auftreten ist dann durchaus burschikos. Kürzlich waren wir gemeinsam am Spielplatz, da hat sie mit einem ihrer Buddies im wahrsten Sinn des Wortes Hindernisse überwunden, auch wenn es menschliche waren … bei eben dem Freund war sie dann zum ersten Mal im Dorf zum Kindergeburtstag eingeladen. Mit lauter unbekannten anderen Kindern, außer der kleinen Schwester alles Jungs. Da flossen Tränen und die große Klappe kam erst nach einiger Zeit wieder …

Genau den Nachmittag haben Nichte 3.0 und ich übrigens unseren ersten alleinigen Filme-Mädelsnachmittag miteinander verbracht. Sie hatte Fieber und „Coco, mir geht es gar nicht gut“, deshalb haben wir mindestens 4 Folgen Mia and me gekuckt. Weil das hatte ja schon bei den beiden großen Schwestern IMMER heilsame Effekte … auch ansonsten nutzt sie die neue Nähe zur Verwandschaft gerne aus. Kommt auch mal während des Homeoffices vorbei, weil sie sich dann ja ruhig mit einem Malbuch beschäftigen kann (ok, oder die Tante nach 10 Minuten nerven während eines Online-Meetings dann doch eine Folge Bibi & Tina anmacht ….). Generell entwickelt sie sich sehr resolut, setzt ihren Willen mit viel Bockigkeit oft genug durch. Das kann auch mal anstrengend werden, vor allem für die Großeltern, die das durchaus geballt abbekommen. Mit nicht mal 3 Jahren waren ihr die beiden Schwestern kürzlich zu lahm, da hat sie sich einfach selbst angezogen, auch Schuhe und Mütze, und ist ganz allein die doch gar nicht mal so kurze und vor allem von unter Termindruck stehenden Lieferfahrzeugen frequentierte Steecke zum Hof runtergelaufen, um bei Oma und Opa Sturm zu läuten … da gabs dann trotz Krokodilstränen kein Eis, dafür einen richtig großen Anschiss. Ja, sie wird groß, geht in den Kindergarten, aber muss ja nicht gleich was passieren, wenn sie sich überschätzt?

Nicht vergessen werden sollte:

  • Ein echtes Highlight war unsere Halloween-Deko, hat der Tante viel Spaß gemacht und die Nichten sind mit den anderen Kindern durchs Dorf gezogen. Und ein paar Verbesserungsvorschläge für dieses Jahr gabs auch schon.
  • Beim Plätzchenbacken (übrigens auch beim Verkosten 😋) war Nichte 2.0 besonders motiviert, wir haben echt schöne Ergebnisse erzielt – verziert haben dann alle gemeinsam.
  • Der 12. Geburtstag wurde nicht groß gefeiert, aber tatsächlich haben Pubertier und Tante den Abend mit einem Retrofilm (La Boum – die Fete) miteinander verbracht.
  • Weihnachten war unspektakulär – da meine Mutter, die Oma, am 24. aus der Kur nach Hause gekommen ist, haben wir den Kochpart dieses Jahr zu den Nichten ausgelagert. Und das war gut so.
  • Silvester – trotz allem Wollen musste Nichte 2.0 um kurz nach 23 Uhr ins Bett und hat das bombastische Feuerwerk auf dem Dorf verpasst – vielleicht gar nicht so schlimm. Ich war zwar fasziniert, aber auch befremdet, wie viel da in die Luft geblasen worden ist…?
  • Auch den ersten Kinderfasching haben die 3 hinter sich, ohne den Faschingsprinzen-Onkel, weil der auch erkältet ist (ist er zwar wirklich, ist aber natürlich eine Ausrede, weil er die rauschende Ballnacht vorher ja auch feiern konnte) – am spannendsten war die Kostümsuche und das Stylen. Vor Ort gabs Essen, Musik, Tanzen, Auftritt von Garden und Prinzenpaar, um 15 Uhr waren sie schon wieder bei Oma und Opa. „Coco, das war echt nichts Besonderes“ 😉

Platt

Die steigenden Temperaturen sorgen auch bei meinen sonst so bezaubernden Nichten zu steigenden Konfliktsituationen. Woran es jetzt genau gelegen hat? Weiß ich nicht. In jedem Fall war dieses Wochenende der Wurm drin – meist reißen sich die beiden Großen nämlich schon sehr am Riemen, wenn die Tante zu Besuch ist. Haben sie ja auch zwischendurch immer mal wieder, in den Momenten mit mir allein. Aber die waren dieses Mal wohl – obwohl es auf mich anders wirkt – zu kurz gekommen. Und weil ich selbst durch meine Ostepathiesitzung etwas platt war konnte auch ich nicht ganz so viel ausgleichen, wie ich das sonst schon oft hinbekomme …

Was ich aber geschafft habe, ist das Gezicke und Gezanke in einer Bilderfolge mit der Kamera sehr im Detail festzuhalten. Hm, nicht nett? Stimmt. Aber dokumentiert, dass nicht „die“ oder „die“ schuld ist. Sondern alle zwei „beide immer“ weiter zoffen, schlicht: weil keine aufhört. Nie.

Hm. Sollen sie sich mal in Ruhe anschauen. Und dann vielleicht doch etwas drüber nachdenken, was jede tun könnte, damit es für alle angenehmer wird.

3.0? Steht daneben und schaut. Hoffentlich findet sie „das“ nicht nachahmenswert … 😉