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Paula und die Hasenbande: Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Neben Paula wohnen die Nachbarsmädels, die sich liebevoll um zwei Hasen kümmern. Im Winter sind die beiden nur im Hasenstall, deshalb freut sich Paula immer sehr, wenn es Frühling wird und die beiden tierischen Kumpels endlich im Freilauf unterwegs sind. Nicht, dass sie da mit hinein möchte, beileibe nicht. Schließlich liegen da schon nach kürzester Zeit überall eklige Hasenköttel – und Paula ist mit ihren langen, zotteligen Locken schon etwas etepetete. Da soll ja nix drin kleben bleiben, noch dazu nix, was stinken könnte – igitt …

Aber nett ist es, sich mit den beiden nach ein paar langweiligen Wintermonaten mal wieder auf einen Ratsch zu treffen. Die zwei haben immer was zu erzählen. Der kleine Schwarze darf regelmäßig zum Zahnarzt, da werden ihm die zu schnell wachsenden Zähne gestutzt. „Pah, das tut zum Glück gar nicht weh“, berichtet das tapfere Hasenmännlein großmaulig. „Aber im Wartezimmer treffe ich jedes Mal einen anderen Freak. Da war mal eine schweigsame Schildkröte, mal eine arrogante Pudeldame, mal ein wild schreiender Papagei, mal eine Katzen-Diva … ja, ich treff da jedes Mal lauter irre Gestalten.“

Der große Weiße dagegen ist ein Fresssack, der berichtet von den gefräßigen kleinen Mäusen. „Diese Mistviecher haben es sich tatsächlich im Sack mit unseren teuren Kräutern bequem gemacht und ganz schön viel vernascht. Dabei steht da doch in großen Buchstaben Bio-Kräuterfutter für Hasen drauf. Können die dummen Dinger nicht lesen? Haaaasen. Keine Mäuse. Nicht.“

Auch Paula erzählt, was sie beim Gassigehen unterwegs so mit ihrem Herrchen Andi erlebt. Hin und wieder trifft sie nämlich auch unterwegs auf eine Hasenbande. Wenn sie dann aber ganz aufgeregt zu denen laufen will, um sich zu unterhalten, rennen die wild Haken schlagend in alle Richtungen davon. Komische Typen sind das, die freilebenden Hasen. Da besucht sie lieber ihre Kumpels nebenan. Tolle Nachbarn sind das nämlich. Wie man sich das als Hundedame nur wünschen kann.

Und wenn sie genug mit den beiden geratscht haben oder die nur noch einsilbig Gras mampfend nuscheln, dann schleicht sie sich wieder davon.

Wie sie in den Nachbarsgarten kommt? Vor Jahren, zu Zeiten als das Nachbarsanwesen leer stand, hat sich die clevere Hundedame einen ganzen Sommer lang jeden Tag ein kleine Stück mehr ein Loch unter dem Gartenzaun durch gegraben. Immer hat sie fein säuberlich alles mit einem wild wuchernden Busch gut zugedeckt, damit keiner ihren Geheimgang entdeckt. Und da schlüpft sie auch jetzt von Frühjahr bis Herbst beinahe täglich für ein kleines bisschen Auszeit rüber in Nachbars Garten. Aber pssst, geheim!

Paula und der Osterhase: Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Die ganze Woche über ist Paula ganz aufgeregt. Letzte Woche hat sie nämlich vom Gartenzaun aus mitbekommen, dass sich die Nachbarsmädchen beim Schaukeln mit der Tante darüber unterhalten haben, ob der Osterhase wohl trotz der Ausgangsbeschränkung vorbeikommen darf. Das wär ja wohl noch schöner, die Ausgangsbeschränkung gilt schließlich nur für Menschen. Ihr Herrchen Andi darf dank Paula jeden Tag zum Gassigehen raus. Ja, das hat er ihr schon ein paar mal gesagt, dass er froh ist, weil Paula nämlich sein Mittel gegen den Lagerkoller daheim ist. Jawoll.

Die nächsten Tage hat Paula aufmerksam beobachtet, ob sich auch Tiere an die Ausgangsbeschränkung halten. Der Reiher kommt vorbeigeflogen, Käfer und Schmetterlinge kommen tanzend zu Besuch. So viele Vögel wie noch nie zwitschern, piepten, singen, pfeifen und keckern sogar rundherum. Und auch die Nachbarskatzen schleichen ihre üblichen Runden. Nur Emil, der Goldfisch, der bleibt wie immer in seinem Teich. Also doch eigentlich alles wie immer?

Na ja, nicht ganz, denn die Nachbarsmädels, die müssen jetzt immer zu Hause bleiben. Nicht in den Kindergarten, nicht in die Schule, keine Freunde treffen … Paula fiebert richtig mit. Am Karfreitag rennt sie ganz aufgeregt in den Garten, weil sie einen Schatten huschen sehen hat. Ach nein, das war nur der schwarze Kater von schräg hinten. Der verbringt den Nachmittag wie so oft auf dem struppigen Baum an der alten Garage, schlafend lässt er sich die Sonne auf den Pelz scheinen.

Aber spät am Abend, eigentlich in der Nacht vor dem Ostersonntag, da hat sie ihn dann doch erspäht, den Osterhasen. Keuchend stellt er seinen schweren Korb am Gartenteich ab und ratscht ein paar Minuten mit Emil. „Na Emil, wie geht’s?“ „Bei mir alles prima, ganz normal. Und bei dir?“ „Naja, die Menschen haben ja Ausgangsbeschränkung, deshalb muss ich dieses Jahr schon schwer schleppen. Sonst unterstützen uns die Mamas und Papas ja oft, kaufen ein paar der schweren Geschenke und legen sie für uns bereit, so dass wir sie nur noch in die Osternester legen müssen …“ Seufzend hievt er sich den schweren Sack wieder auf den Rücken und hüpft in Richtung Gartenzaun.

„Warte,“ ruft Paula, „ich zeig dir meinen Geheimweg, dann musst du nicht drüberkraxeln.“ Gesagt getan weist sie ihm den Weg zur gut verdeckten Höhle unter dem Zaun, da kommt man super einfach durch. Paula schlüpft da immer schnell mal in den Nachbarsgarten, wenn sie die beiden Hasen besuchen will. Oder die Mädels beim Spielen beobachten. Oder dem Herrn Igel Servus sagen. Oder …

Der Osterhase folgt ihr und sucht nach einem guten Platz fürs Osternest. Schnell zaubert er aus Zweigen und Moos ein tolles Versteck, dann nimmt er die Geschenke aus dem Sack, Bücher, Spielzeug, dazu packt er noch etwas Schokolade und goldene Häschen mitGlocke. „Das haben sich die Mädels wirklich verdient, diese Ausgangsbeschränkung ist für alle doof, Kinder und Eltern. Am allerdoofsten für die Großeltern. Hoffentlich ist das bald wieder vorbei.“ Meint er. “ ja wirklich, das ist richtig doof,“ findet auch Paula. „Aber es sollen halt alle gesund bleiben.“ „Da hast du recht. Danke dir für deine Hilfe und bis nächstes Jahr – ich muss weiter!“ Ruft er und schon ist er in den nächsten Garten verschwunden.

Paula betrachtet zufrieden das gut gefüllte Osternest, da werden sich die Mädels freuen. Und fröhlich tapst sie durch den Geheimgang zurück nach Hause. Doch was liegt denn da auf der Treppenstufe zur Veranda. Das ist ja ein Leckerli in Osterei-Form. Sie lächelt selig und wedelt glücklich mit dem Schwanz. „Danke, Osterhase, bis nächstes Jahr!“

Kinderwelt

Wenn ich mal wieder fast 24 Stunden mit meinen Patenkindern zusammen bin fallen mir so viele „Kleinigkeiten“ auf, diese immensen Unterschiede zu uns Erwachsenen. Die kleine Welt ist so sehr im Hier und Jetzt, manchmal so eigenartig, gar nicht Erwachsenenlogisch auf Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft ausgerichtet, dadurch schon mal voller Widersprüche in sich, und meistens doch ganz einfach:

  • Auch wenn man seine kleine Schwester abgöttisch liebt gibt es unzählige Situationen, in denen man egoistisch ist. Und sein will. Und in denen es definitiv das falscheste Argument ist, als Großer jetzt mal vernünftig zu sein.
  • Weinen ist oft Ausdruck von riesigem, individuell zu wertenden Unglück, manchmal aber auch einfach Zeichen für „grade eben war noch alles gut, jetzt muss ich irgendwie mit Heulen auf mich aufmerksam machen“
  • Als 3jährige hat man nicht das geringste Problem, minutenlang auf den Zehenspitzen zu stehen. Nicht zu balancieren und dabei zu kippeln, nein, einfach auf den Zehenspitzen stehen. Zum Beispiel beim Waschen und Zähneputzen. Oder beim Tanzen wie ein Schmetterling im Garten. Oder in den hochhackigen Schuhen der Mama, mit denen Mademoiselle besser laufen kann als ich. GNTM-verdächtig?
  • In einem Sandkasten sitzen 3 Kinder, es ist genug Spielzeug da. Allerdings will eine kleine Schwester trotzdem immer genau das, womit die anderen spielen. Und fühlt sich dabei vollkommen im Recht.
  • „In 10 Minuten“ oder jede andere Zeitangabe ist für Kids gut oder schwer aushaltbar, je nachdem, was gerade auf der eigenen Ideenliste steht. Wenn man Aufmerksamkeit braucht wird dieses „in 10 Minuten“ schon nach wenigen Sekunden hinterfragt. War das alles gar nicht so wichtig und ist in den nächsten Sekunde vergessen kann aus „in 10 Minuten“ auch eine Ewigkeit werden.
  • „Jetzt“ nach Hause zu gehen oder etwas zu beenden oder ins Bett zu gehen oder oder oder ist nur dann ein guter Plan, wenn es langweilig ist. Nur, weil es schon spät ist, das Spielen aber gerade so toll läuft, ist aber eine absolut nicht willkommene Unterbrechung.
  • Kinder sehen andere Dinge und nehmen andere Dinge wahr – wenn die große Freundin erklärt, dass sie beim Schwimmen kein Wasser in die Ohren bekommen darf bedeutet das noch lange nicht, dass man sie nicht tauchen darf. „Kannst ja die Ohren zuhalten….“
  • Liebe Eltern, wenn ihr euren Kindern verbietet, mit einem Strohhalm in einer Flasche zu blubbern, dann erklärt auch gefälligst die Konsequenzen: „Papa, das ist unfair. Du hast mir nicht gesagt, dass die Limo dann aus der Flasche rausspritzt, wenn ich Blubberblasen mache …“ Das gilt selbstverständlich für jedes Verbot, eh klar.
  • Mädchen sind anders, Jungs auch: was für mich und eine 3jährige ein wunderschönes Spiel ist ist dem 7jährigen viel zu langweilig. Die Frage ist an der Stelle dann eigentlich nur: wer motzt mehr? Denn da Erwachsene keine Lust auf motzende Kinder haben (zumindest ich) wähle ich den Weg des geschickten Ablenkungsmanövers, gar nicht immer so einfach, aber im Großen und Ganzen wollen wir ja viel schöne Zeit miteinander verbringen … oder?
  • Wenn mal ausnahmsweise die große Freundin da ist und man sich total freut, dann wacht ein 7jähriger um halb sechs auf, ist sofort in Plauderlaune und versteht nicht wirkllich, warum Erwachsene um diese Uhrzeit weder ansprechbar noch gut gelaunt sein können. Ist schließlich schon hell.
  • Schmeckt oder schmeckt nicht: auch wenn ein Kind mal was gerne mochte, kann sich der Geschmack ganz schnell verändern. Und während meines Besuchs in Franken saßen zwei verblüffte Eltern vor mir, weil ihre Kinder Dinge gegessen haben, die sie sonst nicht angerührt hätten. Meine neueste Erkenntnis bleibt aber: Mädchen so um die 3 essen gerne Butterbreze, es reicht ein kleines Stück Breze, aber viel Butter sollte es sein. Kann man so toll abschlecken 🙂iPhone_ 292
  • Erwachsene sehen in einem Garten die Blumen, die Farben, die Entspannungsmöglichkeiten, die Ruheoasen, einen herrlich angelegten Schwimmteich … Kinder? Haben dafür kein Auge, im Schwimmteich muss man schwimmen und toben, auf der Terrasse gibt es Schaukeln, im Garten gibt es geheime Verstecke, ein Trampolin, einen geheimen Gang (ja, ich musste mit, und nein, es war kein Gang, noch weniger ein Weg, an einer Stelle musste ich durchrobben, aber am Ende haben mich 2 strahlend blaue Augenpaare erwartet: „Jetzt kennst du unseren geheimen Weg!“iPhone_ 262
  • Wenn wir uns trennen ist der Große (7) immer sehr dramatisch: „Du sollst aber bleiben, immer, ich werd dich soooooooooooooo sehr vermissen“ – dieses Mal wurde er von der kleinen Schwester (3) getröstet: „Wir sehen die Doris doch schon ganz bald wieder, du musst nicht traurig sein“.

Die Welt ist ganz einfach und alles ist selbstverständlich so, wie Kinder es empfinden. Was wir Erwachsenen nur immer mit Erziehung wollen? Und überhaupt, was genau war jetzt noch mal die Trotzphase? Warum nenn ich euch beide eigentlich noch mal grade immer Motzkäfer …? Hab ich vergessen 🙂