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Selbstironie

Was bin ich doch manchmal abgeklärt, welterfahren, mondän… hahaha. Seit kurzem führt mich mein morgendlicher Arbeitsweg raus aus der großen Weltstadt mit Herz an den schönen Ammersee. Tag für Tag fahre ich an den Dörfern entlang und erfreue mich am Ausblick auf die Bergwelt hinein in die Ammerseeregion. Im einen Dorf steht rechts von der Straße ein großes Schild „Humus zu verkaufen“. Und ich grinse seit Tagen jedes Mal über meine eigene Gedankenwelt: klar, dass mit Humus NICHT Hummus, also die leckere Kichererbsenmus mit Sesampaste gemeint ist, sondern Erde. Die man zum Beispiel braucht, um etwas einzupflanzen. Ist mir aber erst mit etwas Nachdenken aufgefallen, und weil ich zumindest eine Minute lang ernsthaft sinniert habe, dass der Bedarf nach Hum(m)us auf dem Dorf groß zu sein scheint, wenn da so ein großes Hinweisschild steht … 😉

Auszeitgedanken

Gestern hatte ich ein richtig tolles, außergewöhnliches Telefonat: aus einem Standardgespräch wurden fast 60 Minuten Ideen, Inspiration und weitschweifende Gedanken, großes Kopfkino. Und alles, weil mir meine Gesprächspartnerin ganz nebenbei eine Frage gestellt hat, ich nachgehakt habe – und sie mir dann eröffnet hat, dass sie in diesem Jahr knapp 5 Monate eine Auszeit nehmen wird. …

Wow, also kein etwas längerer Urlaub. Keine 6 Wochen mit Verbraten aller Urlaubstage. Richtig aufhören zu arbeiten und in die USA reisen. Dort als Journalistin vielleicht mal was schreiben. Aber nicht so wie jetzt unter Termin- und Abgabedruck. Sondern in Ruhe recherchiert. Und ohne Auftrag. Nach Geschichten suchen, anstatt sie suchen zu müssen. Ideen auf sich zukommen lassen, anstatt sie erfinden zu müssen. Reisen, erleben, Dinge auf sich zukommen lassen, ohne Zeitdruck. Ohne Hektik. Ohne Terminplan. Möglicherweise sogar ohne Mobiltelefon, ohne permanent online zu sein. Ohne verfügbar sein zu müssen … Bin neidisch. Und das ganz positiv: das ist so ein toller Plan, so eine wunderbare Perspektive, einfach ein toller Gedanke.

Und auch wenn ich mich gerade in einer ganz anderen Gedankenwelt bewege,   Verpflichtungen als To-Do-Liste aufreihe, mich aktuell zum ersten Mal in meinem Leben mit einer langfristigen Investition, den damit zusammenhängenden Anforderungen, Terminen und notwendigen Planungen auseinandersetze: es hat mich total gepackt. Wir waren auch beide gar nicht mehr fähig, uns mit dem eigentlichen Anlass des Anrufes auseinanderzusetzen und haben uns wie Kinder einfach gefreut, Ideen zusammengetragen, uns gefreut – und sie hat mir versprochen, mich auf dem Laufenden zu halten. Da freu ich mich schon jetzt drauf.

Über die Auszeit denke ich trotzdem nach: egal wann und wie ich es mir verwirklichen kann. Für eine Auszeit gibt es wahrscheinlich im Leben nie den perfekten Zeitpunkt? Es gibt immer etwas, das man „noch erledigen muss“. Aber wie hat sie gestern so schön gesagt: für mich war das jetzt die richtige Entscheidung, ich habe alles getan, dass ich es mir auch jetzt verwirklichen kann. Dann sag ich einfach: ich bleibe in Gedanken dran – und werde diesen Zeitpunkt für mich finden!

Eben entdeckt: eine Kolumne über das THEMA Wetter

Bin eben auf der Suche nach etwas ganz anderem über diese Kolumne gestolpert, musste sie lesen, nicken und dann auch gleich weiterempfehlen … Wie schön, dass mal jemand außer mir sich wundert, wie aggressiv sich Menschen rund um dieses Thema „entladen“ können. Meistens ja nicht wirklich über das Wetter, sondern über die Einstellung, Ansichten, das Empfinden, die Tendenz der Mitmenschen. Zitat aus der Kolumne:

„Irgendwann bleibe ich bei den Wetterprognosen hängen. Und staune. Es gibt tatsächlich Leute, welche Artikel übers Wetter, über Aussichten und Tendenzen, kommentieren. Da schreibt einer: «Zum Glück ist diese Affenhitze endlich vorbei!» Postwendend kontert ein anderer in gereiztem Ton: «Affenhitze? Die paar warmen Tage haben bei Ihnen wohl einen Sonnenstich ausgelöst! So himmeltraurig war der Sommer noch nie bei uns!» Das lässt jenen, der irgendwo auf einer Kanareninsel hockt, natürlich nicht kalt: «Was regt ihr euch so auf? Hier haben wir immer noch dreissig Grad und ihr in der Schweiz habt doch gar nichts anderes verdient, als Schnee und Regen!» Wie muss man das jetzt verstehen? Hockt dort auf Teneriffa ein Deutscher, der in irgendeinen Steuerstreit mit uns verwickelt ist? Oder warum findet er, dass wir Schweizer nichts Besseres als Sintfluten verdient haben?
Wie dem auch sei: Die Diskussionen übers Wetter spiegeln irgendwie die Lage der Nation. Was da an Aggressivität, Schadenfreude oder Gejammer ausgetauscht wird, nur weil es entweder zu heiss oder zu kalt, zu nass oder zu trocken ist, ist unglaublich. Nach der Lektüre der unzähligen Kommentare zum Artikel «Der Herbst ist da», staune ich einmal mehr über uns Menschen. Sind wir wirklich so elend beieinander, dass wir uns darüber ärgern können, dass einer Hitze mag und ein anderer Schnee schön findet. Die Tonalität der Kommentare ist dermassen von Wut geprägt, dass ich mich frage, ob die Leute jetzt wirklich böse aufs Wetter sind oder einfach ein Ventil brauchen, um ihren gesamten Lebensfrust loszuwerden. Denn was ändert das schon, wenn wir zu jeder Wettertendenz gleich rote Köpfe und dicke Hälse haben?“

Komplett nachzulesen unter http://www.wochen-zeitung.ch/index.asp?RubrikID=6&ArtikelID=32115

Danke an Verena Zürcher, die Kolumnistin, denn jetzt weiß ich, dass sich in der Schweiz auch jemand weniger Gedanken über das Wetter an sich, dafür aber um die oft so unerwarteteten Reaktionen darauf macht.

Und mal ganz ehrlich: muss man sich echt über etwas aufregen, das man nicht ändern kann? (Frage ich bei strahlend blauem Himmel mit ein paar Wolken und freu mich, dass die Vorhersage für die nächsten Tage positiv ist 🙂 …)