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Sonntagsfreude: Ungeplante Herbsttour

Hatte ich nicht geplant, aber da mein Bruder den gefährlichen Männerschnupfen erwischt hat durfte ich heute morgen einen kleinen Ausflug durch die Hallertau unternehmen. Hausmitteln vertraut er nicht, also sollte ich ihm „eine volle Dröhnung“ aus der Apotheke besorgen. Auf dem Land rotiert der Wochenenddienst, so führte mich die Fahrt ins schöne Wolnzach. 

Unterwegs hab ich den Weg sehr bewusst wahrgenommen, mich in Au über den neuen Marktplatz, die alte Post mit dem hippen Griechen, den Hinweis auf den geöffneten Schlossbiergarten, die wunderschöne Schmiede und das gut gefüllte Café Zintl gefreut. Auf den nächsten Kilometern gestaunt, wie grün und gleichzeitig farbenfroh die Wälder sich schon gefärbt haben und wie die leeren Hopfenfelder sich in die Landschaft schmiegen, hab über eine Vogelscheuche im altersschwachen Friesennerz gegrinst und versucht, die unzähligen Raben zu zählen, die oben auf den Hopfen-Stangerln sitzen, die Umgebung fest im Blick.

In der Apotheke waren überraschend viele Kunden für den Sonntag morgen, es ist Herbst und die Nasen triefen. Seufz. Auf dem Rückweg hab ich mich verfranst, wollte nur einen kleinen Umweg fahren, durch eine Vollsperrung und Umleitungen hab ich dann ein paar mehr Hopfendörfer besucht. Und einmal mehr die vielen Facetten meiner Heimat bewundert – wenn auch nicht alle: es gibt manche bauliche Stilrichtungen, sie sich bei aller Liebe und allem Verständnis einfach nur sonderbar im dörflichen Charakter ausnehmen, nicht integrierbar. 

Aber trotzdem schön, so eine herbstliche Ausfahrt durchs Hügelland – wenn man nicht vor sich hinträumt, um dann plötzlich im dichtesten Verkehr in Mainburg steckenzubleiben. Am Gallimarktsonntag suchte hier jeder einen Parkplatz, um zum Mittagessen ins Festzelt zu gehen, also natürlich jeder, außer mir, die ich das nicht so präsent hatte …

Und dann hab ich spontan noch einen zusätzlichen Abstecher gemacht, um am Hof meines Cousins „shoppen“ zu gehen. Seine Kinder ziehen seit Jahren Kürbisse und verkaufen die, um sich ein kleines Taschengeld zu verdienen. Das unterstütz ich, auch wenn die Kids das längst nur noch aus Nostalgie tun … Jawoll.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita.

Heimatverliebt: So feiert die Hallertau

Während alle Welt auf der Münchner Theresienwiese vorbeischaut bereiten sich die Hallertauer auf ihr Oktoberfest, den Gallimarkt vor. Wie in der Weltstadt mit Herz dreht sich alles ums Bier – auf dem kleinen Festgelände warten zwei Zelte, tagsüber spielt die Blasmusik, abends sorgen Bands dafür, dass nicht nur die Teenager auf den Tischen abrocken. Wie für die Hallertauer Volksfestzeit üblich wird ein Wochenende und einen Montag lang gefiert, das reicht dann auch, damit alle mal da waren. Mittlerweile trägt wieder „jeder“ Tracht, und es ist schon schön, wenn sich die Buam in ihren schneidigen Lederhosen und die feschen Madln im Dirndlgwand zuprosten. Denn klar, „oans, zwoa, gsuffa“ gehört dazu. 

Der bevorstehende Gallimarkt beendet die Hallertauer Volksfestsaison, über den Herbst gibt’s noch ein paar Kirchweihfeste mit Ganserlessen und Dultbetrieb, dann im Winter folgen schöne Adventsmärkte, ganz klein und fein oder auch etwas größer, wie beispielsweise den Weihnachtsmarkt auf dem Abensberger Kuchlbauer-Areal. Und im neuen Jahr wird Fasching gefeiert, getanzt und bis in die Morgenstunden gelacht wird auf sogenannten Schwarzweiß-Bällen, ausgefallene Kostüme und noch ausgelassenere Stimmung bieten die kunterbunten Maskenbälle in der Region. Am Faschingswochenende laden große Umzüge zum Staunen, in den Wirtshäusern, Bars und sogar Sportheimen oder  Feuerwehrhallen herrscht im Anschluss Kehraus – viel trinken, viel lachen, viel reden, auch tanzen.

Daran schließt die Starkbierzeit an, die zelebrieren die Holledauer mit vielen Starkbierfesten, ob mit oder ohne politische Ansprache, Hauptsache der Nachschub bleibt niemals nicht aus. Und ab Ostern finden wieder überall in der Region Jahrmärkte und Volksfeste statt. Zu einer Instituation hat sich das Auer Weißbierfest am Pfingstwochenende entwickelt, traditionell feiern Männer ihren Jahrestag auf dem Rudelzhausener Volksfest. Besonderheit sind die Hopfenfeste in den sogenannten Siegelgemeinden, die Idee war, die großen Hallen, in denen ab dem Herbst nach der Ernte der Hopfen gelagert wird, in der freien Zeit im Juli für ein Bierfest zu nutzen. Fanden wir als Kinder und Jugendliche toll, denn wir waren kaum in der stickigen Halle, sondern mehr auf dem kleinen Rummel mit Autoscooter und Losstand. In meiner Heimatgemeinde findet das Hopfenfest seit mehreren Jahren am ersten Oktoberwochenende statt, seitdem kommen wieder etwas mehr Besucher. 

Einen kleinen Kultstatus in der Region hat noch der Abensberger Gillamoos, zwei Wochenenden im September wird auf der Wiese am Weissbierstadl gepflegt gefeiert, an den Wochentagen nutzen die Parteien die großen Festzelte für politische Frühschoppen nach der Sommerpause. Und vor einem Jahr durfte ich dabeisein, wie Heimatliebe mit Tradition gefeiert wird, immer wieder schön, die vielen Bilder der Heimat. Wer mehr Bilder aus der Region sehen möchte, schaut mal bei Gabis Heimat Holledau vorbei.
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Jule lädt zum Schreibprojekt „Heimatverliebt„, in diesem Monat lautet das Thema „So feiert deine Heimat“. Mein Beitrag über die Hallertau ist mit „Bierfesten“ typisch fürs Hopfenland, traditionell feiern die Holledauer mit gutem Bier, gern, viel und ausgelassen. Mehr Heimatliebe aus unterschiedlichsten Regionen findet ihr unter dem Suchbegriff „Heimatverliebt“.