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Ein Freund, ein guter Freund

Und wenn es noch so kitschig ist, ich mag das Lied. In meiner ältesten Erinnerung singen es Heinz Rühmann und seine Mannen im sicherlich noch viel älteren Schwarzweiß-Film „Die Drei von der Tankstelle“:
Schon damals fand ich nicht nur Text und Melodie sehr eingängig, sondern auch den Inhalt irgendwie besonders.

Gestern habe ich über den hohen Stellenwert einer Freundschaft geschrieben, das hat mich auch wieder an die Momente erinnert, in denen eine Freundschaft auf eine Zerreissprobe gestellt wird. Zeiten, in denen man sich voneinander entfernt. Oder einfach anderer Meinung ist. Sich nicht öffnen kann. Eine meiner ältesten Freundinnen aus der Kindheit war das Nachbarsmädchen. Wir sind gemeinsam aufgewachsen, haben uns täglich gesehen, miteinander gespielt. Genau genommen: Miteinander die Welt erobert. Dann trennten sich unsere Schulwege und damit auch einiges an möglichen gemeinsamen Zeiträumen. Als sie zwei Jahre später wieder den gleichen Bus zur Realschule nahm konnten wir uns tatsächlich für einige Jahre wieder annähern. Aber – was sich vielleicht schon vorher abgezeichnet hatte: es war eine Zweckgemeinschaft, die ausschließlich darauf basierte, dass es zufällig Gemeinsamkeiten im Tagesablauf gab. Ich habe mich ab dem Zeitpunkt abgenabelt, als sie neidisch auf einen Freund in der Teenagerzeit reagierte, mir vorgeworfen hat, dass ich einen Partner hatte. Fies versteckt hinter dem Vorwurf, mich jetzt für etwas Besseres zu halten, keine Zeit mehr für sie zu haben. Wir sehen uns hin und wieder – haben uns aber nicht wirklich etwas zu sagen.

Schon im Kindergarten, später zu Schulzeiten sammelt man viele Freunde. Sobald man Schreiben kann verteilt man Poesiealben (manchmal müssen im Kindergarten auch schon die Mamas reinschreiben?). Wenn ich heute in meinen Büchlein blättere kann ich mich tatsächlich an die meisten Namen mit Gesicht erinnern. Häufig stelle ich mir aber die Frage: hatten wir wirklich so eine enge Beziehung, wie das im Spruch ausgedrückt wird?

  • In allen 4 Ecken soll Liebe drinstecken (…?)
  • Rosen, Tulpen, Nelken, alle drei verwelken. Stahl und Eisen bricht, aber unsere Freundschaft nicht (…?)
  • Der beste Weg, Freunde zu gewinnen, ist selbst ein guter Freund zu sein (stimmt, ich vermute nur, ders geschrieben hat, ist längst aus meinem Leben verschwunden)
  • Freundschaft ist nicht nur ein wunderbares Geschenk, sondern auch eine dauernde Aufgabe (wie wahr!)

Ich besitze für fast jede Klasse ein Freunde-Buch, Poesie-Alben oder später auch die bereits vorgeschriebenen Ausgaben, in denen du neben einem Spruch auch sämtliche Angaben zu Alter, Größe, Gewicht, Lieblingsessen und Lieblings-Fernsehen machen musstest. Die gute alte offline-Version des heutigen Überblicks auf Sozialen Netzwerken 🙂 Faszinierend, was da für ein Aufwand dahintersteckte? Und wie wenige Eintragungen in meinem heutigen Leben noch eine Rolle spielen. Ich bin darüber nicht wirklich traurig, denn mir sind aus Kindergarten- und Schulzeiten einige wenige, dafür aber wirklich gute und enge Freundschaften geblieben.

Mit dem Ende meiner schulischen Laufbahn und dem Beginn des Studiums entdeckte ich, dass es Freundschaften gibt, die man selbst weiter pflegen möchte, andere werden von einem Freund gehalten. Es kommen neue Freunde hinzu, erst mal wieder viele, doch die natürliche Selektion sorgt dafür, dass wenige gute Freundschaften halten. Es gab Zeiten, vor allem im Studium, als wir so unendlich viel Freizeit hatten, ich habe so viele Menschen in meiner Umgebung gesammelt, jeden gut gekannt, kam mit jedem klar – weil ich auch die Muse hatte, mich auf jeden einzustellen, mit jedem lang und ausgiebig zu reden …

Seit knapp 10 Jahren sammle ich keine Freundschaften mehr, sondern gehe sie sehr bewusst und intensiv ein. Ich pflege meine alten Freundschaften mit Genuss, finde es herrlich, wieviel Menschen, die einen lange begleiten, bereits wissen. Ich mich nicht erst neu vorstellen muss. Ich schätze an „alten“ Freunden, dass sie mich, meine Konstanten und Veränderungen, meine Umgebung kennen – und an meiner Seite bleiben. Ich lasse sicherlich auch neue Menschen Freunde werden, allerdings bin ich nicht auf der Suche.

Würde ich heute noch mal ein Freundebuch ausgeben? Also für den Fall, dass es kein Facebook und Co gäbe? Wär ich nochmal in der Grundschule: auf alle Fälle. denn es hat aus heutiger Perspektive Nostalgie-Wert. Aus der Sicht der heute  Erwachsenen: nein. Ich führe so unendlich viele Adressbücher, pflege meine Kontakte über Datenbanken, online und offline. Nein. Die guten Freunde müssen keine Verse in ein Album schreiben, lieber erleben wir gemeinsame Zeit.

Sich mal wieder wie 13 fühlen

Darf man, egal wie alt man ist. Macht am meisten Spaß mit einer lieben Freundin. Und am besten haben gerade alle beide Liebeskummer, sind frisch verliebt, schwärmen unsterblich für einen Musiker, Schauspieler, oder oder oder. Ganz wichtig ist: wenn man sich wie 13 fühlt ist nichts peinlich. Man kann gemeinsam lachen, sich alles vorstellen, alles ist möglich, alles kann passieren. Die Welt steht offen, es gibt keine Grenzen, der Phantasie wachsen Flügel. Man fühlt sich unschlagbar. Freundschaften werden für immer geschlossen. Das ganze Leben liegt vor uns, dennoch ist heute wichtiger als alles andere. Das Hier und Jetzt ist so unglaublich groß!
Wieder mal 13 sein ist wichtig, man sollte sich dafür nie zu erwachsen sein, im Gegenteil. Es tut irre gut, öfter mal alles zu fühlen, zu erleben, zu entdecken, wie mit 13.

Einen Vorteil hat es allerdings, sich wie 13 zu fühlen, auch wenn man etwas älter ist: die Elternentscheidungen verlieren an Einfluss 🙂