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Momentaufnahmen #8

Im Schreibprojekt „Momentaufnahmen“ stellt Aequitas et veritas die 8. Frage: Wäre ich gern mit mir selbst befreundet?

Hm, es wäre sonderbar, an dieser Stelle nicht „ja“ zu schreiben – über das Thema Freundschaft habe ich oft geschrieben. Deshalb wollte ich bei den Momentaufnahmen schon fast pausieren …. dann ist mir ein Gedanke eingefallen, den ich die letzten Monate öfter mal kurz angedacht habe. Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Freundschaft. Zum Beispiel diejenigen, die von täglichem Kontakt leben. Die in bestimmten Lebenssituationen entstehen, sich durch gemeinsame Aktivitäten, Interessen und vor allem Routinen definieren.

Ich bin so ein Freund, der sehr wohl zu schätzen weiß, wann und wie unsere Freundschaft entstanden ist. Der aber auch Freundschaft auf Distanz kann. Der sich mit entwickeln kann, ohne immer direkt nah dran zu sein. Der auch mal Abstand halten oder auf Abstand gehalten werden kann … und trotzdem Freund bleibt. Beobachtet, fragt, aufnimmt und sich wieder an der Seite oder wo immer er gerade gebraucht wird, positionieren kann.

Ich glaube, dass aktuell klar ist, warum ich das als positive Eigenschaften werte.

Mehr zum Schreibprojekt hier nachlesen.

Paula und der Eisvogel: Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Seit ein paar Wochen fühlt sich Paula öfter mal beobachtet, wenn sie mit ihrem Herrchen Andi den Weg am kleinen Bachlauf entlanggeht. Fast ein bisschen unheimlich ist es ihr. Häufig meint sie, dass da etwas blaues fliegt – aber so richtig einschätzen kann sie das, was sie sich vielleicht auch nur einbildet, nicht.

Heute ist ein besonders schöner Tag. Die Sonne strahlt vom eiskalten, glasklaren Himmel. Schön ist das. Herrchen Andi setzt sich deshalb auf die Bank, die vor einer kleinen Schleife im Bachlauf steht. Beide Spaziergänger, Herrchen und Hundemädchen schließen die Augen und lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Tut das gut, hach.

Da, Paula blinzelt. Auf einem Ast glitzert etwas. Noch leuchtend blauer als der Himmel ist das kleine Wesen. Erst öffnet sie ein Auge, dann auch das zweite. Andächtig sagt sie: „Du bist aber schön. Was für ein wunderbares blau, und orange, und dazwischen ein paar weiße Federn. Und die Zeichnung. Du bist wirklich besonders schön.“ Ehrfürchtig bestaunt sie das kleine Wesen mit seinem außerordentlich schönen Federkleid …

Der Vogel antwortet nach einem kurzen, vorsichtigen Zögern. „Ansichtssache. Dir gefällt, was du siehst, ich muss aber besonders vorsichtig sein, weil ich so auffällig leuchte. Im Sommer kann ich mich gut verstecken, aber jetzt über den Winter sieht mich jeder …“. „Ach, dann spielst du mit mir schon die ganzen letzten Wochen verstecken? Jedes Mal, wenn ich einen leuchtenden Punkt entdeckt habe, warst das du. Aber bis ich etwas erkennen hätte können, warst du schon längst wieder weg. Keine Sorge, dich entdeckt man nicht so leicht.“ meint Paula.

„Wenn man es so sieht, hast du recht. Und gut, dass du mir das sagst, denn vor allem wenn ich Hunger habe, bin ich immer nicht sicher, ob meine Vorsicht ausreichend ist“ antwortet der Eisvogel. „Dann lass uns das ab sofort als unser Spiel sehen,“ schlägt Paula vor. „Gerne,“ antwortet ihr neuer Freund, „und manchmal werd ich mich dir auch zeigen. Aber du weißt ja, dass ich trotzdem um dich herum bin, auch wenn ich mich nicht blicken lasse.“

Paula freut sich – und ein kleines bisschen ist sie auch erleichtert, dass sie sich nichts eingebildet hat. Ab sofort weiß sie, dass sie ihren kleinen farbenfrohen Freund, den Eisvogel, auch dann an ihrer Seite hat, wenn sie ihn nur für einen winzig kurzen Augenblick wahrnimmt. Wie ein guter Freund, der auch nicht immer bei dir sein kann, aber dich im Herzen immer begleitet …

Freunde bleiben

Gar nicht so einfach grad, mein Freund zu sein – denn ich konzentriere mich auf mich. Hab ich so „extrem“ noch nie, ist also bestimmt für alle Beteiligten neu. Manchmal fühl ich mich noch so ein klein wenig unruhig dabei – jetzt gerade zum Beispiel. Wär an diesem traumhaften Sommerabend gerne mit Freundin und Hundefreund durch die Holledauer Wälder gestreift. Bin aber erst vor 10 Minuten vom Baugerüst gestiegen. Jetzt muss ich mich erst mal auslüften, denn hoch oben ist es sehr heiß gewesen, netter Nebeneffekt: ich Erde mich. Dann geh ich duschen, essen, trinken – und dann komm ich zur Ruhe. Nach einem arbeitsintensiven Tag. Spazierengehen wär schon schön, machen wir bestimmt auch wieder. Irgendwann. Aber gerade ist meine Zeit zu kostbar, als dass ich mich durch verpasste Gelegenheiten stresse …

Dabei leitet mich ein Bauchgefühl, das mir auch sagt: es werden die Freundschaften bei mir bleiben, die sich mit mir entwickeln. Das war schon immer so, und wird auch immer so bleiben …

Ein paar Gedanken zum heutigen Tag der Freundschaft – und ein kleines großes Dankeschön an alle, die sich angesprochen fühlen: es ist schön, begleitet zu werden.

Sonntagsfreude: Herr Nachbar hat geheiratet

Der Nachbarsjunge, knappe 2 Jahre älter. Wir sind, seit ich denken kann, gemeinsam durch die umliegenden Gärten, Felder, Wiesen und Wälder gelaufen. Ich immer hinter ihm und seinen Jungs her, war natürlich die Jüngste. Eine Zeitlang haben sie mich trotzdem akzeptiert. Dann gabs eine fiese Aktion: was genau passiert ist? Ich kann mich nur noch erinnern, dass sein Opa kommen musste, um mich aus einem zu einer Schaukel umfunktionierten Reifen zu befreien. Ich vermute, sie hatten mich festgebunden. Das hat wirkungsvoll dazu geführt, dass ich mich anderen Spielgefährten zugewendet habe. Dennoch sind wir über die Jahre irgendwie freundschaftlich verbunden geblieben, ohne große Überschneidungen, unterhalten uns gerne – und ich glaube, wir mögen uns auch. Aber eben nicht mehr. 

In den letzten beiden Jahrzehnten habe ich von ihm immer wieder gehört, wie spießig die Welt und vor allem die Gesellschaft sei, wie sehr er raus aus all diesen Zwängen möchte, wie wichtig ihm Freiheit und Unabhängigkeit ist. Wie sehr er das Dorfleben mit all seinem Tratsch verachtet. Freie Liebe, Freiheit der Gedanken, ein freies, natürliches Leben, jenseits irgendwelcher konventioneller Zwänge wolle er leben. Keine feste Beziehung, kein sich zueinander definieren, das, was man miteinander hat, voreinander definieren, überhaupt gar nichts definieren. Einfach geben und nehmen, ohne Verpflichtung. Da kannte er seine Freundin noch nicht. Sie ist anders. Ein ganzes halbes Jahr Asien-Auszeit haben die beiden genommen, ehe er sie gefragt hat. Und jetzt haben die zwei ganz traditionell am Standesamt ja zueinander gesagt. Mit Unterschrift, vertraglich besiegelt. Gut, hingefahren sind sie auf einem Oldtimer-Motorrad, die Braut im Beiwagen. Und direkt nach der Trauung ging’s im VW-Bus auf eine Fahrt ins Blaue. Also zumindest nicht so ganz angepasst an das, was „sich gehört“. Mich freut es sehr, denn er wirkt ganz in dich ruhend, glücklich und zufrieden. Schön.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita, die sich freut, eine bislang nur aus dem www bekannte Bloggerin persönlich getroffen zu haben.