Schlagwort-Archive: fassade

Heimatverliebt: Kultur in der Hallertau (5)

Und abschließen möchte ich meine recht ausführlich gewordene Empfehlungsliste zur Kultur in der Hallertau mit dem Hinweis, dass in meiner Heimat unzählige Künstler, Kunsthandwerker, Musiker, … leben. Über Eindrücke berichte ich ja lieber aktuell, aber ein paar Tipps sind von Dauer:

Der Prielhof gehört zu Kloster Scheyern, bereits seit 2005 finden dort alljährlich Ausstellungen statt, auch wieder im Herbst 2017. Aussteller sind Künstler aus der Region, es ist eine schöne, bunte Veranstaltung, sehr unterschiedlich.  Seitdem füllt sich in der parkähnlichen Gartenanlage ein Skulpturengarten, den man ganzjährig besuchen kann. Sehr zu empfehlen.

Genau wie das Kuchlbauer-Hundertwasser-Areal in Abensberg. Von weitem zu sehen ist der Turm, er wirkt wie ein Gebilde aus 1001 Nacht. Besonders schön ist, dass die Kunst mit der Tradition der Hallertau kombiniert worden ist, rund um den Turm ist ein gemütlicher Biergarten eröffnet worden, sodass man nicht nur hinaufsteigen, sondern auch drumrum sitzen kann und jedes Detail bei einer kühlen Mass Bier bewundern.

Und dann kann ich rundherum in der Region nur empfehlen. Augen auf und auf Details achten. Im kleinen Ort Weihmichl zum Beispiel gibt’s den Volkssänger Roider Jackl als Brunnenfigur, genau wie am weltweit bekannten Münchner Viktualienmarkt. Er wurde in der Hallertau geboren, genau wie Joseph Maria Lutz, in dessen „Dichterstube“ in Pfaffenhofen findet sich Korrespondenz des Heimatdichters mit seinen Zeitgenossen Thomas Mann oder Stefan Zweig. Und in vielen Dörfer entdeckt man kleine, liebevolle Kunstwerke an Häusern und Fassaden, in den Gärten, Erzeugnisse der Töpfer, Kunstschmiede, Kunsthandwerker, Maler …

Ein Kulturgut, das oft in Vergessenheit gerät, haben einige Orte in den letzten Jahren übrigens wieder aufleben lassen. Früher wussten die wenigsten den Familiennamen ihres Nachbarn, der war der Moar, Stolz, Knaller, … heute weisen kleine Schilder am Haus auf den alten Hofnamen hin. Das begeistert mich sehr und ich überlege, ob wir bei uns am fertig renovierten Bauernhof ein Schild mit dem alten Hofnamen anbringen …

—–

Jule lädt zum Schreibprojekt „Heimatverliebt„, in diesem Monat lautete das Thema „Kultur in deiner Heimat“ und dazu ist mir richtig viel eingefallen … Mehr Heimatliebe aus unterschiedlichsten Regionen findet ihr unter dem Suchbegriff „Heimatverliebt“.

Baustellengedanken

Samstag Nachmittag hatten wir einen anderen Bauherren als Besucher auf der Baustelle, der auch gerade einen „alten Kasten“ renoviert, gestern Abend kam eine Nachbarin auf einen Ratsch und ein paar Fragen vorbei, die überlegt, am eigenen, noch mal mindestens 50 Jahre älteren, Haus notwendige Renovierungen durchzuführen. Und seitdem mach ich mir so meine Gedanken, warum es manchen Menschen ein Anliegen ist, ein Haus zu pflegen, zu sanieren, zu erhalten. Und anderen fällt es gar nicht schwer, verfallen zu lassen und wegzureißen. In meinem Kopf hab ich dabei immer als Gegensätze eine Jugendstilvilla und ein Bauernhaus in meinem Heimatort. Die Villa steht in einer Reihe alter Bürgerhäuser, die wahrscheinlich alle so um 1900 gebaut wurden. Dazwischen stehen bereits „moderne“ Häuser, dennoch haben sich die Besitzer der Eckvilla in den 90er Jahren entschieden, die Fassade originalgetreu zu renovieren, die Fenster allein sind eine Meisterleistung, die Haustüre könnte ich stundenlang betrachten, das Dach ist einfach wunderschön. Ich schaue das Haus jedes Mal mit großer Bewunderung an, freue mich daran. Herrlich. Dann gibt’s seit ich Denken kann das vor sich hin verfallende Bauernhaus. Mit einem wunderschönen schmiedeeisernen Balkon, einem noch original Lastenaufzug zum Speicher, einer typisch geschnitzten Verzierung der Untersicht. Aber die letzten 10 Jahre war auch zu sehen, dass im Haus alles zerfällt. Hab mir immer wieder vorgenommen, zu fragen, ob ich den tollen Balkon abkaufen kann … Zu spät, in nicht mal einer Woche wurde das gesamte Anwesen jetzt abgerissen und auf die Müllkippe gefahren. Genau darüber hab ich mich mit den Besuchern unterhalten, über das Erhalten und Neugestalten von alter Bausubstanz. „Bauen für die Ewigkeit“ hieß es früher mal, vielleicht nicht gar so lange. Aber in Häusern stecken so viel Rohstoffe, so viele Arbeitsstumden, also etwas mehr als 100 Jahre sollten sie schon stehen dürfen. Oder?

Sonntagsfreude: Sommertag

Es ist heiß, über 30 Grad sollen es werden. Ich sitze im Garten und freu mich, weil Sonntag ist, weil ich frei habe. Und weil ich mich so über den Fortschritt auf der Baustelle freue. Der Putz trocknet, es ist schon die zweite Schicht drauf und alles vorbereitet für die Feinarbeiten kommende Woche. Schweißtreibend wird es werden, aber dafür schon bald fertig, alles so außenrum. Dazu war mein Tag gestern zwar arbeitsreich, aber wunderbar positiv. So viele schöne Impulse hab ich mir mitgenommen. So muss es sein, genauso. Und mein Plan für heute lautet, diesen Sommertag mit allen Sonnen genießen. Auf geht’s! Ich wünsch euch einen schönen Sonntag ☀️

Mehr Sonntagsfreuden sammelt Rita, mit der es heute auf den Kirschbaum geht, so schön.

Steine

Sehr faszinierend, wie viele Menschen gerade beim Vorbeigehen stehen bleiben, Radfahrer, die am Zaun halt machen, Autos, Roller- und Motorradfahrer, die verlangsamen oder stoppen – um sich das gerade so nackte Mauerwerk unseres Hauses anzusehen. Wundert mich nicht, ich selbst stehe permanent ehrfürchtig und staunend. Beobachte, wie die Steine gesetzt wurden. Wo die alten Fenster waren, wie sie zugemauert wurden. Staune, wie viel Steine damals verwertet wurden, ein moderner Baustein von heute enthält etwa 8 von damals? Was für eine Geschichte das Haus einfach nur aufgrund der Mauern erzählt: wie es ursprünglich gebaut wurde, dann ein paar mal zweckmäßig umgebaut wurde. Angebaut wurde, für den Hopfenbaubetrieb. Sieht man alles, kann man anhand der Steine jetzt nacherzählen. Irgendwie begeistert so eine Renovierung nicht nur die Bewohner, das ganze Dorf und zufällige Passanten lächeln, wenn sie vorbeikommen. Schön.