„Der Kalender voller Termine, Hetzjagd von einer Verabredung zur anderen? Lebensmüde und eingeschlossen in einer engen Welt von Dingen, die übertrieben oder überflüssig sind?
Geh in den Wald! Da ist es Frühling. Da warten die Bäume auf dich. Herrliche Bäume, die schweigend von der Stille zehren und von dem Saft, der bis in die letzten Zweigspitzen steigt. Da singen die Vögel für dich. Geh in den Wald! Leg dich unter einen Baum, steck einen Grashalm in den Mund und genieße seliges Nichtstun. Dann kommen die besten Gedanken und die schönsten Träume über dich. Dann verschwinden die Probleme, die du hinter deinen Wänden hast.“ (Phil Bosmans)
Allen einen schönen Sonnenfreitag – wer frei hat: genießt das süße Nichtstun, wer wie ich arbeitet, genießt das entspannte Abarbeiten an diesem ruhigen Brückentag 🌞
Ja, wenn man dieses Video betrachtet, dann gehts den meisten von uns doch ziemlich gut? Aber in unserer schnelllebigen, auf Konsum ausgerichteten Welt ist das alles oft nichts. Wird gar nicht reflektiert. Wer hat, dem geht’s gut. Gar nicht so leicht, mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. Weil ein anderer könnte ja schöner, besser, erfolgreicher, leistungsfähiger, dünner, kreativer, reicher oder was auch immer sein – und damit automatisch mehr den eigenen Weg gefunden haben. Wir haben heute so viele Werte, um uns zu messen. Nicht leicht, mit sich selbst im Einklang zu sein. Also mit mir insgesamt und dem, was ich tue, denke, fühle, entscheide …
Und einmal mehr sind meine Coaches die vielen Kinder meiner Umgebung: sie sind bei sich selbst, tun, was sie mögen, konzentrieren sich vor allem auf ihre Wünsche. Und sind mit sich und dem Leben in den Tag hinein vollkommen im Einklang. Oft ohne Rücksicht auf andere. Sozialverhalten muss gelernt werden, trotzdem sei daran erinnert, dass es häufig die vielleicht auch falschverstandene Rücksichtnahme auf Wünsche und Bedrürfnisse anderer ist, die uns an der Verwirklichung eigener Vorstellungen hindert? Und ganz gefährlich ist in dem Kontext übrigens annehmen, statt hinterfragen – aber das muss ich mal ein anderes Mal und ausführlicher mit mir „besprechen. Was mir immer hilft, meine Balance zu erhalten ist, dass ich tue, statt auf etwas zu warten. Dass ich mir zugestehe, statt zu lamentieren. Und auch der Faktor, dass ich mit mir allein sein kann, mich mit mir auseinandersetze, mich mit mir berate, meine Ängste ebenso zu Wort kommen lasse wie Unsicherheiten und Wissen. Ich kläre Themen, reflektiere, gehe Risiken ein, spiele auch mal. Und ich weiß, dass ich die Dinge, für die ich selbst die Verantwortung trage, beeinflussen kann. Suche keinen Schuldigen, sondern nehme Herausforderungen an, mache. Und manche Dinge nehme ich auch einfach nur hin, statt innerlich zu lamentieren. Eine Kollegin nennt diese Methode Aussitzen. Und die Kombination aus Tun, wenn ich tun kann, und Abwarten, wenn tun nichts hilft, hilft mir, mich innerlich zu balancieren.
Natürlich bekommt der Einklang hin und wieder Misstöne, denn keiner von uns kann nur immer bei sich sein. Mich unterstützt dann mein Element Erde: in unruhigen Zeiten brauche ich mehr als sonst das Gefühl, durch den Wald zu laufen und die tiefen Wurzeln der Bäume im Boden zu spüren. Im Anschluss setze ich mich an einen ruhigen Ort, spüre, was unter mir und um mich ist, höre aufmerksam auf alles, was sich bewegt oder zur Ruhe kommt. Dieses Mich-Erden kann ich wahrscheinlich überall? Aber am besten klappt es zu Hause, mit Heimatgefühl.
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Ein Beitrag zu Bettinas Thema Leben im Einklang mit sich selbst:Die meisten Menschen sind sehr beeinflusst und geprägt von äußeren Dingen, haben sich abhängig gemacht und leben fremdbestimmt. Das führt oft zu einem Leben, das ihnen gar nicht zusagt und sie unglücklich macht.
Irgendwie passt das so: wer zu Hause eine Baustelle hat, dem fallen andere Baustellen mehr auf? Kann auch sein, dass es nur mir so geht. Auf alle Fälle hab ich jetzt eine neue Baustelle: direkt neben dem Haus, in dem ich arbeite, entsteht ein Mehrfamilienhaus. Seit 2 Wochen hebt ein einsamer Baggerfahrer die Tiefgarage aus. Hin und wieder bekommt er Besuch von einem LKW-Fahrer. Sonst arbeitet er, unterbrochen von vielen Rauchpausen, den Tag über so vor sich hin. Und da mache ich einmal mehr die Beobachtung: Baustellen besitzen eine magische Anziehungskraft. Auf sehr alte und sehr junge Buben. Fast jeden Tag sehe ich einen Herrn im Großvateralter am Zaun lehnen, er holt frische Semmeln beim Bäcker und schaut dann etwa eine halbe Stunde lang dem Baggerfahrer zu. Auch heute, bei strömendem Regen hat er sich einen geschützten Ausguck gesucht und beobachtet das langsame Arbeiten. Die letzten Tage waren auch mindestens zwei kleine Jungs da, die ihre Nasen durch den Zaun gesteckt haben, um besser sehen zu können. Vielleicht ist doch was dran, dass alle Jungs mal Baggerfahrer werden woll(t)en?
An Tagen wie diesen fühl ich mich wie Aschenputtel. Schmutzig, staubig, und das hört irgendwie nicht auf. Seufz. Zwei Hauswände sind fast „putzfrei“, natürlich gibt es ein paar Stellen, die einfach runter fallen, die anderen halten dafür wie mit Zement festgeklebt. Äh, ja, sind sie ja auch. Gut, dass wir uns ein Gerät ausleihen konnten, das zwar nur Männer bedienen können, aber als Frau darf ich ja dafür den Dreck wegputzen. So sieht es die praxisorientierte Aufgabenverteilung vor. Auch wenn das wieder eine der Arbeiten ist, die keiner braucht: mir wird mehr und mehr klar, wie viel Energie dieses Renovierungsprojekt freisetzt. Ob das nur so ist, weil es das Elternhaus ist? Das ich ohnehin schon seit vielen Jahren als meinen persönlichen Kraftplatz entdeckt habe. Nicht nur das Haus, sondern auch die Lage, mitten im Dorf. Mit einem freien Blick über das kleine Tal im Osten. Schnell draußen, aus dem Ort, einfach über die Wiese laufen und ich bin unterwegs. Dann führen Feldwege kilometerweit an Äckern vorbei, in ein großes Waldgebiet. Wenn ich mag, schaffe ich es, stundenlang zu laufen und keiner Menschenseele zu begegnen. Für mich ist es genau diese Freiheit, die mir so ein überwältigendes Heimatgefühl gibt. Obwohl ich hier schon so viel gelaufen bin und gefühlt jeden Stein kenne, immer wieder darf ich aufs Neue die kleinen Wunder der Natur entdecken. Schön ist es, mein Wochenend-Zuhause.
Meine (mittlerweile frischgeduschte) Antwort auf Michaelas Frage nach Kraftorten.