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Sonntagsfreude: Leben

Faszinierend, wie geballt das Leben ist. Wie nah Freude und Leid zusammenkommen. Wie Traurigkeit da ist und dennoch Raum für andere Themen ist, für Liebe, für Weiterentwicklung, für Gegenwart und Zukunft. 

In der Nacht von Freitag auf Samstag ist der Papa der besten Freundin für immer eingeschlafen. Ich hoffe, ruhig und friedlich. Ich hatte ihm gestern Vormittag noch einen „Schnaps“ aus der Heimat besorgt, vor ein paar Tagen hatte er seinen Kindern beim Besuch auf ihre Frage nach einem besonderen Wunsch mit seiner unvergleichlich sonoren Stimme „an Schnaps und a Zigarette“ geantwortet. Da ich weiß, wie er sich am Experimentieren gefreut hätte, wollt ich ihm noch eine letzte Entdeckung vorbeibringen. Die Erfinder aus meiner Nachbarschaft werben selbstbewusst: selbst Jesus würde Heiland trinken Wenn einer  rausfindet, ob das stimmen könnte, dann er – sicher hat er sich längst ein neues gemütliches Platzerl mit bestem Blick ausgewählt. Und wir trinken den als kleine Erinnerung und prosten ihm zu …

Gegenprogramm: Heute ist in meinem Elternhaus ein besonderer Tag, die zukünftigen Schwiegereltern treffen sich im fast fertig renovierten Haus zum Mittagessen, um die Verlobung ihrer Kinder zu feiern. Denn mein kleiner Bruder hat seine langjährige Freundin gefragt, ob sie nicht nur weiter sein Leben teilen will, sondern das auch „ganz“ hochoffiziell unterschreiben. Sie hat ja gesagt, was heute im kleinen Rahmen gefeiert wird. Die Eltern wuseln wie immer, wenn Besuch kommt, aufgeregt durchs Haus. Gestern war die bezaubernde Nicht da, die sich in Gedanken bereits mit dem passenden Outfit für den Job als Blumenmädchen beschäftigt. Und da in ihrem Fall gleich beide jüngsten Onkel irgendwann mit einem Hochzeitstermin anstehen könnten (auch der Bruder meines Schwagers ist seit 2015 verlobt und schmiedet diverse Pläne) sind das wahrhaft Probleme für eine 5jährige, sie kann schließlich nicht zwei mal dasselbeanziehen …

Auf das Leben, auf diejenigen, die das ihre intensiv gelebt haben und es hinter sich lassen . Und auf diejenigen, die jetzt schon mehr als 10 Jahre als Paar durchs Leben gehen. Und ihre Zukunft planen.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita.

Sonntagsfreude: Farbig

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Mein Wochenende wird nachwirken: habe gestern zwar mehr Farbe auf mir selber verteilt, als auf den Balken – aber die Untersicht ist fertig gestrichen. Wir haben noch zwei Stellen, die man vom Gerüst aus nicht gefahrlos erreichen kann, die werden wir angehen, sobald es abgebaut ist. Da sind die Herren jetzt Sommerferienbedingt etwas im Verzug. Und ich frage mich seit Wochen, warum bei einem Baugerüst ein paar Stellen offen geblieben sind, aber ich stecke ja auch nicht in den Gedanken eines Baugerüstaufstellers drin … Hm. Egal, die Folien vor den Fenstern sind endlich weg, der Blick nach draußen tut gut. Merkt man auch meinen Eltern an, die „endlich“ wieder mitbekommen, was draußen passiert. Und auch der Blick nach drinnen ist frei – auf dem Gerüst sitzen seit dem frühen Morgen abwechselnd ein paar Spatzen und ein Rotschwänzchen, die mich beobachten (und durch ihr aufgeregtes Gezwitscher auch mal wieder viel zu früh aufgeweckt haben, aber gut, ich will mich nicht beschweren, an so einem schönen sonnigen Morgen …) und „reinluren“ …

Jetzt ist nur noch die Frage, wie ich die schöne Farbe, die an den Balken gut halten soll, von der Haut weggeschrubbt bekomme? Und definitiv ist meine künstlerische Ader im musischen Bereich „professioneller“, ich hab leider sehr viel gekleckert, das muss heute noch nachgebessert werden 😉

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita – schaut bei ihr vorbei.

Das mit dem Kraftplatz

An Tagen wie diesen fühl ich mich wie Aschenputtel. Schmutzig, staubig, und das hört irgendwie nicht auf. Seufz. Zwei Hauswände sind fast „putzfrei“, natürlich gibt es ein paar Stellen, die einfach runter fallen, die anderen halten dafür wie mit Zement festgeklebt. Äh, ja, sind sie ja auch. Gut, dass wir uns ein Gerät ausleihen konnten, das zwar nur Männer bedienen können, aber als Frau darf ich ja dafür den Dreck wegputzen. So sieht es die praxisorientierte Aufgabenverteilung vor. Auch wenn das wieder eine der Arbeiten ist, die keiner braucht: mir wird mehr und mehr klar, wie viel Energie dieses Renovierungsprojekt freisetzt. Ob das nur so ist, weil es das Elternhaus ist? Das ich ohnehin schon seit vielen Jahren als meinen persönlichen Kraftplatz entdeckt habe. Nicht nur das Haus, sondern auch die Lage, mitten im Dorf. Mit einem freien Blick über das kleine Tal im Osten. Schnell draußen, aus dem Ort, einfach über die Wiese laufen und ich bin unterwegs. Dann führen Feldwege kilometerweit an Äckern vorbei, in ein großes Waldgebiet. Wenn ich mag, schaffe ich es, stundenlang zu laufen und keiner Menschenseele zu begegnen. Für mich ist es genau diese Freiheit, die mir so ein überwältigendes Heimatgefühl gibt. Obwohl ich hier schon so viel gelaufen bin und gefühlt jeden Stein kenne, immer wieder darf ich aufs Neue die kleinen Wunder der Natur entdecken. Schön ist es, mein Wochenend-Zuhause.

Meine (mittlerweile frischgeduschte) Antwort auf Michaelas Frage nach Kraftorten.

Dreikönigstreffen

Ein kleines Stück vom Glück für dich
Ein kleines Stück vom Glück für dich

Klein war es in diesem Jahr, das Familientreffen. Und leise. Zwei Onkel kommen ja nie, wenn die Eltern nach dem Jahramt für meinen verstorbenen Opa zum Essen einladen. Der Zweitälteste, weil er weit entfernt im Schwarzwald lebt und die alte Heimat nur äußerst selten besucht, der Jüngste, weil er generell wenig Interesse an familiären Zusammenkünften hat … Bleiben sechs Geschwister nebst Partnern. Minus eins, denn die ältere Tante hat sich vor etlichen Jahren getrennt und geht seitdem als glücklicher Single durchs Leben. In diesem Jahr hat sich die andere Tante entschuldigt: ihr Mann ist Dialyse-Patient, sein Behandlungs-Rhythmus hat eineTeilnahme verhindert. Ein Onkel, eigentlich laut Eigenaussage der fitteste und sportlichste der Geschwister, hat ernsthafte gesundheitliche Probleme, er ist arg kurzatmig, ihm bleibt regelrecht die Luft weg. Zum Jahresbeginn wurde er zum gründlichen Check ins Krankenhaus gebracht … Dann fehlte noch die Frau meines anderen Onkels wegen Grippe. Da sitzen statt üblicherweise 11 gerade mal 6 um den Tisch. Es geht ruhig zu, nicht nur hinsichtlich der Lautstärke, sie sind auch nachdenklich. Denn natürlich wissen alle, dass nichts selbstverständlich ist, auch Gesundheit nicht. Dem ältesten Onkel zittern manchmal die Hände, gerade ein paar Monate ist es her, da hat er sowas von Glück gehabt: bei einer Routinearbeit ist ihm eine Stahl-Verankerung einmal über den Rücken geknallt. Heute spürt er nur noch den kaputten Lendenwirbel, hätte aber auch ganz schnell ganz anders ausgehen können, sein kleiner Unfall …

Zum Abschied ein herzliches: „Bleibt alle gesund!“