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Paula und der Eisvogel: Vorlesegeschichten aus der Nachbarschaft

Seit ein paar Wochen fühlt sich Paula öfter mal beobachtet, wenn sie mit ihrem Herrchen Andi den Weg am kleinen Bachlauf entlanggeht. Fast ein bisschen unheimlich ist es ihr. Häufig meint sie, dass da etwas blaues fliegt – aber so richtig einschätzen kann sie das, was sie sich vielleicht auch nur einbildet, nicht.

Heute ist ein besonders schöner Tag. Die Sonne strahlt vom eiskalten, glasklaren Himmel. Schön ist das. Herrchen Andi setzt sich deshalb auf die Bank, die vor einer kleinen Schleife im Bachlauf steht. Beide Spaziergänger, Herrchen und Hundemädchen schließen die Augen und lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Tut das gut, hach.

Da, Paula blinzelt. Auf einem Ast glitzert etwas. Noch leuchtend blauer als der Himmel ist das kleine Wesen. Erst öffnet sie ein Auge, dann auch das zweite. Andächtig sagt sie: „Du bist aber schön. Was für ein wunderbares blau, und orange, und dazwischen ein paar weiße Federn. Und die Zeichnung. Du bist wirklich besonders schön.“ Ehrfürchtig bestaunt sie das kleine Wesen mit seinem außerordentlich schönen Federkleid …

Der Vogel antwortet nach einem kurzen, vorsichtigen Zögern. „Ansichtssache. Dir gefällt, was du siehst, ich muss aber besonders vorsichtig sein, weil ich so auffällig leuchte. Im Sommer kann ich mich gut verstecken, aber jetzt über den Winter sieht mich jeder …“. „Ach, dann spielst du mit mir schon die ganzen letzten Wochen verstecken? Jedes Mal, wenn ich einen leuchtenden Punkt entdeckt habe, warst das du. Aber bis ich etwas erkennen hätte können, warst du schon längst wieder weg. Keine Sorge, dich entdeckt man nicht so leicht.“ meint Paula.

„Wenn man es so sieht, hast du recht. Und gut, dass du mir das sagst, denn vor allem wenn ich Hunger habe, bin ich immer nicht sicher, ob meine Vorsicht ausreichend ist“ antwortet der Eisvogel. „Dann lass uns das ab sofort als unser Spiel sehen,“ schlägt Paula vor. „Gerne,“ antwortet ihr neuer Freund, „und manchmal werd ich mich dir auch zeigen. Aber du weißt ja, dass ich trotzdem um dich herum bin, auch wenn ich mich nicht blicken lasse.“

Paula freut sich – und ein kleines bisschen ist sie auch erleichtert, dass sie sich nichts eingebildet hat. Ab sofort weiß sie, dass sie ihren kleinen farbenfrohen Freund, den Eisvogel, auch dann an ihrer Seite hat, wenn sie ihn nur für einen winzig kurzen Augenblick wahrnimmt. Wie ein guter Freund, der auch nicht immer bei dir sein kann, aber dich im Herzen immer begleitet …

Garten-Kino

Der Garten im neuen Zuhause der Nichten ist der Hit, wenns um tierische Beobachtungen geht. Die zur Familie gehörenden Hasen sind zwischenzeitlich ins ausbruchsichere Winterdomizil umgezogen – und auch die Hornissen scheinen ihr Vogelhaus bereits verlassen zu haben. Weiterhin leben die beiden Igel im hinteren Gartenbereich, wo ihnen die bezaubernde Nichte eine Vielzahl von Unterschlupfmöglichkeiten aufgeschichtet hat.

Vor allem Vögel aller Größen und Gattungen bereichern das Entertainmentprogramm rund ums Haus. Dazu gehören diebische Elstern ebenso wie trällernde Amseln oder freche Spatzen. Hin und wieder schauen auch Tauben vorbei.

Am Wochenende hab ich jetzt eine ganz aufgeregte Nachricht bekommen, Sonntag haben die Damen während des Mittagessens sogar ein Eisvogel an der Vogeltränke erspäht – selbst wenn’s „nur“ ein sehr ähnlich aussehender Bienenfresser war, sensationell, was da an natürlichem Kino-Programm auf der anderen Seite des Fenster geboten wird?!

Fotos gibts nicht von dem seltenen Besucher, auf ein kindlich-lautes „Booh“ reagieren tierische Protagonisten doch recht eindeutig mit Flucht woandershin 🤔😊😉