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Sonntagsfreude: Herr Nachbar hat geheiratet

Der Nachbarsjunge, knappe 2 Jahre älter. Wir sind, seit ich denken kann, gemeinsam durch die umliegenden Gärten, Felder, Wiesen und Wälder gelaufen. Ich immer hinter ihm und seinen Jungs her, war natürlich die Jüngste. Eine Zeitlang haben sie mich trotzdem akzeptiert. Dann gabs eine fiese Aktion: was genau passiert ist? Ich kann mich nur noch erinnern, dass sein Opa kommen musste, um mich aus einem zu einer Schaukel umfunktionierten Reifen zu befreien. Ich vermute, sie hatten mich festgebunden. Das hat wirkungsvoll dazu geführt, dass ich mich anderen Spielgefährten zugewendet habe. Dennoch sind wir über die Jahre irgendwie freundschaftlich verbunden geblieben, ohne große Überschneidungen, unterhalten uns gerne – und ich glaube, wir mögen uns auch. Aber eben nicht mehr. 

In den letzten beiden Jahrzehnten habe ich von ihm immer wieder gehört, wie spießig die Welt und vor allem die Gesellschaft sei, wie sehr er raus aus all diesen Zwängen möchte, wie wichtig ihm Freiheit und Unabhängigkeit ist. Wie sehr er das Dorfleben mit all seinem Tratsch verachtet. Freie Liebe, Freiheit der Gedanken, ein freies, natürliches Leben, jenseits irgendwelcher konventioneller Zwänge wolle er leben. Keine feste Beziehung, kein sich zueinander definieren, das, was man miteinander hat, voreinander definieren, überhaupt gar nichts definieren. Einfach geben und nehmen, ohne Verpflichtung. Da kannte er seine Freundin noch nicht. Sie ist anders. Ein ganzes halbes Jahr Asien-Auszeit haben die beiden genommen, ehe er sie gefragt hat. Und jetzt haben die zwei ganz traditionell am Standesamt ja zueinander gesagt. Mit Unterschrift, vertraglich besiegelt. Gut, hingefahren sind sie auf einem Oldtimer-Motorrad, die Braut im Beiwagen. Und direkt nach der Trauung ging’s im VW-Bus auf eine Fahrt ins Blaue. Also zumindest nicht so ganz angepasst an das, was „sich gehört“. Mich freut es sehr, denn er wirkt ganz in dich ruhend, glücklich und zufrieden. Schön.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita, die sich freut, eine bislang nur aus dem www bekannte Bloggerin persönlich getroffen zu haben.

Königlich Bayerisches Amtsgericht

Meine „kleine“ Wochenendfreude: habe auf Youtube 52 Folgen von Georg Lohmeyers „Königlich Bayerisches Amtsgericht“ entdeckt. Das sind 52 mal ca. 24 Minuten feinstes Entertainment für mich. Schon, wenn Gustl Bayrhammers Stimme erklingt: „Es war eine liebe Zeit, die gute alte Zeit vor anno 14. In Bayern gleich gar. Damals hat noch Seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger Monarch. Denn der König war schwermütig. Das Bier war noch dunkel, die Menschen warn typisch; die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger. Es war halt noch vieles in Ordnung damals. Denn für Ordnung und Ruhe sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das Königliche Amtsgericht.“ Herrlich, wie der Herr Rat, Amtsgerichtsrat Alois Stierhammer, dann Fall für Fall ernst nimmt, Recht von Unrecht trennt – und trotzdem immer rechtzeitig zum Essen kommt. Und die frische Maß ist auch schon eingeschenkt.

Ob es wirklich so verträumt war, wie es scheint? In der bairischen Kleinstadt um die Jahrhundertwende? Ob die Bürger der Stadt und die Bauern der Umgebung wirklich so oft vors Königlich Bayerische Amtsgericht gezogen sind, um ihr gutes Recht zu bekommen? Auch wenn die bayerische Gerechtigkeit etwas persifliert wird, ein Stück weit zeigt die Serie ganz bestimmt was vom Leben in Bayern vor 100 Jahren. Und an Schauspielern ist alles zu sehen, was in Bayern Rang und Namen hat. Für mich Kult, freu mich, mal in Reihe von 1 bis 52 zu schauen.

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