Witzig, genau zwei Jahre ist es her, da durfte die bezaubernde Nichte zum ersten Mal bei den Großeltern auf dem Bauernhof über Nacht bleiben. Damals eine riesengroße Sache. Da war sie gerade mal eineinhalb, ein heißer Sommertag – und auch Termin des alljährlichen Dorffests, das vom ganzen Ort gemeinsam auf die Beine gestellt wird und Gäste aus nah und fern anzieht. Fiel mir eben ein, weil heute alle den ganzen Tag geschuftet haben, den Dorfplatz erst sauber gemacht, dann Tische und Bänke aufgestellt haben. Immer einen sorgenvollen Blick zum Himmel, hoffentlich hält es, hoffentlich regnet es nicht, hoffentlich kommt kein Gewitter. Dazwischen wuseln die Kleinsten, freuen sich, als endlich die Hüpfburg steht – dann geht’s los! Und wie.
Die bezaubernde Nichte hat damals die Mama mit zum Hopsen genommen, ist etwas gehüpft – aber so viel Gewusel war noch nix für sie. Und sie war vom Tag vollkommen fix und fertig, ist dann hundemüde und glücklich ins Bett marschiert. Weil sie am nächsten Tag zu den Hirschen durfte und noch ganz schön viel mehr vorhatte. Schon damals haben sich die ersten Rituale herauskristallisiert. Was man auf dem Bauernhof so erleben kann, steht auch zwei Jahre später unverändert alles auf ihrer imaginären To-Do-Liste. Und auch heute schaffen wir meistens nur Bruchteile von dem, was sie alles erleben möchte. Ganz schön stressig, solche Besuchstage bei den Großeltern. Aber immer besonders. Mit einem Dorffest kann sie immer noch nicht so viel anfangen, aber auch das ist nur eine Frage der Zeit. Und mittlerweile kennt sie auch schon das halbe Dorf. Wer weiß, vielleicht ist sie nächstes Jahr wieder dabei – und der wildeste Wildfang und Chef der Kinderrasselbande? 😉
Schlagwort-Archive: dorffest
Ruhige Lichtspiele
Wäre ich ohne das Bayern 3 Dorffest in meinem Leben je nach Georgensgmünd gekommen? Ich vermute nein, dabei ist es ein reizendes Dorf. Im Fränkischen Seenland. Durchaus touristisch, nettes Fachwerk, ganz in der Nähe vom Großen Brombachsee. Bei einem kurzen Spaziergang durchs Dorf haben wir zufällig sehr schöne Ecken entdeckt. Hätten wir mehr Zeit gehabt, was angesichts des straffen Plans so einer Festivität einfach nicht gegeben ist, wären wir sicher den Planetenweg bis Spalt gegangen. Aber 7 Kilometer schafft man nicht in 20 Minuten. Insofern sind wir vom Festivalgelände einfach an der Rezat entlang ins Dorf geschlendert, an der St. Georgs Kirche vorbei zum ältesten Haus des Ortes. Dort sind wir ebenfalls zufällig dem Hinweis zum Jüdischen Friedhof gefolgt und an einer zauberhaften Stelle gelandet, einer Lichtung auf einem Hügel, die ganze Anlage ist eine Oase der Ruhe und des Friedens mit faszinierenden Lichtspielen. Ein wunderbarer Platz für die letzte Ruhestätte? Und für uns ein Ort zum Durchatmen, zur Ruhe kommen – kein Wunder, dass wir beim anschließenden Silbermond-Konzert so herrlich entspannt waren ♡
Silbermond am Planetenweg
Ein Konzert ist für mich dann gelungen, wenn ich die Musik genieße, wenn sie mir durch und durch geht, wenn ich alles um mich herum vergessen und mich vollkommen auf Töne, Texte, Stimme und Meldodien konzentrieren kann. So geschehen am Samstag abend bei Silbermond.
Hinter der deutschen Band stecken nicht nur sehr bekannte Balladen, die im Radio rauf und runter gespielt werden. Schon bei einem der ersten Songs wird klar: die können auch richtig guten, sogar harten Gitarrenrock. Beim Solo hatte ich sogar richtig Gänsehaut, den Beat des Drummers kann man wunderbar mittanzen. Und über die Stimme und Präsenz von Stefanie Kloß muss und kann ich nur eines sagen: ich habe live selten etwas gehört oder gesehen, das ich als besser bezeichnen könnte. Die Frau powert durch, ist nach kürzester Zeit verschwitzt. Dennoch bleibt ihre Stimme bis zum Schluss klar, sauber und sehr kraftvoll.
Beim Bayern 3 Dorffest war sie auch etwas berührt von der Masse an Zuhörerer, klar, so große Konzerte erlebt man auch als professioneller Musiker mit vielen Jahren im Geschäft nur selten, da waren mehrere zehntausende (auch wenn ich mir die bescheidene Meinung erlaube, dass die vom Veranstalter gemeldeten 50.000 Besucher nicht ganz der Realität entsprechen. 50.000 auf dem Gelände? Dafür war zu viel Raum zwischen den Menschen. Und da es sich ja um ein kostenloses Konzert handelt und niemand Eingang und Ausgang kontrolliert: woher kommt die Zahl? Bauchgefühl? Schätzwert? Mein Bauchgefühl sagt weniger, aber von der Bühne siehts bestimmt irre viel aus). In jedem Fall musste Stefanie einige Male tief Luft holen , war sichtlich gerührt und so das ein oder andere mal hat sie einfach nur zugehört, wie zehntausende bei einem Lied mitgesungen haben. Mut gehört dazu, sich mit einer Flasche Bier auf Händen vom Publikum tragen zu lassen. Auch wenn man gerade auf Tour ist und das jeden Abend erlebt: ich nehme den 4 Musikern ab, dass sie super gerne auf der Bühne standen und dieses riesengroße Publikum gerne mit auf ihre musikalische Reise genommen haben.
Meine musikalischen Highlights des Abends waren „Himmel auf“, „FDSMH“, „Ja“ – klar, „Symphonie“ und „Durch die Nacht“ und „Irgendwas bleibt“.
Das eigentliche Highlight war aber auch für mich ganz am Ende das Licht von tausenden von Feuerzeugen und Handys zu „Krieger des Lichts“.
Obwohl ich mich vorher etwas gewundert hatte, dass „Himmel auf“ schon so früh auf dem Programm stand, hatte ich mir als tolles Finale und perfekte Überleitung zum großen Feuerwerk vorgestellt. Aber: es hat genau so gepasst, wie es gespielt wurde – ich bedanke mich für einen ziemlich tollen Konzertabend. Bei Silbermond, die passenderweise am Planetenweg gespielt haben, wer weiß, vielleicht widmet Georgensgmünd den 4 Musikern noch mal einen zusätzlichen Planeten, einen Silbermond? Das wär doch was?