Schlagwort-Archive: diskussion

Zwei Blickwinkel

Wo zwei Menschen aufeinander treffen, begegnen sich automatisch unterschiedliche Sichtweisen und Blickwinkel. Nicht immer können zwei Dinge gleich betrachten bzw. in die selbe Richtung schauen. Und die Frage ist dann: liegt einer falsch? Denn jeder entdeckt ja Fehler beim anderen … Darauf gibt es keine klare Antwort, bei zweien könnte man sich auf die Mitte einigen, 50:50. Unbestritten: Jeder Mensch sieht die Dinge anders.

Jetzt sei mir aber die Frage erlaubt: wenn bis auf einen alle anders denken, sollte der Eine dann nicht mal über seinen Standpunkt nachdenken? Sich zumindest selbst reflektieren, noch nicht mal kritisch meinetwegen? Aber immerhin?

Konkret auf eine Gruppe Menschen bezogen: alle versuchen, einen in eine konstruktive, sich entwickelnde Richtung zu bewegen. Die einen mehr motivierend, andere mehr kritisierend. Die Situation ist hochemotional, denn allen fehlt die Zeit für diesen Prozess. Und derjenige, der anders denkt und agiert als alle anderen, nimmt Kritik nur persönlich, wird laut, sogar persönlich gegen die anderen. Irgendwann beginnt einer, aufzugeben, den einen zu übergehen, ihn nicht mehr mit einzubeziehen … weil es offensichtlich nichts bringt. Andere folgen.

Weil einer offensichtlich nicht wirklich bereit ist, seinen Blickwinkel und seine Sichtweise zu erweitern. Schade eigentlich?

Sonntagsfreude: Der Morgen danach

Was für eine Nacht: wie alle 80 Millionen, die hinter Jogis Jungs stehen, hab ich gestern kurz vor Mitternacht den Nervenkrimi mit einem Jubel abgeschlossen, und mit Herrn Buffon ein Tränchen verdrückt. Da schlagen in meiner Brust bekanntlich 2 Seelen. Auch wenn ich mit der aktuellen italienischen Nationalmannschaft nicht warm werde, es steckt eine alte Tradition, quasi eine uralte Liebe für den Fußball der Gli Azzurri drin. Und dennoch habe ich mich so gefreut – gut, äh, nicht ganz so, wie mein Bruder und seine Kumpels, deren überschäumende Freude sie heute morgen nach einem rauschenden Fest noch im Hof lautstark über Taktikänderungen diskutieren ließ. Bin nach wie vor nicht sicher, ob ich nicht doch den ARD-Experten Herrn Scholl rausgehört habe? Nach einem gemeinsamen Kaffee, der die Truppe schließlich doch schläfrig stimmte, war für mich an Einschlafen leider nicht mehr zu denken, denn seit 6 Uhr fährt hier eine Rennradgruppe nach der anderen vorbei, alle laut diskutierend. Ob die sich auf Abwegen von der Tour de France befinden?

img_4489Genug gegrübelt, das hat mir Zeit gegeben, mich über den unerwarteten Sonnenschein zu freuen, der durch die mit Plastikfolie verhüllten Fenster ins Haus fällt. Und nach endlich-mal-wieder-in-andere-Bligs-Reinlesen war ich eine Runde ums Haus drehen, der Putz muss aus allen Richtungen bestaunt werden. Und fotografiert. Zum Glück hat der Regen nicht zu viel Schaden angestellt. Das wird ganz schön schön. Ich freu mich. So sehr.

Mehr Sonntagsfreude sammelt Rita.

Sonntagsfreude

  Seit der Rückkehr aus der Kur „kabbeln“ sich die Eltern. Einfach so. Wegen allem. Mein Papa hatte 4 Wochen alles richtig gut im Griff, die Mama ist noch nicht zu 100 Prozent einsatzfähig. Er will sein System beibehalten, sie wieder zu ihrem zurückkehren … Und dann sitzen sie beim Mittagessen. Ein Wort gibt das andere. „“Du hast dich ja auch 4 Wochen verabschiedet, dich auf Kur schön verwöhnen lassen.“ „So schlecht habt ihr es euch nicht gehen lassen, ihr habt euch verwöhnt.“ „Warum auch, nachdem du absichtlich gestolpert bist, damit du uns los bist?“ „Wer weiß, ob du mir nicht den Fuß gelegt hast, um mich ein paar Wochen los zu sein …?“ Und schon müssen alle miteinander so herzlich lachen – weil das so absurd ist. Beim nächsten Mittagessen sitzt die bezaubernde Nichte mit am Tisch, sie isst Schonkost, weil noch nicht wieder fit vom Magen-Darm-Virus. Ihr Mutter ist ungeduldig, es dauert wieder ewig. „Jetzt iss endlich auf, das ist schon alles kalt.“ „Also Mama, jetzt entscheid dich mal, heute morgen hast du gesagt, ich muss ganz langsam essen und gründlich kauen, damit mein Magen das gut verdauen kann.“ Und schon wieder müssen alle über diese entwaffnende Kinderlogik herzlich lachen. Wobei, meine für den Augenblick sprachlose Schwester fühlte sich mit den eigenen Methoden konfrontiert. 

Familienhumor ist, wenn man, egal was sonst so grad los ist, gemeinsam lachen kann.

Schönen 4. Advent euch allen. Mehr Sonntagsfreuden lest ihr bei Rita.

Das mit der Sturheit

Jetzt ist es so, dass ich nichts Böses im Schilde führe, wenn ich meinen Eltern erkläre, dass sie durch die Renovierung Ballast abwerfen können. Sich von vielen Altlasten befreien, Überflüssiges entsorgen und so viel Platz und Raum schaffen dürfen. Den neuen Wohnraum nicht zumüllen sollen, sondern jetzt die besondere Gelegenheit ist, alles schön luftig zu gestalten, ohne Rumstehendes, das gleich wieder im Weg ist. Dabei haben sich aber in den letzten Tagen regelrechte Fronten gebildet. Die „Gegenseite“ fasst jeden Satz als Angriff auf. Zudem gibt es nichts, was sie entbehren können. Alles wird gebraucht.

Auch die Dinge, die seit Monaten in Kisten verpackt waren. Ich muss leider bemerken, dass Altersstarrsinn, der auf meinen Sturschädel trifft, sich wie gegen Wände reden anfühlt. Ich werde trotzdem an einigen Stellen nicht nachgeben, denn meine Eltern werden -leider- nicht jünger. Es gibt so vieles, was bislang einfach nur ohne jeglichen Zweck und noch schlimmer ohne jegliche Ästhetik im wahrsten Sinn des Wortes rumstand und einstaubte. Weil man das mal geschenkt bekommen hat … Bleibt jetzt genauso einfach in der Übergangswohnung. Und wird bei Gelegenheit entsorgt. Ach ja, und Kleidung, die seit Jahrzehnten im Schrank auf schlanke Zeiten wartet? Auch. Und ansonsten werden wir mit Kompromissen arbeiten: das willst du unbedingt haben? Dann musst du darauf verzichten. Deine Entscheidung. Meine Taktik.

Und wie gut ich langsam verstehe, was meine Eltern in unserer Kindheit und Jugend durchgemacht haben … 😉