Als wir Kinder waren hätte keiner vermutet, dass meine Schwester und ich irgendwelche Gemeinsamkeiten haben könnten. Sie so blond und „blauäugig“ (ihre Augen waren sicherlich noch nie blau, aber glitzernd vor Schabernack) und hübsch, ich dunkel, burschikos, viel zu viele Sommersprossen. Das einhellige Urteil war immer: „Die sehen sich ja überhaupt nicht gleich“. Erst seit wir erwachsen sind und sich die Haarfarben nicht mehr grundlegend unterscheiden stellen immer mehr Menschen Ähnlichkeiten zwischen uns fest. Die Stimme, ja. Manche Grundeigenschaften, ja. Unser zielgerichtetes Herangehen an Themen, kein Ausweichen, das Sich-dem-Leben-Stellen, ja. Unsere Verlässlichkeit und das Für-andere-da-Sein, ja. Unsere Ironie, die Art zu beobachten, ja. Aber sonst? Sind wir schon sehr verschieden. So gar nicht gleich. Und Punkt.
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Dieser Text ist Beitrag zum [*txt.]-Projekt.