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Kindisch ist immer Ansichtssache

Ganz schön kindisch aufführen, was ist das eigentlich? Welches Verhalten meinen wir da jetzt genau? Die bezaubernde Nichte kann zum Beispiel zwischenzeitlich ordentlich sauer werden. Wenn etwas nicht nach ihrem Dickschädel Kopf geht. Neuerdings dreht sie dann den Spieß um, befiehlt: „Seid alle leise. KEINER sagt was – keiner! Leise!“ Beim ersten Mal war ich verblüfft, mit etwas Nachdenken: genau das wird im Kindergarten von den Kindern verlangt. Wenn sie etwas angestellt haben müssen sie leise sein, keiner darf sich mucken. Und wir Erwachsenen sagen gar nicht mal selten zu den Kids: „Jetzt sei mal leise – wir wollen uns unterhalten. Du halt mal den Schnabel. “ Oder so.  Und wenn sie den Spieß umdreht, von allen verlangt leise zu sein, finden wir alle das ganz schön kindisch. Sie fühlt sich in dem Moment aber wahrscheinlich ganz schön erwachsen …

Ok, und dann muss noch folgende Anekdote aus meiner Kindheit sein (manches muss schriftlich für die Nachwelt fixiert werden): das ganze Haus voll mit Verwandschaft, größtenteils versammelt um den Küchentisch.  Alle reden durcheinander, es ist laut, keiner achtet auf uns Kinder. Natürlich nutzen wir das aus, treiben alles mögliche. Beachtet uns ja keiner. Irgendwann dann leider doch – und uns wird knallhart mitgeteilt, dass es jetzt reicht, wir nicht mehr spielen, uns gefälligst anständig aufführen sollen. Unser Gemotze verhallt im Nirvana der erwachsenen Selbstgerechtigkeit. Ich bin die Ältere, zwar nicht einsichtig, aber erfahren genug, es nicht darauf ankommen zu lassen. Meine Schwester ist mitten in der trotzköpfigen Sturm-und-Drang-Phase – sie fliegt raus. Und darf nicht mehr in die Küche kommen. Ihren Zorn lässt sie an der zufällig vorbeikommenden Katze aus. Die nichts dafür kann und nach einem Tritt schnell entflieht. Die weiteren Tritte bekommt die böse Treppe, die doofe Tür und schließlich ein Besen ab. Der im Weg steht und auch noch scheppernd umfällt, garstiges Ding. Wüsste keiner, hätte nicht einer meiner Großonkel die Szene zufällig beobachtet und gepetzt. Und ich muss mich gerade öfter dran erinnern, wenn ich wieder mal meine Nichte beim kindisch-oder-erwachsen-sein beobachte 🙂

Urlaubs-Intermezzo

Vom Schiff weiter auf die Insel – Samstag war ein großer Reisetag: vorbei noch mal an allen Seen, die wir auf dem Wasser besucht haben. Der Abschied vom Schiff war nicht schwer, nach einer Woche auf schwankendem Boden hab ich mich auf festen Untergrund gefreut. Auf dem Boot fällt einem das Schwanken nach ein paar Stunden gar nicht mehr so auf? Aber am Festland fühlt sich fuer mich auch heute noch alles an, als ob es sich bewegen würde, sehr gruselig!
Dann kam die Fahrt ans Meer, kurz vor der Küste haben wir Fahrerwechsel gemacht, die letzten Kilometer bis ins wunderschöne Stralsund durfte ich fahren, und dann über die riesengrosse Brücke übers Meer rüber nach Rügen. Das ist auch mit erwachsenen Augen beeindruckend: man kann ganz einfach fahren, muss nicht auf eine Fähre, geht ruckzuck, schon ist man auf der anderen Seite! Dann geht’s eher im Schneckentempo, denn auf der Insel gibt’s nur wenige Straßen fuer die vielen Besucher. Das ist aber auch gut so, denn man überlegt, dass man besser nicht zu oft mit dem Auto fahren sollte und lieber laufen oder den rasenden Roland nutzen sollte. Den hab ich dieses Mal leider nicht gesehen, aber so eine Dampflokomotive ist was besonderes?
Was macht man, sobald man das Ferienhaus erreicht und alles ausgepackt hat? Man muss noch mal „schnell“ ans Meer. Das ist ja um die Ecke. Ein paar Sachen eingepackt und los geht’s – die letzten 100 Meter sind nicht nur beim allerersten Mal schön: die Vorfreude steigt, der erste Blick, der Sand, Dünen, dann ist man da und es ist jedes Mal einfach wunderschön. Die Ostsee ist eher ruhig, aber einen kleinen Wellengang hat sie doch, und das Wasser so wunderbar frisch, aber nicht kalt.
Am wichtigsten ist am Meer, alles wirken zu lassen, also tief einatmen, um den Geruch von Salzwasser vermischt mit Sand und Luft zu erschnuppern, die Farben von Wasser, Horizont, Duene und Menschen zu sehen, Sand und Wasser unter den Füssen zu spueren, die Wärme und Kälte am Boden zu genießen … Alle Sinne lassen sich einsetzen, Zeit wird schnell relativ, denn gerade am Meer zwischen den Gezeiten verfliegt eine Stunde wie nichts – und trotzdem ist viel passiert!
Man wird schnell nass und voll Sand, macht mir nichts aus, sollte man trotzdem wissen, und auch, dass Sand in jede Ritze „passt“ und in der Windel keinen Spaß macht, weile scheuert. Die kleine Maus wollte nicht mehr weg: plantschen, Sand spielen, Muscheln sammeln – und mehr. Kein Wunder, dass wir auf dem Rückweg nach so viel Spaß und Spiel im Troedelmodus unterwegs waren? Und unseren ersten Nicht-Tanten-Konflikt erlebt haben? 2 Dickschädel und keiner zum Nachgeben bereit. Da zweifelt der Erwachsene dann durchaus an der eigenen Autoritaet: gegen Stursinn und lautes Geschrei hilft nur Druck, am Ende habe ich mich durchgesetzt, aber souveraen war das mal gar nicht?
Und Sonntag morgen der Abschied vom Familienurlaub, die Tante verlässt die Insel (mit viel Stau) und reist allein weiter nach Dresden. Unterwegs hab ich viele wunderschöne alte Gutshäuser gesehen, wunderschön ist das Preußische Land, echt schöne Ecken. Auch Städte, von denen ich dachte, es wären nur haessliche DDR-Überbleibsel, sahen beim Vorbeifahren richtig schön aus … An Berlin bin ich zum ersten Mal im Osten vorbeigefahren, kannte ich noch gar nicht, war eine sehr schöne Perspektive. Statt von Schönefeld durch Vorstadt-Tristesse und Plattenbauten kommt man durch den Spreewald, viel grün, echt schön!
Dresden – ich bin so herzlich empfangen worden. Franzi und ihre Familie wohnen wunderschoen im grünen Vorort, 2 kuschlige Mietzekatzen gehören dazu. Abends haben wir die Bahn in die Stadt genommen und sind schon einmal durch die angeleuchtete Altstadt gelaufen, sehr geschichtstraechtig, zwischen vielen Touristen. Heute wollen wir auch eher ruhig in die Stadt gehen, morgen will ich wandern, mir selbst anschauen, wie sich die Elbe ihren Weg durch die Berge gebahnt hat. Freu mich auf das Laufen und die Ausblicke!