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Das mit dem Traummann

Ich komme von meinem Thema der letzten Tage nicht so ganz los: heute stolpere ich über diese Partnerschafts-Tipps der Welt – was für eine verallgemeinernde Art der Fragestellung:

„Vor allem Frauen um die 40 sehnen sich vergeblich. Sind sie einfach nicht mehr attraktiv genug?“ „Warum fällt es gerade den intelligenten und erfolgreichen Frauen so schwer, einen Partner zu finden?“ „Was können Frauen ganz konkret ändern, damit die Chancen auf ein echtes Liebesglück steigen?“

Dass die Expertin darauf sehr generische Antworten gibt ist mehr als vorhersehbar. Am Ende ein Backrezept – für das Optimum, von dem frau/man(n) dann Abstriche machen kann, ganz nach gusto. Eine Erinnerung: Vor Jahren hat mir die beste Freundin eine Plätzchenform für den „Traummann zum Backen“ geschenkt. Ohne Hintergedanken, einfach nur lieb gemeint. Mich hat das damals verletzt. Ich habe es so aufgefasst, dass sie mich gerne in einer Beziehung sehen würde, dass sie denkt, dass mir etwas fehlt. Und war unendlich unglücklich, nachdenklich und traurig. Dabei hat sie mir genau das gewünscht, was Ilona Bürgel in den Tipps vorschlägt: den perfekten Mann, der mir guttut, ein optimales Optimum.

Nur: Ich bin keine Traumfrau, habe ganz schön Ecken und Kanten, Eigenheiten, (Stur-)Kopf,  Gedanken, Träume und Ideale. Meinen immensen Freiheitsdrang, meine Vorstellung von Unabhängigkeit. Und mein eigenes Leben. Will ich einen Traummann? Nicht wirklich, trotzdem hab ich genau diesen „meinen“ Typus Mann. An dem ich nicht vorbeikomme. Den gibts, muss ich mir also nicht backen … Vielleicht sollte ich es mal mit einem ganz anderen Typus versuchen? Auch schon versucht, hat mich – und ihn – nicht glücklich gemacht.

Die „Suche“ nach dem „Richtigen“

„Du findest schon noch den Richtigen …“. Aha. Gibts den denn? Existiert der? Für jeden Menschen? Also in echt? Und muss man/frau die/den Richtige(n) finden, um ein glückliches Leben zu führen? Es gibt eine Menge Tipps, Anregungen, gute Wünsche, Ideen – aber auch eine ganze Menge dummes Geschwätz (Highlights immer wieder: Top10-Tipps – so findest auch du den Richtigen), das man sich als Single, ob weiblich oder männlich und unabhängig vom Alter immer mal anhören muss. Fast immer unaufgefordert. Ja, ich hab schon Situationen erlebt, in denen mich nur mein weiterlaufendes Gedankenkarussell von einer deutlichen und ganz sicher unhöflichen Antwort abgehalten hat.

Eine Beobachtung: Ich erlebe diese stupide Beratungssituation äußerst selten, wenn ich mit zufriedenen, glücklichen Paaren zusammen bin. Die stellen meist nur die interessierte Frage, warum ich allein bin. Was nicht zu beantworten ist, weil es genauso zufällig ist, wie sie einen Partner gefunden haben. Dann eher Fragen zum Leben allgemein – und gut ist’s. Die vermeintlich guten Tipps gibts eigentlich immer von Menschen, denen ich ganz sicher keine Frage zu ihrem Beziehungsstatus stellen möchte. Die schnell in Erklärungsnot kommen. Die mit jemandem zusammen sind, um nicht allein zu sein. Die ihre eigene Beziehungssituation als „es ist schwierig“ definieren würden. Vielleicht auch selber Single, aber natürlich aus anderen,. nachvollziehbaren, weil logische“re“n Gründen. Whatever. Ich habe es mal sehr böse durchgefochten. Fragen ausschließlich mit Gegenfragen beantwortet. Wurde natürlich als exzentrisch eingestuft, als latent unzufrieden, als zickig. Wahrscheinlich noch als vieles anderes, was mir nicht einfällt. Bin ich alles nicht, im Gegenteil. Ich führe ein glückliches erfülltes Leben. Und bin auch gerne bereit, es zu teilen. Nur ist Bereitschaft allein nicht das entscheidende Kriterium.

Wie gestern schon geschrieben: die wenigsten von uns entscheiden sich bewusst, allein, also ohne Partner, zu Leben. Ich habe in meinem Umfeld sehr attraktive, interessante, liebevolle Menschen, durchaus beziehungsfähig. Die aber  – auf Zeit oder permanent – ohne Partner durchs Leben gehen. Ob sie nach der/dem Richtigen suchen? Sie werden zumindest kompromissloser. Mit jeder Enttäuschung gibt es individuell Komponenten, an denen man nicht mehr vorbeisehen wird. Wer sich aus einer zu engen Partnerschaft befreit wird immer um diese Freiheit kämpfen. Wer aus einer zu lockeren Beziehung aussteigt wird mehr am anderen „kleben“. Ob das Gegenüber darüber genauso denkt? Entscheidet mit, ob Beziehung zwischen zwei Menschen klappen kann.

Und den Schritt in die Partnerschaft wagen – das ist das große Ding. Ja, ich habe in meinem Leben schon einige Beziehungen gelebt, einmal waren es immerhin 7 Jahre. Und trotzdem lebe ich heute allein, bin Single. Und glücklich, so wie es gerade ist. Es gibt die Tage, da wünsche ich mir den Richtigen, den einen, meinen Mr. Big oder „den“ Traummann an meiner Seite. Und es gibt die Tage, da bin ich sehr zufrieden mit meinem Alleinsein. Mit meinem Leben, meiner Unabhängigkeit, mit meiner Sicht der Welt. Die Phasen sind nicht planbar, zeitlich nicht einordenbar. So und nicht anders ist es. Frühlingsgefühle, Schmetterlinge im Bauch, himmelhochjauzend verliebt – immer mal wieder. Nur aktuell nicht von Dauer. Leider? Ja, manchmal schon. Oder auch nicht. Das ist ja das Ding: es geht allein auch ganz gut. Und mal ganz ehrlich Theorie versus Praxis: gerade hab ich keine Gefühle. Ich philosophiere wieder, wenns mich das nächste Mal erwischt. Dann vielleicht weniger „gerade glücklich Single“? Dann auch mit Sicherheit weniger abgeklärt und aufgeräumt im Ist-Zustand …

Eine neue Liebe

„Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben, nananananana…“ Auch wenn das ein schrecklich kitschiger Schlager ist, da ist schon vieles dran. Sich neu verlieben macht einen neuen Menschen. Es verändert auf Zeit, denn die wild wirbelnden Schmetterlinge, das Schweben auf Wolke 7, die Glücksgefühle, das wild pochende Herz, das alles lässt nach einiger Zeit wieder nach. Aber der Zustand, so kurz oder lang er sein mag, ist so himmlisch, himmlisch schön. Zwei meiner Langzeit-Single-Mädels haben sich in den letzten Wochen verliebt. Lächeln permanent vor sich hin. Sind wie auf Wattepäuschchen unterwegs. Und gehen – irgendwie typisch für unsere Generation – ganz ganz vorsichtig mit dem „Beziehungsstatus“ um.

Die eine macht das seit einigen Tagen super offiziell: lernt nächste Woche Familie und Freundeskreis kennen, wird richtigggehend „vorgestellt“. Und sie und ihr M. haben beide aktuell ihren Beziehungsstatus auf Facebook geändert … Die andere ist noch still und heimlich glücklich. Ein ganz kleiner Kreis ist eingeweiht. Ansonsten genießen da zwei Menschen den Zauber der ersten Verliebtheit. Noch, ohne viel zu definieren. Noch mit vielen Unsicherheiten. Aber mit ganz viel Glück. Und Schmetterlingen. Und kurzen Schlafzeiten. Und glitzernden Augen beim Wiedersehen …

Das geht, es ist möglich. Aber es muss schon ein ganz besonderer Mensch unsere Wege kreuzen, damit wir selbständigen Singles unser sicheres Leben eintauschen, gegen all die Unwägbarkeiten des Paarseins. Paarmenschen können das nicht nachvollziehen, aber: Nicht jeder Mensch fühlt sich als Teil eines Zweiseins besser. Glücklich verliebt sein: ja, gerne. Mit einem zweiten Menschen leben, Alltag und Herausforderungen meistern? Da muss man sich schon sehr sicher sein, wer das Gegenüber ist und wie er denkt, fühlt, lebt. Ich kenne wenige Singles aus Überzeugung, sondern viele, die durch ihre Erfahrungen dazu geworden sind. Mit jeder Enttäuschung, mit jedem Erkennen, dass es mit dem gewählten Partner, der so toll und wunderbar schien, nicht „klappen kann“, wird es schwieriger, die Sicherheit des Alleinseins zu verlassen. Und sich auf jemanden einzulassen. Ich glaube, die meisten wären prinzipiell schon bereit, aber es kommen so viele Abers. Und dann ist da ja auch noch der zweite Beteiligte, der auch sein Paket dabeihat.

Bei meinen beiden Mädels scheint es, als ob es klappen könnte. Ich drück ihnen ganz feste die Daumen. Und allen anderen Single-Mädels wünsch ich, dass sie das finden, wonach sie suchen. Und glücklich sind.

Kürzlich habe ich diesen Artikel zum Thema Single sein gelesen, hm, in Ansätzen ja, bei vielem stimme ich nicht zu. Ich glaube nämlich nicht, dass Alleinleben Alleinsein bedeutet. Die meisten Singles, die ich kenne, sind großartige Netzwerker, pflegen intensive Freundschaften und sind wunderbar in ihre Familien eingebunden. Sie haben nur keinen Partner. Und sind entweder auf der Suche – oder nicht.