„Um a Liebe kämpft man währenddessen, ned danach.“ Da haben Pizzera & Jaus sehr-sehr recht:
„Um a Liebe kämpft man währenddessen, ned danach.“ Da haben Pizzera & Jaus sehr-sehr recht:
Ach Berlin. Jetzt kennen wir uns mehr als zwei Jahrzehnte. Aber irgendwie kommen wir zwei uns nicht näher. Ich komme dich immer wieder besuchen, viel zu kurz, als dass wir uns wirklich kennenlernen könnten. Kein Wunder, dass ich dich nicht so recht einschätzen kann, mir nie sicher bin, wie ich wohin komme. Und immer wieder neu anfange. Komisch, wo ich schon so oft da war. Trotzdem droh ich mich in dir zwangsläufig zu verlaufen. Immer wieder muss ich mich in dir komplett neu orientieren. Als wärs das erste Mal. So ging’s mir diese Woche schon wieder. Immerhin den X9 in Tegel mit einem winzig kleinen Umweg fast direkt gefunden und souverän den schnellsten Weg in die Stadt gewählt. Ja, das ist eine Steigerung, da hatte ich auch schon mal die falsche Richtung erwischt. Nach dem kleinen Erfolgserlebnis wäre ich den Ku’damm kilometerweit falsch lang gelaufen. Zum Glück bin ich Frau genug, rechtzeitig zu fragen. Und so den Irrweg einzusparen. Bin echt mal gespannt, ob sich das zwischen uns beiden jemals ändert? Komme in ein paar Wochen schon wieder, zum 3. Mal im Jahr 2016 – aber wahrscheinlich wieder viel zu kurz, um endlich mal wenigstens wieder ein paar Kilometer und damit Eckpunkte zu erlaufen. Schade eigentlich.
Da hat Pohlmann ziemlich recht, wenn er davon singt, was Mädchen sich wünschen – und dann, dann kommen die Rabauken. Die Mädchen versuchen, den Prinzen im Rabauken finden, der sie im Mondlicht auf Händen trägt – man könnte auch sagen, sie wollen die Männer verändern … hört selber rein, ich mags:
Worte – sagen so viel aus. Können so viel bedeuten. Die Pfarrerin hat bei der Trauerfeier für Opa Wilhelm sehr gute Worte gefunden, um sein Wesen zu skizzieren. Sie hat ihn tatsächlich nicht nur getroffen. Sondern sogar seinen Tonfall. Denn genau dieses liebenswerte, positive, das war seine Art der Kommunikation.
Als ich den Vater meines Schwagers kennenlernte, war er ein geselliger Mensch. Meine ersten Erinnerungen sind seine Ausführungen zum Postwesen, denn das war unsere Verbindung: mein Studentenferienjob seine lebenslange Aufgabe. Schon nach dem Jurastudium ist er in den Konzern eingestiegen, hat eine beachtliche Karriere hingelegt. Vieles konnte er bewegen, viele Positionen bekleiden. Und das hat er immer mit vollem Einsatz getan, sich engagiert, für eine gute Arbeitsatmosphäre gesorgt, so dass sich die Mitarbeiter auch mit weniger angenehmen Aufgaben wohlfühlen konnten.
Er war ein Genussmensch durch und durch, einem guten Essen, gutem Wein, gutem Bier niemals abgeneigt. Eine nette Anekdote, an die sich die Familie wohl gerne erinnert: mit den Kindern diskutierte er auch mal am Abendbrot-Tisch einen juristischen Fall. So brachte er ihnen bei, dass Argumentieren, Hinterfragen und davon Ableiten nicht nur bei Gericht, sondern in allen Bereichen des Lebens elementar sei. Im Teenageralter musste wohl vor allem seine Älteste häufig sehr gute Argumente anbringen, ehe sie ausgehen durfte …
Zudem war Opa Wilhelm schlicht ein angenehmer Zeitgenosse. Er lachte gern, erzählte Anekdoten aus seinem Leben, auch mal einen Witz. Ein Gentleman durch und durch, seiner Frau ein sehr fürsorglicher, liebevoller Ehemann. In den letzten Jahren wurde er gemächlich, war er als junger Familienvater gerne mit den Kindern in den Bergen unterwegs gewesen, seitdem ich ihn kenne war er nicht mehr sehr beweglich. Dann wurde er krank. Trotz guter Behandlung hat er seine Kommunikationsfähigkeit eingebüßt. Man konnte ihn immer schwerer verstehen. Für einen viel und gern sprechenden Menschen wie ihn sicher kein leichtes Los. Nachdem im letzten Jahr eine Behandlung gut angeschlagen hatte war er hoffnungsvoll. Dann kamen vor Weihnachten immer wieder neue Schwächeanfälle, schließlich die klare Diagnose, dass es weder eine Operation noch eine Chemotherapie geben werde. Wie lange noch? Leider nicht mehr lange. Er durfte zu Hause sein, liebevoll gepflegt von seiner Ehefrau und den drei Kindern nebst Familien. Auch sein jüngerer Bruder und dessen Ehefrau konnten sich noch verabschieden. Am Montag ist er friedlich für immer eingeschlafen. Von seinen Schmerzen und vor allem von aller Angst befreit …