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Spruch zum Wochenende: Familie

Jahre ist es her, da wachte ich frühmorgens auf und setzte mich bockig auf eine Treppenstufe. Vater und Oma lächelten mich glückstrahlend an, um mir vom Familienzuwachs zu berichten. „Du bist jetzt eine große Schwester.“ Mein 3jähriges Ego-Ich wollte keine kleine Schwester haben. „Mir doch egal, ich will meine Mama, jetzt und hier, sofort!“ Ich war keines dieser Kinder, die ein neues Geschwisterchen jubelnd begrüßten – im Gegenteil. Wie sich die Dinge doch ändern können. Wie glücklich ich jeden Tag bin, eine große Schwester zu sein, meine Geschwister zu haben. Meine Familie hatte es nicht immer leicht mit mir, aber heute bin ich mir sehr bewusst: „Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann.“ (Dietrich Bonhoeffer) Bin richtig gerne Schwester, Tante, Tochter, Schwägerin, Nichte, Cousine …

Kimmst wieder

Manches bleibt, wie es immer war, manches ändert sich: zu Weihnachten gehörte in früheren Jahrzehnten, dass wir am späteren Abend in die Kneipen der kleinen Stadt zogen. Um dort Freunde zu treffen und die Nacht zu feiern. Getroffen haben wir uns im Elternhaus meiner besten Freundin, nicht ohne etwas Zeit mit ihren Eltern zu verbringen, nett zu ratschen, viel zu lachen. Wir waren herzlich willkommen – und zum Abschluss hat ihr Papa uns immer mit den Worten „Kimmst wieder“ verabschiedet, was gleichzeitig ein Danke für den Besuch und eine Einladung für ein baldiges Wiedersehen war.

Seit einer schweren Erkrankung vor Jahren sind die Dinge anders. Er, der jahrzehntelang die Geschicke der Familie gelenkt hat, stark war und voll Lebensfreude, ist heute auf Hilfe angewiesen. Er wird fürsorglich umsorgt und merkt, dass er von Liebe umgeben ist. Nur kann er leider sonst wenig mit Gegenwart oder jüngerer Vergangenheit anfangen, vergisst, zieht sich schnell zurück. Hat er sich früher in Gesellschaft wohlgefühlt sind ihm viele Menschen heute schnell zu viel. Da reicht schon einer, den er nicht mag … Ich bin dankbar, denn wenn ich komme bleibt er. Und fragt er, wie es mir geht. Bietet mir etwas zu trinken an. Und verabschiedet sich wie früher mit einem liebevollen“Kimmst wieder“. Nur bedeutet es mir heute viel mehr – und ich bewahre den Moment tief drin im Herzen auf …