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Musik am Mittwoch: Tag der Muttersprache

Gewusst, dass heute der Tag der Muttersprache ist? Da hab ich mir doch mal wieder ein besonderes Stück Musik im Dialekt rausgepickt – noch dazu in einer, laut Beschreibung unfassbar emotionalen unplugged Version. Die Zitronen Püppies besingen die „schena greana Augn“ der Werkstattmechanikerin … Eine ganz besondere Mischung aus Punk, Woid und Hippies, aus dem Bayerischen Wald.

Spruch zum Wochenende: Herbst

Bin heute morgen aus Gründen über Umwege in die Arbeit gefahren – und habe es so sehr genossen. Dieses Leuchten, die Sonnenstrahlen, die langsam wärmen, die Bäume zum Leuchten bringen. Auf Landstraßen hat man doch immer noch einen Ausblick mehr, als auf der Autobahn … Und da ich meine Kollegin mit im Auto hatte, durften wir uns zu zweit über einen Blick übers gesamte Alpenvorland in strahlenden Herbstfarben freuen. Dahinter majestätisch die Berge, die Spitzen schon stellenweise gezuckert … kein Wunder, dass für ein paar Minuten das Gespräch verstummte und wir andächtig den Anblick in uns aufgesogen haben. Schon sehr wahr: „Der Herbst ist des Jahres schönstes farbiges Lächeln.“ (Willy Meurer)

Und dann kommt eben eine Mail, ich hatte meiner Kundin geschrieben, dass ich heute ganz besonders gern bei ihr im Bayerischen Wald wär, so halt. Zurück kommt: „Komm, setz dich ins Auto – lass uns wandern gehen !!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Ohne Fragezeichen, mit so vielen Ausrufungszeichen. Das ist eigentlich keine Bitte … soll ich? 😉

Die Ferien meiner Kindheit

In meiner Kindheit waren Sommerferien schulfreie Zeiten auf dem heimischen Bauernhof. Denn meine Eltern konnten sich einen Familienurlaub weder leisten, noch hätten sie in der Erntezeit vom Hof weggekonnt. Deshalb durfte ich irgendwann in den 80ern mit den Nachbarsmädels für eine Woche ins Zeltlager in den Bayerischen Wald. Falkenstein, ein Marktflecken in der Oberpfalz, auf einem der Hügel thront die Burg, gegenüber der Sportplatz mit Waschanlage, dort wurden in den Ferienmonaten für knappe 6 Wochen die Zelte aufgeschlagen. Betreut von meist studentischen Lagerleitern, strikt getrennt nach Mädchen und Jungen, schließlich wurde das ganze vom BDKJ (also kirchlich katholisch) organisiert. Im ersten Jahr fand ich nicht alles so toll, da gehörte ich auch zu den kleinsten und jüngsten, was nie gut ist. Da waren die nächtlichen Wanderungen mit Sagen und gruseligen Geschichten aus der Region alles andere als mein Ding. Insgesamt war ich aber viele Male da, habe Freundinnen begeistert, mitzufahren. Und ich habe schönsten Erinnerungen an die Zeit.

Mitgenommen hab ich bis heute meine Liebe zu der Region, zu Europas letztem Urwald. Was sind wir durch die Wälder gestreift, auf den Spuren des Borkenkäfers und im Hinblick auf dringendst notwendigen Naturschutz. Was habe ich dort über Müll und die atomare Bedrohung gelernt. Vieles hat mir zunächst vor allem Angst gemacht, mich aufgewühlt und schließlich aktiv werden lassen. In Falkenstein habe ich meine ersten Radio-Interviews gemacht (die armen Passanten auf der Straße, ich war unerbittlich im Fragen, was sie tun, um Müll zu vermeiden, wie sie zur atomaren Bedrohung stehen, ob sie demonstrieren gehen, wenn nein, warum nicht …). Klar, da waren auch kleine Verliebtheiten dabei, in einen der so viel älteren Lagerleiter (leider hab ich keinen Namen mehr im Kopf), vor allem aber in so einen süßen Fußballer aus dem Ort, kann mich nicht mal mehr optisch an ihn erinnern, nur, dass er ein rotes Rennrad fuhr. Was über Jahre geblieben ist waren tatsächlich die Brieffreundschaft mit einigen der Lagerleiter, einer hat uns (er kannte auch meine Schwestern, die ebenfalls ihre Ferienzeiten dort verbrachten) sogar mal zu Hause besucht, da dürfte ich so Anfang 20 gewesen sein?

Geblieben ist mir aus Zeltlagerzeiten auch eine Immer-mal-wieder-Vorliebe für Nuss-Nougat-Creme (aus Kostengründen gabs dort kein Nutella, sondern eine günstige Variante, die mochte ich damals sogar lieber, wird heute aber nicht mehr produziert). Und ich bin bis heute recht unkompliziert, was Schlafen angeht. Wer schon mal eine Woche auf einer Luftmatratze verbracht hat, die im Lauf der Nacht „platt wird“, der ist abgehärtet und kann auch auf Plankenboden hervorragend schlafen. Ebenso habe ich aus dieser Zeit mitgenommen, dass ich mich noch verschlafen unter eine eiskalte Dusche stellen kann – bis zur warmen Dusche war es viel zu weit, und weil unser Zelt in all den Jahren direkt neben dem kalten Wasser lag …


Und es waren die nächtlichen Abende am Lagerfeuer, das gemeinsame Singen – oft haben wir eine Woche lang gefühlt nur Musik gemacht. Manchmal war einer mit Gitarre dabei, oft genug haben wir einfach nur ohne jegliche Begleitung gesungen, gesungen, gesungen. Das hab ich auch davor schon, aber in den Zeltlagerwochen hab ich eine große Sicherheit entwickelt, gelernt, meine Stimme zu halten oder eine andere Stimmlage dazu erfunden. Ich bin bis heute sehr dankbar dafür – musikalisch. Aber auch sonst so. Seit Jahren nehm ich mir vor, mal wieder nach Falkenstein zu fahren, auch wenn dort schon seit einem Jahrzehnt kein Zeltlager mehr zu finden ist. Aber einmal noch wie zuletzt als Teenager die Himmelsleiter hochsteigen und die Hand ins Froschmaul legen, natürlich sehr erwachsen darauf vertrauend, dass es sich bei den alten Geschichten nur um Sagen handelt. Und dass sich das Maul keineswegs bei mir schließen wird …

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Ein Beitrag zu Lars Frage nach den Erinnerungen an die #Kindheitsferien.

Die Zwiebelturm-Romantik des Voralpenlandes

Manchmal versteh ich Reisende aus aller Welt noch besser als sonst, warum sie alles tun, um Urlaub in meiner Heimat zu machen. Und bereit sind, dafür viel Geld zu bezahlen. Heute morgen hab ich mich von der Hallertau aufgemacht ins schöne Isental. Unterwegs sachte Nebelschwaden über einem fast herbstlich goldenen Hügelland, im Hintergrund durch den Föhn deutlich die gesamte Alpenkette plus die Ausläufer des Bayerischen Waldes. Weiß-blauer Himmel, ein paar Wolken, heller Sonnenschein. Da werde ich sehr klein, fast schon andächtig. Nehme den Weg als Ziel. Fahre langsam genug, um die Ausblicke tief in die Seele aufzunehmen. Genieße sehr die Besonderheiten unterwegs, das imposante Moosburger Kastulusmünster, kleine Dörfer mit zauberhaften Zwiebelturmkirchlein in Orten, die alle auf „lern“ enden. Einige ganz schlicht, gerade viele mit Gerüst, andere mit baulichen Rafinessen, unterschiedlichen Ebenen. Manche schlank und hoch, andere kugelrund und eher niedrig. Grinse mal wieder beim Gedanken, dass die Münchner ihren Flughafen ins Erdinger Moos gebaut haben, bekannt für die flache Ebene inmitten der Hügellandschaft – und als Nebelloch.
Komme schließlich in Isen an, die Kirche lässt von außen nicht erahnen, dass sich im Inneren bairische Pracht entfaltet, Bordüren und Engel, wohin das Auge blickt. Wie in einem Dom gibt es einen Vorraum, danach kommt man in einen Raum mit zwei Seitenschiffen. Ich bin verblüfft ob der Größe, mitten in einer Landgemeinde. Und bewundere die Akustik, wie mir heute eingefallen ist, hab ich da vor Jahr(Zehnt)en schon mal gesungen. Und eine Baukunst, die den strahlenden Sonnenschein durch die großen Fenster ins Bauwerk leitet und das Gold im Inneren weich und wunderschön zum Glänzen gebracht hat.
Auf der Heimreise (ich war da zu einer Beerdigung) hatte ich dann all die mit auf meiner Strecke, die dem kilometerlangen Heimreisestau auf der A8 ausgewichen sind. Ob sie es nur eilig hatten oder auch den ein oder anderen Blick in die wunderschöne Region geworfen haben? Und sich überlegt haben, das nächste Mal hier Zwischenstation zu machen?

Kleiner Exkurs: meine Nichte kennt neuerdings den Unterschied zwischen Zwiebelturm- und Spitzturmkirchen. Kann sie auch mit Bausteinen nachbauen: Spitzturm ist klar, langes Bauteil plus Dreieck. Zwiebelturm: langes Bauteil plus „ich brauche eine Zwiebel, kannst du mir eine holen!“