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Das Christkind, die (Groß-)Eltern und der Michel

Am 24. Dezember ist es bei uns zu Hause traditionell etwas trubelig, obwohl wir längst keine kleinen Kinder mehr sind zelebrieren meine Eltern diesen Tag immer noch besonders: der Baum wird erst an dem Tag ins Haus gebracht, drumherum wuselt meine Mama und macht noch alles sauber, obwohl die Aufgaben klar verteilt sind wirkt alles immer etwas hektisch. Außenstehende könnten leicht annehmen, dass die Situation gespannt ist. Für meine Familie gehört das ein Stück weit zu Weihnachten, ist für uns also ganz normal. Diese Mentalität, auf die letzte Minute mit allem fertig zu werden, das muss einfach so sein – denke ich.

In der vergangenen Jahrzehnten haben meine Eltern Schritt für Schritt begonnen, uns Kindern kleine Aufgaben abzutreten, den Baum schmücken abwechselnd mein Bruder und ich, mein Bruder darf die Krippe aufbauen (natürlich streng nach Mamas Anweisungen) und jedes Jahr kommen Kleinigkeiten dazu.

In den letzten beiden Jahren hatte mein Papa jeweils einen kleinen Eingriff kurz vor Weihnachten, insofern war er frischoperiert komplett raus aus der Nummer. Und hat meiner Mama Gesellschaft geleistert, die im Wohnzimmer Tischdecken usw. gebügelt hat – und sich nebenher etwas das Nachmittags-Weihnachsprogramm im Fernsehen angesehen hat. Irgendwann hörten wir es nur noch kichern, lachen und die beiden haben sich königlich über alles mögliche amüsiert. Immer mal wieder kam der Ausruf: „Der Michel, was hat er jetzt schon wieder angestellt?“, gefolgt von herzlichem lautem Gelächter. Ja, dem kleinen Michel aus Lönneberga passieren aber auch immer die Dinge? Und es ist eine der wenigen Fernsehserien, die fast besser ist, als das Original im Buch? Also zumindest meiner Meinung nach, was an den fantastischen Schauspielern liegt – allein wenn ich an den geplagten Vater denke, oder Klein-Ida, oder alle anderen, die Astrid Lindgren auf dem Katthult-Hof oder rundherum lenben lässt? Der arme Kerl, auch heute werde ich wieder mit ihm leiden und lachen, wenn er ab 13.30 Uhr seinen Kopf in die Suppenschüssel steckt …

Und dabei ist mir aufgefallen: das war früher immer unsere Nachmittagsbeschäftigung. Wir Kinder, teils dem Geburtsdatum zufolge längst erwachsen, haben uns am 24. nachmittags vor dem TV gelümmelt, alle Folgen von Michel von Lönneberga angeschaut, dazu wahrscheinlich noch mindestens einmal 3 Nüsse für Aschenbrödel oder Sissi – und unsere Eltern haben alles vorbereitet. So ändern sich die Rollen …

Weihnachten, überall Euch allen wünsche ich zauberhafte Weihnachtstage, wo und mit wem auch immer ihr feiert: genießt die Zeit. Alles Liebe xxx – und genießt mit mir die zauberhafte Festtagsstimmung http://youtu.be/RY0clt8ui5M

Erinnerungstag

Wir gehen in meiner Familie „gut“ mit unserem Verlust um. Sprechen, tauschen Erinnerungen lebendig aus, sind offen, lachen oft gemeinsam. In der Ecke des Küchentisches steht ein Bild meiner verstorbenen Schwester. Sie ist jung gestorben, aber wir behalten sie in unserer Mitte – ein Stück weit lebendig. Für uns ist das normal, es gehört zu unserem Leben. Für Außenstehende mag es manchmal sonderbar anmuten. Da ich selbst mit gelebter Erinnerung schon immer besser klarkomme, als mit Totschweigen, kann ich auf Irritation in solchen Situationen gut eingehen. Und ich habe bislang niemanden erlebt, der nach Erklärung gar nicht damit umgehen konnte. Im Gegenteil.
Heute ist ihr Geburtstag, 35 Jahre wäre sie geworden. Ich stelle mir nie die Frage, wie sie heute wohl wäre. Tief in mir drin bin ich überzeugt, dass sie sich nicht sehr verändert hätte. Natürlich wäre sie 15 Jahre älter, aber ihr Wesen, ihr so liebevoller Charakter, hätte sich einfach mit ihr und den Jahren weiterentwickelt. Wo und wie sie leben würde, das hätte sich aus ihren Erlebnissen in diesen 15 Jahren ergeben.
Jeder in unserer Familie hat seine eigene Verlustgeschichte, irgendwie haben wir es trotzdem gemeinsam geschafft, ihren Tod zu verarbeiten. Und daraus haben wir familiäre Traditionen gebildet. Zu denen auch der unkomplizierte Umgang mit Erinnerungstagen gehört, also Geburtstag und Todestag.
Insofern hab ich heute morgen eine frühlingshafte Autofahrt durch die Heimat gemacht, um bei ihrer alten Freundin, die mittlerweile einen süßen, kleinen Laden betreibt, ein paar Blümchen zu besorgen. Dieses Jahr passend zum Wetter einen kunterbunten Frühlingsstrauß. Den meine Mama am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein zum Grab gebracht und an der besten Stelle platziert hat. Auf dem Friedhof trifft sie immer jemanden zum Ratschen, sie fühlt sich dort wohl, kümmert sich liebevoll um die Grabgestaltung. Das hilft ihr und meinem Vater.
Wir Geschwister haben andere Wege. Jeder so, wie er es am besten findet. Genau wie sie sich immer einen eigenen Weg gesucht hat. Sie war besonders. Nicht nur für mich. Auch ein Grund, warum wir sie niemals totschweigen werden.

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„Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar.“
(Astrid Lindgren)

Spruch zum Wochenende: Himmel

Heute vormittag bin ich mit meiner Nichte über den heimischen Friedhof gegangen und habe die für Allerheiligen so wunderschön geschmückten Gräber vor dem novemberlich herbstlichen blau-Weißen Himmel bewundert. Es gibt Ruhestätten, die fast einen Blick in den Himmel offenbaren? Und dabei ist mir einer meiner liebsten Sprüche einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen eingefallen, den ich zum Spruch für mein Wochenende mache:

„Wie schön muss es erst im Himmel sein, wenn er von außen schon so schön aussieht?“ (Astrid Lindgren)

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Happy Birthday Astrid Lindgren

Aus aktuellem Anlass – heute würde Astrid Lindgren 105. Geburtstag feiern – sag ich mal Dankeschön. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann hat mir diese großartige Schriftstellerin wunderbare Stunden geschenkt. Voll Phantasie, voll mit schwedischen Dörfern und kleinen Städten mit bunten Häusern, voll mit Naturerlebnissen. Auch wenn ich damals nicht wusste, wo Schweden liegt – es hat mir dort dank ihren Erzählungen richtig gut gefallen! Nicht immer waren ihre Hauptfiguren meine Idole, Pippi fand ich toll, als abenteuerlustige Freundin, wollte aber nie Tommi oder Annika sein (zu fad). Mit den Kindern von Bullerbü hab ich gespielt, bin in Gedanken mit auf ihre Touren gegangen. Ich wollte schon immer mal Ferien auf Saltkrokan machen! Mit Madita hab ich gelitten und mich oft in ihr wiedererkannt. Die Madita-Filme hab ich erst viel später gesehen (und auch die fand ich toll). Bei Nils Holgerson wars andersrum: ich habe erst die Zeichentrickserie geliebt, wäre am aller-allerliebsten auch mal ganz klein gewesen, um mit den Gänsen zu fliegen und die Welt zu sehen. Die Bücher hab ich erst viel später verschlungen. Wie Karlsohn vom Dach und ürbigens auch Ronja Räubertochter, das Buch hab ich erst als Erwachsene gelesen.

Und meinen Michel liebe ich ununterbrochen heiß und innig: wenn die Geschichten aus Lönneberga im Fernsehen widerholt werden kann ich wirklich nicht widerstehen. Muss ich sehen. Vor allem, weil der Schauspieler genau so ist, wie man sich den Emil aus dem schwedischen Original vorstellt: ein blonder Lausbub, verschmitzt mit einem wunderbar großen Herzen.

Ich habe von Astrid Lindgren später noch viel gelesen, mich im Studium mit ihr als Schriftstellerin auseinandergesetzt, mehr über sie als Persönlichkeit gelernt. Und mir dennoch immer einen Blick auf sie erhalten können: sie konnte sich auch als Erwachsene so herrlich in Kinder hineinversetzen. Bilder erschaffen, die Kindern gefallen. Ideen erfinden, die Kinder begeistern. Und auch Erwachsene in diese Welt mitnehmen.

Happy Birthday Astrid Lindgren – ich werde meinen Patenkindern sicher das ein oder andere deiner Bücher schenken, vorlesen oder mit ihnen einen Film nach deinen Romanvorlagen schauen!