Susanne fragt, ob „Arbeit – eine Lebensaufgabe oder eine Notwendigkeit des Lebens“ ist. Es ist jetzt ein paar Monate her, da habe ich inmitten eines viel zu vollen Job-Uhrwerks festgestellt, dass ich so nicht weitermachen kann. Dass es zu viel geworden ist. Dass ich dabei bin, mit Vollgas gegen die Wand zu fahren. Dass ich nicht mehr arbeite, um zu leben, sondern dass es eher was ganz anderes geworden ist. Über das was genau konnte ich gar nicht mehr reflektieren, weil ich keine Zeit dazu hatte … Und ich habe gebremst. Mich ausgebremst, um zu verhindern, dass ich das und vieles andere nicht mehr kann.
Heute muss ich ganz ehrlich sagen: das war wohl sogar noch dringender notwendig, als ich ahnen konnte. Denn ich bin immer noch in der Erholung vom zu viel. Der Faktor Zeit zum Leben war zu gering, ich habe nicht mehr gearbeitet, um davon leben zu können, sondern irgendetwas anderes. Das ich nie wollte. Aber der Faktor „das packst du schon, das auch noch“ ist viel zu umfangreich geworden.
Die vergangenen Monate habe ich gelernt, diese bewusste Auszeit anzunehmen, um meine Gedanken zu ordnen. Ich habe begonnen, in mich hineinzuspüren. Ich möchte keine andere Arbeit machen, aber ich möchte meine Arbeit wieder anders machen. Denn was im Lauf meiner Berufsjahre zu meiner Arbeit geworden ist, macht mir Spaß, ich tue sie gern – nur war mir genau dieses Gefühl schleichend abhanden gekommen.
In einer neuen Aufgabe möchte ich zufrieden sein, mit dem was ich tue, mich mit den Aufgaben und der Work-Life-Balance wohlfühlen. Nun ist mein Job kein lukrativer. Ich befinde mich also gerade in der Überlegung, ob ich weiterhin gut verdienen und dafür ein Highperformer sein muss, oder ob es auch mit weniger klappen kann, Lohn und Arbeitszeit. Das ist eine gar nicht mal so einfache Aufgabe. Um ehrlich zu sein: Ich habe noch keine Tendenz. In Bewerbungsgesprächen stellt sich viel zu oft heraus, dass der Arbeitgeber zwar wenig zahlen möchte, dann aber auch gleich wieder Überstunden im Gehalt abgegolten haben möchte … hm.
Klar, ich werde finanziell nicht schaffen, diese Auszeit unendlich lange zu machen, mit Einschränkungen und dem vorher Ersparten aber funktioniert es als Orientierungsphase. In der ich neben Bewerbungen auf Positionen auch austeste: wie könnten Modelle einer Selbständigkeit aussehen? Was kann ich welchem Kundenkreis anbieten? Was kann ich dafür verlangen? Wie komme ich an Kontakte, mit wem kann ich mich vernetzen, wer könnte mich in meinem Eigenvertrieb unterstützen? Und und und …
Was ich am liebsten möchte? Das, was ich gut kann, in eine Aufgabe einbringen, die etwas Positives in der Welt bewirkt. Man sagt mir diplomatisches Geschick nach, aber ich schätze, das reicht noch lange nicht für das politische Parkett aus. Trotzdem nehme ich mir das Recht oder besser die Chance heraus, nach einer Lebensaufgabe zu suchen, einer Arbeit, mit der ich mich und meine Einstellungen identifizieren kann. Da würde theoretisch vieles reinpassen, insofern ist das nicht nur der Wunsch, den ich ans Universum abgegeben habe, sondern ich sehe mich auch aktiv „danach“ um.