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#40andfeelingfab

Eine Freundin ist in diesen Tagen 40 geworden, das sind in diesem Jahr viele mit Geburtsjahrgang 1973 😉 Besonders war, dass sie ihren 40. Geburtstag im Kreis der engsten Familie gefeiert hat. Zugegeben im Kreis der Großfamilie. Im Heimatdorf ihres Vaters auf Zypern. Mit Kindern, Mann, Geschwistern und deren Familie, Eltern, Tanten, Onkeln, Cousinen, Cousins. Auf den sonnigen Urlaubsbildern lachen mindestens 50 Menschen in die Kamera, trinken Champagner und lassen das Geburtstagskind rund um den Pool hochleben. Für meine Freundin ist es ein Stück Heimat, auch wenn sie ganz woanders geboren wurde und aufgewachsen ist. Durch den fast jährlichen Urlaub ist es ein vertrauter Ort, sie ist umgeben von vertrauten Menschen. Und fühlt sich wunderbar und fabelhaft. Und kommentiert das durch viele Posts, gekennzeichnet mit #40andfeelingfab, #40andlovingit, #bestbdayever40. Sie hatte sich vor dem Älterwerden gefürchtet – dabei ist es ganz wunderbar.

Mir kamen dabei die Geburtstagsepisoden von Sex and the City in den Sinn (manchmal etwas wie die Bibel meiner Generation?): Samantha wünscht Carrie alles Liebe zum Geburtstag, 35 und fabelhaft usw. Die Jahreszahl ist austauschbar, was bleibt sind wir selbst, dieser wunderbare Mensch, der jeder einzelne von uns ist. Quasi #xxandfeelingfab? 🙂

Feige oder diplomatisch?

Als Kind war ich manchmal schrecklich unsicher: ich wollte nicht feige sein, war nicht einverstanden mit dem, was andere sagten oder taten, ich stand trotzdem daneben und hab einfach nichts gesagt. Manchmal statt einer Antwort zu geben gelächelt. Kein Ja, kein Nein. Ich wollte nicht etwas tun, nur weil es ein anderer gemacht hat, wollte nicht gut oder schlecht finden, nur weil andere das taten. Wollte weder Mitläufer sein, aber auch nicht wegen einer anderen Meinung angefeindet werden. Manchmal wollte ich auch ganz einfach schlicht keine Stellung beziehen, Manchmal war mir das Thema egal, manchmal fand ich den, der gerade auf der Shitlist der anderen war, gar nicht so schlecht. Ich hab mich schon früher oft auch mit denen verstanden, die von den anderen verachtet wurden. Alles gar nicht so einfach, denn man möchte schließlich dazugehören, zu denen, die in sind. Die den Trend angeben. Die irgendwie hipper, cooler, beliebter … was auch immer sind?

Heute nennen wir es diplomatisch sein. Als Erwachsener ist es nicht nur ok, manchmal keine Meinung zu etwas zu haben, gerade im Beruf kann es sogar gefordert werden. Ich bin nicht immer mit allen Äußerungen von Menschen einverstanden, hin und wieder weiß ich es sogar besser – aber ich habe kein Problem damit, auch mal die Klappe zu halten. Nicht immer recht zu haben (ok, nicht oft, aber manchmal klappt das schon). Nicht das letzte Wort zu haben. Sondern einfach nur nett zu lächeln, mir meinen Teil zu denken – und dadurch am Ende des Tages meine Ruhe zu haben. Sich aus gewissen Dingen raushalten, „unpolitisch“ oder „politisch korrekt“ sein, heißt nicht automatisch, dass man Mitläufer ist, sich duckt und seine Meinung nie äußert, im Gegenteil.

Es ist wichtig, für seine Prinzipien, Meinungen und Werte einzustehen, dann, wenn es einem selbst wichtig ist. Aber muss ich mich wirklich zu allem äußern? Zu allem eine Meinung haben? Kann ich das überhaupt? Ich finde es ok, manchmal nur zuzuhören, ganz ohne mir eine Meinung zu bilden. Und vor allem, ohne selbst Stellung zu beziehen. Und auch wenn ich nicht immer einverstanden bin mit den Äußerungen anderer Menschen: ich kann trotzdem auch heute noch die Schnauze halten, in mich hineinlachen – und bin dabei nicht feige, sondern setze meine Prioritäten.

Wenn ich mich zurückerinnere war eine ganz unsicher Zeit anfangs im Kindergarten: an meinem ersten Tag waren wir „Kleinen“ ganz alleine. Ich hatte einen Platz, kannte meine Nachbarn. Alles gut. Am zweiten Tag kamen die „Großen“ dazu. Ich setze mich auf meinen Platz, eines der größeren Mädels hat mich kompromisslos von meinem Platz vertrieben: „Steh auf, da sitze ich – schon immer!“ Im ersten Moment hätte ich mich am liebsten gestritten – dann hab ich mich umgesehen, mich auf einen anderen freien Platz gesetzt. Und was soll ich sagen: meine beiden Kindergartenjahre sind nach den Turbulenzen des Anfangs ruhig verlaufen. Ich habe wunderbare Freunde kennengelernt. Und habe heute noch eine Freundin aus dieser Zeit. Wir sehen uns nicht oft, aber wenn wir uns sehen ist es wunderschön! Und sie war übrigens in ihrer Kindheit die Nachbarin des besagten größeren Mädels – mit der ich später tatsächlich auch so etwas wie eine Freundschaft geführt habe und die sich heute noch freut, wenn sie mich mal wieder trifft 🙂