4 Wochenenden Landshuter Hochzeit sind um, heute abend treffen sich mehr als zweitausend Mitwirkende in der Martinskirche und bedanken sich: für 3 Wochen Ausnahmezeit, Mittelaltergefühle, schöne Momente, teilweise die Rolle ihres Lebens, auf die sie sich von Kindesbeinen an gefreut haben. Morgen heißts: schnipp, schnapp, Haare ab. Wer in der Nähe ist: auch das ist ein Spektakel. Mitten in der Altstadt kommen Menschen mit langen Haaren zusammen, um mit kurzen nach Hause zu gehen …
Ich hab nicht alle meine Planungen umsetzen können – aber trotzdem eine irre Fülle an wunderschönen Bildern in meinem Kopf und digital mitgenommen. In diesem Beitrag stell ich euch zunächst – neue Funktion mit der Galerie ausprobiert, ich hoffe, das klappt? Bilder anklicken, dann öffnet sich die Galerie – die Kulisse für die LaHo, vor: die mittelalterliche Stadt Landshut, im Bild Martinskirche und Burg Trausnitz, Altstadt, Rathaus, Residenz, Zehrplatz 2013 – und wer sich über den Mond wundert: der hat mich gestern auf meinem Heimweg begleitet. Und wenn fast Vollmond keine Wahnsinnskulisse ist, dann weiß ich nicht 🙂
Heute ist ein perfekter Tag, um einen Picknickkorb mit feinen Sachen zu packen, sich ins Auto zu setzen, entspannt nach Landshut zu fahren und den Abend in der Altstadt zu verbringen. Warum? Es ist herrliches Wetter. Die Tribünen mit Sitzplätzen für Tausende Besucher des großen Hochzeitsumzugs jeden Sonntag stehen 3 Wochen lang und dort findet sich – sofern man rechtzeitig da ist – immer ein bequemes Plätzchen für ein gemütliches Picknick. Und damit ist man mittendrin. In einem Abend voll bayerischer Gemütlichkeit mit einem Flair von Partymeile, das man sonst nicht so leicht findet.
Wer es noch nie erlebt hat kann wahrscheinlich nicht nachvollziehen, warum es so besonders ist, deshalb versuche ich in Worte zu fassen, was ich in diesen Tagen in der fernen Weltstadt mit Herz verpasse:
Ein Tribünenabend zu LaHo-Zeiten in der Landshuter Altstadt bei herrlichem Sommerwetter, das ist nicht selbstverständlich und noch weniger alltäglich. Zunächst gibt es die Gelegenheit rein rechnerisch nur alle 4 Jahre, 3 Wochen lang. Wetterabhängig ist es zudem, also nicht alle 4 Jahre 24 Tage lang, rechnen wir mal in einem Schönwetterzyklus von 10 möglichen Abenden. Ziehen wir noch Verpflichtungen, Termine, Entfernungen und andere Verhinderungen ab, bleiben realistisch vielleicht 5 mögliche Termine für ein Tribünenpicknick.
Was macht es so unvergleichlich schön? Es ist anders, es ist kein Biergartenabend. Es ist kein Altstadtfest, wo man an Bierbänken sitzt und bewirtet wird. Es ist kein normaler Sommerabend, an dem man durch die Stadt schlendert und vielleicht hier und da ein paar bekannten Gesichter im Straßencafe entdeckt. Alt und Jung sitzen bunt gemischt, jeder hat Verpflegung und Getränke nach eigenem Gusto dabei. Einige Picknicker bringen blütenweiße, romantisch verspielte Tischdecken mit, andere bunt karierte, wieder andere gar keine. Viele sind ganz dem Anlass angepasst, haben eine komplette Geschirrausstattung zum Picknicken, Brotzeit, Salate, Obst, Brot, Auftstriche, alles selbst und liebevoll speziell für das Picknick gezaubert. Andere holen sich ganz einfach was, Pizza oder Döner oder was die Geschäfte in der Altstadt sonst so zu bieten haben. Es gibt gutes Festbier, aus Glas oder Fass. Wein. Und noch ganz viele andere alkoholisch hochprozentige oder ganz und gar alkoholfreie Getränke.
Die Einheimischen sind ausgestattet, bringen ihre Köstlichkeiten im Picknickkorb oder ziehen den eigenen Leiterwagen übers Kopfsteinpflaster. Je früher man da ist, desto schönere Plätze darf man frei auswählen. je später der Abend, desto weniger freie Plätze – über den schönsten Blick darf man ruhig streiten, denn die Landshuter Altstadt ist insgesamt einfach wunderschön. Der Ausblick also von jedem Picknickplatz schlicht atemberaubend und bezaubernd.
Man kennt sich – wer vorbeikommt wird mit einem fröhlichen Hallo begrüßt und eingeladen, sich dazuzugesellen. Auch, wenn man sich vorher nicht kannte. Alleine bleibt keiner lange, es geht gesellig zu, man kommt leicht ins Gespräch, wird gerne auf einen Happen eingeladen oder zumindest gibts einen Schluck zu trinken – am besten in den eigenen Becher! Und was ist das Programm? Das gerade ist ja das Tollste: es gibt keins! Man genießt den Abend, ganz einfach. Nicht mehr, nicht weniger. Man genießt gute Gespräche, köstliches Essen, ein kühles Getränk, die Gesellschaft – oder beobachtet in aller Ruhe das Treiben. Und bleibt einfach sitzen, solange man möchte, denn es ist Sommer. LaHo-Sommer. Den erlebt man nur alle 4 Jahre! Kein Wunder, dass es so viele Landshuter, die in der Zwischenzeit ganz woanders leben und arbeiten, alle 4 Jahre in die Heimat zieht. LaHo-Sommer, die gibts sonst nirgendwo.
In der Landshuter Altstadt wohnen viele Menschen, da die selber auf den Tribünen sitzen und erst spät nach Hause gehen gibts eine sehr humane Sperrfrist: zwischen 1 und 6 Uhr sind die Tribünen tabu. Damit geputzt werden kann. Das ist leider eine nicht so schöne Geschichte: die meisten Einheimischen nehmen alles, was sie mitgebracht und nicht verzehrt haben, also auch den Mülll wieder mit und hinterlassen die Tribünen ordentlich. Nur leider nicht alle. Und das ist nicht ok – vor allem im Hinblick auf die vielen Barfußlaufenden Mitwirkenden, die sich vor allem an Scherben ernsthaft verletzten können.
Ach ja, die Tribünenfeste finden wochentags statt, am Wochenende trifft man sich eher auf dem Zehrplatz. Und die bevorzugten Tribünen sind die in der Altstadt, nicht zu verwechseln mit der Neustadt, die auch mittelalterlich ist, aber jünger – UND: in der 2013 einige Baustellen sind, also nicht soooo eine tolle Aussicht.
Mehr Infos zur LaHo und auch übers Tribünenpicknick gibts beim lokalen Radiosender Radio Trausnitz im Landshuter Hochzeitsspecial oder unter Brauchwiki
Da hab ich Ende Juni groß getönt, dass ich die kommenden Wochenenden in Südbayerns schönster Mittelalterstadt verbringe – und dann klappts irgendwie so gut wie gar nicht. Jetzt liegt es nur an mir, das nächste Wochenende ganz fest für Landshut und die Landshuter Hochzeit einzuplanen, sonst ists nämlich vorbei. Die nächste Gelegenheit gibt es dann erst wieder im Juni 2017…
Aus lauter Sehnsucht habe ich gestöbert, was andere denn in den vergangenen Tagen und Wochen Schönes gesehen haben … Und immerhin Bilder entdeckt, mit denen ich mich einstimme, nach dem nächsten Wochenende werde ich dann eigene Bilder und Eindrücke beitragen, versprochen:
Tolle Bilder vom dritten Wochenende gibts unter Idowa
Weil viele danach suchen (laut Suchabfrage auf dem Blog) noch eine kleine Auflösung zum Spruch: „Himmel Landshut – Tausend Landshut“, das die Mitwirkenden und einheimischen Zuschauer aus voller Kehle zu jedem möglichen und nicht möglichen Anlass rufen, gefolgt von einem „Hallllllloooooooo“: laut der offiziellen Seite der Förderer ist dies der historisch überlieferte Huldigungsspruch, um der zur Hochzeit im Jahr 1475 festlich herausgeputzten Herzogsstadt Landshut zu gratulieren. Das mit dem Himmel kann man nachvollziehen, wenn man durch die alle 4 Jahre sehr herausgeputze Altstadt schlendert und den blauweißen bayrischen Himmel über den mittelalterlichen Fassaden in Pastellfarben schimmern sieht. Mit keinem Geld der Welt zu bezahlen 🙂
Vom Schiff weiter auf die Insel – Samstag war ein großer Reisetag: vorbei noch mal an allen Seen, die wir auf dem Wasser besucht haben. Der Abschied vom Schiff war nicht schwer, nach einer Woche auf schwankendem Boden hab ich mich auf festen Untergrund gefreut. Auf dem Boot fällt einem das Schwanken nach ein paar Stunden gar nicht mehr so auf? Aber am Festland fühlt sich fuer mich auch heute noch alles an, als ob es sich bewegen würde, sehr gruselig!
Dann kam die Fahrt ans Meer, kurz vor der Küste haben wir Fahrerwechsel gemacht, die letzten Kilometer bis ins wunderschöne Stralsund durfte ich fahren, und dann über die riesengrosse Brücke übers Meer rüber nach Rügen. Das ist auch mit erwachsenen Augen beeindruckend: man kann ganz einfach fahren, muss nicht auf eine Fähre, geht ruckzuck, schon ist man auf der anderen Seite! Dann geht’s eher im Schneckentempo, denn auf der Insel gibt’s nur wenige Straßen fuer die vielen Besucher. Das ist aber auch gut so, denn man überlegt, dass man besser nicht zu oft mit dem Auto fahren sollte und lieber laufen oder den rasenden Roland nutzen sollte. Den hab ich dieses Mal leider nicht gesehen, aber so eine Dampflokomotive ist was besonderes?
Was macht man, sobald man das Ferienhaus erreicht und alles ausgepackt hat? Man muss noch mal „schnell“ ans Meer. Das ist ja um die Ecke. Ein paar Sachen eingepackt und los geht’s – die letzten 100 Meter sind nicht nur beim allerersten Mal schön: die Vorfreude steigt, der erste Blick, der Sand, Dünen, dann ist man da und es ist jedes Mal einfach wunderschön. Die Ostsee ist eher ruhig, aber einen kleinen Wellengang hat sie doch, und das Wasser so wunderbar frisch, aber nicht kalt.
Am wichtigsten ist am Meer, alles wirken zu lassen, also tief einatmen, um den Geruch von Salzwasser vermischt mit Sand und Luft zu erschnuppern, die Farben von Wasser, Horizont, Duene und Menschen zu sehen, Sand und Wasser unter den Füssen zu spueren, die Wärme und Kälte am Boden zu genießen … Alle Sinne lassen sich einsetzen, Zeit wird schnell relativ, denn gerade am Meer zwischen den Gezeiten verfliegt eine Stunde wie nichts – und trotzdem ist viel passiert!
Man wird schnell nass und voll Sand, macht mir nichts aus, sollte man trotzdem wissen, und auch, dass Sand in jede Ritze „passt“ und in der Windel keinen Spaß macht, weile scheuert. Die kleine Maus wollte nicht mehr weg: plantschen, Sand spielen, Muscheln sammeln – und mehr. Kein Wunder, dass wir auf dem Rückweg nach so viel Spaß und Spiel im Troedelmodus unterwegs waren? Und unseren ersten Nicht-Tanten-Konflikt erlebt haben? 2 Dickschädel und keiner zum Nachgeben bereit. Da zweifelt der Erwachsene dann durchaus an der eigenen Autoritaet: gegen Stursinn und lautes Geschrei hilft nur Druck, am Ende habe ich mich durchgesetzt, aber souveraen war das mal gar nicht?
Und Sonntag morgen der Abschied vom Familienurlaub, die Tante verlässt die Insel (mit viel Stau) und reist allein weiter nach Dresden. Unterwegs hab ich viele wunderschöne alte Gutshäuser gesehen, wunderschön ist das Preußische Land, echt schöne Ecken. Auch Städte, von denen ich dachte, es wären nur haessliche DDR-Überbleibsel, sahen beim Vorbeifahren richtig schön aus … An Berlin bin ich zum ersten Mal im Osten vorbeigefahren, kannte ich noch gar nicht, war eine sehr schöne Perspektive. Statt von Schönefeld durch Vorstadt-Tristesse und Plattenbauten kommt man durch den Spreewald, viel grün, echt schön!
Dresden – ich bin so herzlich empfangen worden. Franzi und ihre Familie wohnen wunderschoen im grünen Vorort, 2 kuschlige Mietzekatzen gehören dazu. Abends haben wir die Bahn in die Stadt genommen und sind schon einmal durch die angeleuchtete Altstadt gelaufen, sehr geschichtstraechtig, zwischen vielen Touristen. Heute wollen wir auch eher ruhig in die Stadt gehen, morgen will ich wandern, mir selbst anschauen, wie sich die Elbe ihren Weg durch die Berge gebahnt hat. Freu mich auf das Laufen und die Ausblicke!