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Schreibzeit #6 – Bloggen im Alltag

Gerade in den letzten Wochen stell ich fest: mein Leben ist so dicht, so erlebnisreich, so unendlich intensiv, voll mit Emotionen, Erlebnissen, Eindrücken. Und trotzdem schaff ich es, viel davon festzuhalten. So ganz anders als meine unzähligen Versuche für eine aktive Tagebuchzeit: wie oft hab ich als Teenager begonnen, ein Buch zu befüllen, was mich gerade bewegt, was ich und die Menschen um mich herum erleben. Aber es ist mir nie gelungen, das mehr als ein paar Wochen durchzuziehen. Hier ist das anders – und mit etwas Nachdenken meine ich, den Grund zumindest erahnen zu können: viel von dem, was im Blog notiert wird, schreibe ich nicht für mich auf. Ich teile es, um es für drei noch kleine Menschen aufzubewahren. Bin ich mit den Patenkindern unterwegs ist mir wichtig, meine Perspektive des Erlebten festzuhalten. Für später. Aus meinem eigenen Leben und der Erinnerung an meine Kindheit merke ich: das wenige, was meine Eltern berichten, meine Onkel und Tanten ganz lebhaft vor Augen haben, ist mir komplett aus dem Gedächtnis entschwunden. Meine vereinzelten Erinnerungen aber, Sequenzen, an die ich oft ganz deutlich Bilder und Erlebnisse vor Augen habe, die damals Erwachsenen können sich daran nicht mehr erinnern …

In der Anfangszeit dieses Blogs habe ich den Eintrag als Ritual eingeführt, meinen Arbeitsalltag mit ein paar Minuten Schreibzeit beendet. Das ist mittlerweile anders. Meine Schreibzeiten sind ganz unterschiedlich, ich schreibe, wenn es für mich passt. Das bedeutet auch, dass ich nicht immer zum Schreiben komme. Obwohl: ein paar Minuten passen selbst an Stresstagen rein. Nur beim Antworten auf Kommentare, da lass ich mir Zeit. Und ich mach mir keinen Druck, sollte es mal wirklich nichts zu schreiben geben? Dann gibt es eben nichts zu schreiben. Ist bislang noch nicht vorgekommen, eher notier ich mir die ein oder andere Idee, für später mal …

Bines Thema für die aktuelle Schreibzeit: „Bloggen und Alltag – Wie machst du das alles? Wann bloggst du? Wie oft bloggst du? Stresst dich das Gefühl nicht genug zu bloggen oder keine Zeit zum Bloggen zu finden?  Wer mitmachen mag, Zeit und Muse hat, verlinkt euch unter Bine’s Beitrag.

Wenn der 1. Schultag nach den Ferien nicht wäre

Heute morgen um kurz vor 8 Uhr: ein junger Mann hastet die Straße entlang. Etwa 5 Meter hinter ihm folgt ihm das vielleicht zehnjährige Töchterlein. Sie trödelt, hüpft, lässt sich immer wieder zurückfallen.

Vater-Tochter-Gesprächsverlauf

Er: „Wenn du jetzt nicht endlich mal Gas gibst …“

Sie: „Ich kann doch auch nix dafür, ich mag keine ersten Schultage.“

Er: „Da kann ich jetzt auch nix machen.“

Sie grummelt – und trödelt weiter.

Die Ampel ist rot, beide bleiben nebeneinander stehen.

Er: „Wenn du nicht immer so trödeln würdest, dann wären wir längst da.“

Sie: „Oder wenn du nicht so lang zum Parken gebraucht hättest …“

Wenn das Wörtchen wenn nicht wär? 😉

Short Stories: I love to Blog

Angefangen zu bloggen habe ich aus schlechtem Gewissen – um meinen Patenkindern meine Erinnerungen mit ihnen zu erhalten, Erwachsene vergessen einfach so schnell. Das ist unverändert das wichtigste Ziel, das ich verfolge. Nach knapp einem Jahr kann ich sagen, dazu kommen auch Alltag, Erlebnisse, Ärgernisse, Freude, Menschen, Beobachtungen … Trotzdem ist das ein Tanten-Blog, also keiner der unten genannten Kategorien zuzuordnen.20140501-110200.jpg

Ich mag Bloggen sehr – ja, I love to blog – schaffe fast täglich zu schreiben. Mal kürzer, mal länger.  Ich lese gerne selber nach (daran stelle ich fest, wie schnell Erwachsene vergessen …), freu mich aber auch über mittlerweile fast 150 Mitleser. Ich habe einen kleinen Kreis an fleissigen Kommentatoren, das ist eigentlich die größte, da unerwartete Freude: dass Menschen mitlesen, was ich schreibe, sich Gedanken machen, mit mir kommunizieren. Die lerne ich online kennen, manche vielleicht auch mal „in echt“, das finde ich spannend.

Kooperationen – ja, gute Frage: darüber mach ich mir noch keine Gedanken. Was ich nicht möchte, ist eine Verwischung des ursprünglichen Gedankens. Was mir aber Spaß macht sind Blogger-Aktivitäten. Aktionen wie diese, die mal eine andere Sicht zu denken und schreiben anregen. Das find ich gut. Produkt-Placement, Gewinnspiele oder ähnliches hab ich weder geplant, noch macht es in meinen Augen großen Sinn. Ich blogge nicht mit dem Hintergedanken, das mal beruflich zu tun oder damit Geld zu verdienen. Deshalb distanziere ich mich auch ausdrücklich, sofern es mal Werbung hier gibt, wird nicht von mir gesteuert, noch möchte ich das überhaupt.

Ich hab durch das Bloggen neue Rituale gefunden, es ist (für mich) anders als Tagebuchschreiben. Ich schreibe nicht alles auf, sondern nehme wichtige Gedanken heraus. Manchmal plane ich Einträge, meistens schreibe ich aber einfach sehr spontan. Unter der Woche hatte ich mir im letzten Jahr einen schönen Rhythmus angewöhnt, meinen Arbeitstag mit einem Post zu beenden. Aktuell sehe ich im Bloggen eine kurze gedankliche Auszeit irgednwann im Tagesverlauf. Das wechselt also. Mir gefällt es, einerseits den Kanal des Schreibens zu verwenden, also einen Gedanken „zu Papier zu bringen“. Und ihn festzuhalten. Andererseits ist es sehr interessant, zu lesen, was andere dazu denken, Reaktionen zu verfolgen. Und mir vorzustellen, was wohl meine jungen Mitleser mal dazu sagen werden. Was ihre Position sein wird. Auch, ob sich ihre Sicht auf Dinge verändern wird mit den Jahren. Welche Entwicklungen sie machen werden. Was sie sehen werden, ob ich daran auf die ein oder andere Art teilhaben werde …

Es gibt keinen Plan, keine zeitlichen Vorgaben, keinen Druck. Anders als im Job wähle ich meine Themen einfach aus dem erlebten Augenblick. Und konzentriere mich vornehmlich auf das, was meine Patenkinder mit mir und umgekehrt erleben. Über manche Beobachtungen muss ich jetzt schon grinsen, weil kleine Kinder sich doch sehr schnell wandeln. Und am schönsten für mich ist, dass ich so noch viel bewusster mit den Erlebnissen mit meinen kleinen Freunden umgehe. Das birgt auch eine große Verantwortung – ich mache immer einen Spagat zwischen „das wollt ihr später wahrscheinlich mal lesen“ und „darf ich das wirklich erzählen“? Und auch wenn wir darüber sicher nicht immer einer Meinung sein werden (ich versuche, nichts zu schreiben, was ich selber niemals über mich hätte lesen wollen), manchmal denke ich trotzdem, dass es wichtig ist, es zu notieren 🙂

In diesem Monat fragen Andrea und Bine: „Warum hast Du angefangen zu bloggen? Was hat Dir das Bloggen bereits gebracht? Wann schreibst Du Deine Postings? Was ist für Dich wichtiger- Text oder Fotos? Welche Art von Blog schreibst Du? Food-Blog? Lifestyle-Blog? Mami-Blog? Deko-Blog? Politik-Blog? Buch-Blog? Bloggst Du nur für Dich oder verfolgst Du mit Deinem Blog andere Ziele? Sind Dir Kooperationen mit anderen Bloggern oder Unternehmen wichtig oder eher nicht? Hast Du durch’s Bloggen neue Menschen kennen gelernt oder möchtest Du das vielleicht gar nicht? Fragen über Fragen…. erzähl doch mal!“

Verwunderung

Ich wohne in einem Wohngebiet. Mit ausreichend Tiefgaragen und Garagen und Stellplätzen. Ohne Wohnsilos. Meine Straße hat keinen Durchgangsverkehr, da parken nur Anwohner und Besucher des Lokals an der Ecke. Es gibt Tage, an denen ich mich wundere:

  • Gestern abend stand direkt vor meinem Haus eine Familie bei strömendem Regen in einer Parklücke, 5 Erwachsene, ein Kleinkind auf dem Arm, um einen Parkplatz freizuhalten, der für 2 Autos gereicht hätte. Als ich nachgefragt habe, ob sie beide Parkplätze freihalten, bekam ich die schnippische, also durchaus schuldbewusste Antwort: „Da kommt gleich jemand!“ Ich parkte also einen Kilometer entfernt, lief im strömenden Regen an der Gesellschaft vorbei zu meiner Haustür, „jemand“ war in der Zwischenzeit angekommen: und hat sich mit einem Auto so in die 2 Parkplätze gestellt, dass eben nur ein Auto drin parken kann – logisch!
  • Am selben Abend, während ich bei strömendem Regen einen Kilometer bis zu mir laufe, fallen mir 2 geparkte Autos auf: ein BMW-Cabrio und ein Passat. Beide mit offenem Kofferraum. Was bei strömendem Regen beim Passat jetzt nicht ganz so schlimm ist – aber ins Cabrio hats ordentlich reingeregnet? Weit und breit niemand – hätte ich die Deckel schließen sollen?
  • Heute morgen muss die Feuerwehr ins Wohngebiet, offensichtlich ein Notfall, denn sie kommen mit 2 großen Fahrzeugen und Blaulicht. Sie probieren von zwei Seiten, an das betroffene Grundstück heranzufahren, was ihnen aber nicht gelingt. Denn: die Dame, „jemand“, die gestern abend die 2 Parkplätze blockiert hat, hat heute morgen das Auto zum Beladen mal eben mitten in der Straße stehen lassen (deshalb konnte ich auch nicht ohne Umweg aus meiner Straße rausfahren … und ich sollte auch erwähnen, dass die beiden Parkplätze daneben frei waren ???). Die zweite mögliche Zufahrt wurde von einem Lieferwagen blockiert, der in zweiter Reihe stand und sich vom Martinshorn nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Zum Thema Verwunderung möchte ich Meister Goethe zitieren: „Was gibt einer Begebenheit den Reiz? Nicht ihre Wichtigkeit, nicht der Einfluß. den sie hat, sondern die Neuheit. Nur das Neue scheint gewöhnlich wichtig, weil es ohne Zusammenhang Verwunderung errregt und unsere Einbildungskraft einen Augenblick in Bewegung setzt, unser Gefühl nur leicht berührt und unseren Verstand völlig in Ruhe läßt.“ (Johann Wolfgang von Goethe)