1994


Heute vor 25 Jahren ist meine Oma väterlicherseits gestorben. An ihrem Geburtstag, sodass wir uns bis heute nur einen Erinnerungstag merken müssen. Meine Erinnerungen an ihre alljährlichen Geburtstagsfeierlchkeiten sind eng mit der Hopfenzupf verbunden, in manchen Jahren war der Hopfen früher reif, dann ging die Ernte durchaus schon Ende August, Anfang September los. Wir waren also so oder so „zu Besuch“. Ich vermute, dass sie nie jemanden eingeladen hat, sondern dass, wie es in katholisch Bayern früher üblich war, all die lieben Verwandten zu Geburtstags- und Namenstag so oder so vorbeikamen. Auf alle Fälle gabs immer Kuchen für den Fall der Fälle. Wenn sie schon reif waren einen Zwetschgendatschi. Mit Sahne. Und später wurde, auch wenn alle gar nicht so lang bleiben wollten, eine Brotzeitplatte auf den Tisch gestellt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eines der letzten Jahre, in dem ihre Schwestern und ein paar Nachbarinnen zu Besuch waren. Alle hatten reichlich Zeit mitgebracht, weil zu Hause keiner mehr gewartet hat …

Mit ihrem Tod hat das Jahr 1994 für mich und unsere gesamte Familie eine wesentliche Veränderung hervorgebracht: vorher war das Haus meiner Großeltern fast so etwas wie mein zweites Zuhause. Mein Vater hat den Hof mit bewirtschaftet, wir waren viel dabei, zum Spielen, bei den Großeltern, mit der Oma im Garten, mit dem Opa „unterwegs“. Zu Geburtstagen und an Feiertagen traf sich die ganze Großfamilie, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins. Nicht alle, aber schon der feste Kern sind mehr als 25 Personen …

Seitdem gibt es dieses rituelle Treffen nicht mehr. Das Haus und der Ort haben sich verändert. Auch wenn alles anders geworden ist hab ich mir die letzten Tage fest vorgenommen, mal wieder an diesen Ort meiner Kindheit zurückzukehren. Mir die schönen Bilder nicht nur im Kopf zu erhalten, sondern die Erinnerung auffrischen. Ich vermute, das ist so was wie Heimweh?

6 Kommentare zu „1994“

  1. Das kann ich dir so nachfühlen… Seit meine Oma letztes Jahr gestorben ist, ist es in ihrem Haus für mich genauso. Mir fehlt es, dort Weihnachten zu feiern oder zu Geburtstagen in der Runde am großen Esstisch zu sitzen. Alles ist noch da, aber wir feiern dort nicht mehr. Mein Opa hat das Haus zwar noch, wohnt dort aber nicht mehr so richtig. Ich war letzt dort, aber ohne Oma ist es irgendwie anders… Mein Mann fragte mich vor ein paar Monaten, ob ich in Betracht ziehen würde das Haus zu kaufen und dorthin zu ziehen… Es ist ein wirklich schönes Haus und Gründstück, aber ich könnte dort nichts verändern. Vom verunkrauteten Vorgarten mit den Stauden die mich an Oma erinnern, über den abgenutzten Dielenfußboden, bis hin zum großen Spieleschrank, aus dem wir uns immer nehmen durften was wir wollten und die in mir und all meinen Cousins und Cousinen die Leidenschaft für Brettspiele geweckt hat…. nichts davon könnte ich entsorgen oder wo anders unterbringen, da es alles mit wunderbaren Erinnerungen bestückt ist und genau so wie es ist perfekt ist.
    Bewahre dir die Erinnerung. Der Ort wird definitiv nicht derselbe sein, wenn du dort bist, aber es ist schön sich zu erinnern 🙂

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    1. Ja, ich bewahr mir meine Erinnerung. Und die Veränderung lass ich los, denn das, was daraus geworden ist, ist nicht meins – mein Onkel und seine Familie tun eben das, was und wie sie es mögen. Trotzdem fahr ich die Tage mal auf einen Spaziergang im Wald vorbei (der ist immer noch einfach nur schön!) – liebe Grüße zu dir

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