Kommunikationspraxis


Heute möchte ich über ein Thema schreiben, das mir sehr am Herzen liegt – es geht um Kommunikation. Und warum eine Botschaft ein kurzes Nachdenken erfordert, um vom Empfänger richtig verstanden zu werden.

Zur Veranschaulichung wähle ich ein – selbsterlebtes – Praxisbeispiel: Im Lauf des Vormittags klingelt das Telefon, Kollegin G. geht ran. Danach spricht sie mit Kollegin J., es wird hektisch, laut und aufgeregt. Dann der Ruf: „Komm mal, schnell! Wie war das mit dem Unfall am Donnerstag?“ Ich schildere mein Erleben: Unfallstelle an der Ortsausfahrt, Feuerwehr, Notarzt, Krankenwagen, 3 ineinander verkeilte Kleinwagen. Viel Blaulicht … „Das war Kollegin D.“ Pause, ich schnappe nach Luft, mein Kopf schwirbelt von Gedanken, mir wird im wahrsten Sinn des Wortes flau im Magen. Denn die Bilder in meinem Kopf sprechen eine deutliche Sprache. „Sie ist doch nicht ..“ Eine Minute herrscht betroffenes Schweigen. Dann erlösende Worte: sie ist verletzt, war im Krankenhaus, ist krankgeschrieben. Aber mit Geduld und etwas Schonung wirds wieder.

Mein flaues Gefühl ist geblieben. Wie man das anders lösen hätte können? Die positive Message vorausschicken: Kollegin D. gehts den Umständen entsprechend gut, zum Glück, aber sie war in den Unfall verwickelt. Und dann mal schön auf meine Fragen antworten …

An dieser Stelle gute Besserung an die liebe Kollegin, ich hab ihr Auto, das vollkommen demoliert war, nicht erkannt. Sonst hätte ich die „Botschaft“ schon Donnerstag abend klar und deutlich kapiert. Ob ich sie besser weitertransportiert hätte? Ich hoffe es.

15 Kommentare zu „Kommunikationspraxis“

  1. Wie antrainierte Muster und Gedankenkonstellationen, Emotionen und „Bilderwelten“ beim Empfänger von Informationen/Kommunikation in Bewegung gesetzt werden können, hast Du an Deinem Beispiel gut dargelegt. Wie Kommunikation im Alltag beinahe standardisiert zur ergebnislosen Selbstbeschäftigung und hektischem Stillstand führen kann, kannst Du in dieser Anekdote nachlesen. „Ich muss da grad mal drangehen..“ http://politropolis.wordpress.com/2014/03/16/ich-muss-da-grad-mal-drangehen/

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  2. Das kann aber auch einfach sein, dass in ihrer Familie aus einer Mücke ein Elefant gemacht wurde – immer. Bei meiner Schwester hatte auch mal bis zum Arztbesuch einer ihrer Söhne einen Herpes im Auge. Nach dem Arztbesuch war es ’nur noch‘ ein Fremdkörper…

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  3. Hallo Doris,
    das ist wohl der falsche Ansatz. In erster Linie interessiert doch wie es der Kollegin nach ihrem Unfall geht. Danach kann der übrige Teil kommen. Oft ist es aber so wie Du es beschrieben hast. Manche Menschen erzählen eine große Geschichte bevor sie zum Punkt kommen.
    Einen schönen Abend
    Liebe Grüße
    Harald

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    1. Wobei ich es nicht schlimm finde, wenn man eine Anekdote schon ausschmückt, es gibt großartige Erzähler. Nur bei so einer Nachricht muss das Wichtigste rauskommen, ohne andere zu schockieren oder im Ungewissen zu lassen. Liebe Grüße von Doris

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  4. Da war deiner Kollegin die Aufmerksamkeit, welche sie durch die Vorausschickung des Unfallhergangs ohne Zweifel erheischte, wichtiger als die zum Glück nicht ganz schlimme Meldung über das Befinden der Frau D. :-/

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  5. Ich würde auch lieber vorab wissen, dass die Kollegin „nur“ verletzt ist. Dann erschreckt man sich nicht so.
    Für die Kollegin gute Besserung an dieser Stelle.

    Liebe Grüße,
    Martina

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