Mit dem Hausboot durch Friesland


Zurück von Tagen auf See hab ich Landratte erst mal mit Schwindel zu kämpfen. Die erste Nacht fühlt sich alles nur nach Schwanken an. In meinem Fall hindern mich auch noch ein paar andere Wehwechen am Schlafen, davon aber später.

Meine Perspektive des friesischen Hausboot-Aufenthalts: Es war soooo toll, eintauchen in eine ganz andere Welt. Kein Handyempfang, keine dringenden Mails, kein Checken, was meine Freunde und deren Bekannte grade so auf Facebook oder wo auch immer erleben. Einfach gemütlich auf dem Hausboot durch die Kanäle schippern, den Blick nach Links und rechts, Schafen, Kühen, Pferden und vor allem den unzähligen Wasservögeln zuschauen. Und mal an gar nichts denken. Wie hat mein Schwager so schön gesagt: Hausbootfahren ist eine Wanderung oder Radtour für Faule. Da ist schon was dran. Das Boot fährt sehr träge dahin, es bleibt immer genug Zeit zum Schauen. Und es gibt einfach irre viel zu sehen. Auch wenn ich Friesland jetzt rein optisch nicht zu den reizvollsten Landschaften zählen würde, die ich bislang sehen durfte. Viel flaches Land, viel Weide- und Ackerfläche. Aber hat auch was, man kann sich auf die Besonderheiten konzentrieren. Meine Hoffnung auf große farbenprächtige Tulpenfelder entlang der Kanäle hat sich leider nicht erfüllt, die haben wir auf der Heimfahrt entlang der Autobahn entdeckt – da war die Kamera nicht mehr griffbereit. Egal, hab genug andere Bilder gemacht.
Nichtenperspektive (ok, natürlich aus meinem Blickwinkel): das ist schon meine fünfte Hausbootfahrt, eigentlich schon die sechste, denn als Mama schwanger war, war ich schließlich auch schon dabei. Ich bin kein Baby mehr, sondern schon ganz groß – insofern kann ich alles allein. Was ich möchte. Mit Schwimmweste darf ich draußen rumwuseln, da immer ein Erwachsener hinter mir herläuft ist das aber nicht sehr abenteuerlich, also bin ich am liebsten unter Deck mit allen meinen Spielsachen. Mit der Tante, die will schließlich beschäftigt werden, sonst wird der mit den ganzen anderen Großen doch nur langweilig. Die Großen sind immer ganz aufgeregt, wenn sie draußen „große Brummer“ entdecken, dabei sind das doch nur Lastkähne, schaut einer aus wie der andere und alle haben hinten drauf ein Auto. Das mit den Kühen, Pferden und Schafen überall ist schon ganz nett, zum Glück gibts auch immer wieder Ponies (meine Lieblinge und Lämmchen, aber die sind immer so weit Weg, dass ich die ja doch nicht füttern kann). Der Osterhase hat uns nach etwas Suchen zum Glück auch gefunden, einmal auf dem Boot, dann am Strand und mitten in der Stadt. Wahrscheinlich wär er noch öfter gekommen, aber der muss ja auch noch die ganzen anderen Kinder besuchen. Hab schon bisserl Schokolade und tolle neue Bücher bekommen … Die holländischen Enten mögen kein deutsches Brot, die sind „gschleckig“, denen muss man beim Bäcker immer frisch Toastbrot holen. Das kann ich mit meinem Tretrad machen, am liebsten allein, aber für den Rückweg ist es ganz praktisch, wenn ein Erwachsener mitkommt. Da mag ich nämlich eigentlich immer nicht mehr – und wer schleppt sonst mein tolles Rad zurück zum Schiff?
Elternperspektive: dass der Papa direkt nach dem Start ohne Navigationshilfe auf Schlamm aufgesessen ist war Künstlerpech und überflüssig, aber wir hatten wieder das Vergnügen mit einem netten Techniker. Der dann auch das Bugstrahlruder angemacht hatte, das nach der Winterpause noch nicht wieder im Einsatz war. Und das uns beim An- und Ablegen, vor allem in engeren Kanälen, wertvolle Dienste geleistet hat. Das friesische Wetter macht, was es will, letztes Jahr zu Pfingsten Dauerregen und Nebel. Dieses Jahr zu Ostern mindestens jeden zweiten Tag strahlender Sonnenschein. Das Anlegebier abends draußen zu genießen und noch etwas in die Natur zu schauen ist entspannend. Osterspaziergang am Strand könnte Familientradition werden. Tante oder Nannie dabeizuhaben ist meistens ok, vor allem beim Beladen des Schiffes oder beim An- und Ablegen, außer wenn Mademoiselle just keine Lust auf die Tante hat. Kann auch mal vorkommen 🙂 Seeluft macht hungrig, deshalb wird die bezaubernde Nichte schneller als zu Hause übellaunig. Lässt sich meist mit einem Happen guter einheimischer Küche beheben (Anmerkung der Tante: meine Schwester und ihr Mann lieben beide Fibo, eine einheimische Fastfoodkette, also gute friesische Hausmannskost ;-))

Insgesamt waren es trotz Dauerstress mit einer 3einvierteljährigen, die partout kein Baby mehr sein möchte, alles selbermachen will, dann aber von einer Sekunde auf die andere aus nur ihr bekannten Gründen schmollt, bockt, weint, petzt, sich beschwert oder sonstwie meckert, wunderbar entspannende Tage an Bord. Oder in den Kleinen Städten, die wir unterwegs besucht haben. Ich bin im großen und ganzen wunderbar erholt, braungebrannt – und wenn sich mein Gleichgewicht wieder ans Festland gewöhnt hat rundum geerdet. Und zu den kleinen Wehwechen komm ich dann im Lauf der Tage mal 😉

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7 Kommentare zu „Mit dem Hausboot durch Friesland“

  1. Hallo Doris,
    Friesland? Ist das in den Niederlanden. Hausbooturlaub habe ich auch schon gesehen. Ich weiß nicht, ob das Meins ist. Die Mecklenburgische Seenplatte ist ja bekannt dafür. Ich schließe mich meinen Vorgängerinnen und bin gespannt auf viele schöne Bilder.
    Liebe Grüße
    Harald

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    1. Lieber Harald, ja, wir waren in den Niederlanden, quasi in der Heimat des Hausboots unterwegs. Bin noch am sortieren, aber Bilder folgen, versprochen. Liebe Grüße & einen schönen Sonntag für dich, Doris

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