Spruch zum Wochenende: Weib, Wein und Gesang


Als mein Freund Andi vor einigen Jahren in einem Gespräch einen Gedankengang in Worte gefasst hat, war mir nicht klar, dass das alles mal so zusammenkommen könnte, auch wenn klar ist, dass ES passiert: „Unser Chor stirbt, so wie wir ihn kannten, wird es nicht mehr sein. Irgendwann sterben unsere langjährigen Weggefährten.“ Jetzt verabschieden wir uns von unserem lieben Fritz, einem begnadeten Tenor. Seine Stimme war all die Jahre tragend, auch wenn er selbst als alter Mann noch nervös und aufgeregt wie ein kleiner Junge war. Wehe, es kam kein anderer Tenor, dann war der Fritz kurz vorm Nachhausegehen, er allein, das kann ja nicht …
Ein lebenslustiger, fleißiger Mensch. Immer im Einsatz, erst für die Arbeit, später als Rentner in fremden Gärten und auf den Sportanlagen der Gemeinde. Bis weit über 60 war er topfit, sportlich, athletisch. Dann kamen die Knie. Vor etwa einem halben Jahr meinte er mal kleinlaut, dass er sich vielleicht früher hätte operieren lassen sollen, dann wäre er länger mobil gewesen. So eingeschränkt, das wäre nichts. Und das einem Menschen, der die Freiheit und die Natur so sehr geliebt hat.
Als junge Männer hatten sie sich als Freundeskreis und Volksmusikquartett zusammengetan, die Buam reisten für ihre Auftritte weit herum, lernten schöne Orte kennen. Und haben bestimmt auch das ein oder andere Frauenherz unterwegs gebrochen. Gutaussehend, charmant, eloquent, das waren sie wohl alle. Aber der Herzensbrecher, ja … Mit etwas Wein ließ der Fritz sich wohl auch mal betteln und gab das ein oder andere Solo zum besten. Unvergessen sein Chianti-Wein auf einer meiner Geburtstagsfeiern. Wir hatten alle Tränen vom Lachen in den Augen. Ein Komödiant, Couplet-Sänger, begnadet. Und dabei bescheiden. Ich werd ihn vermissen, nicht nur, weil er mein persönlicher großer Fan war. Keiner meiner eigenen Auftritte, ohne den prüfenden Blick über die Schulter in den Tenor, „hat der Fritz was im Auge?“ Sonst konnte ich mit der eigenen Leistung nicht so sehr zufrieden sein, das war mit den Jahren so was wie mein eigener Leistungscheck.
Wie viel haben wir gemeinsam erlebt, obwohl doch so viele Jahre zwischen uns lagen. Eins ist noch offen, auf einer Weihnachtsfeier vor vielen Jahren habt ihr mir versprochen, mir ein besonderes Lied zu einem besonderen Anlass zu singen: „Mia San zwoa dumme Deife“. Ein Duett, das ich nur ein einziges Mal in meinem Leben hören durfte, spät auf einer Chorfeier, bei der sehr viel getrunken wurde und du dich schon Stunden früher nach Hause verabschiedet hattest, um wie immer von allen Seiten zum Bleiben genötigt zu werden. Weil es ohne dich nur halb so lustig wäre. Mein lieber Fritz, das werd ich einfordern, später, wenn ich auch da bin, wo ihr jetzt seid. Und welcher Spruch würde besser für dieses Wochenende passen: „Wer nicht liebt Weib, Wein und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang.“ ( Martin Luther)

9 Kommentare zu „Spruch zum Wochenende: Weib, Wein und Gesang“

  1. Liebe Doris,
    mit fortschreitendem Alter ist es so, dass die „Älteren“ immer weniger werden. Es will einem oft nicht in den Kopf, dass man selber auch dabei ist. Früher habe ich in der Tageszeitung nie die Todesanzeigen gelesen – heute schon. Ich stelle fest, dass die Geburtsjahre immer näher in meinen Bereich kommen oder schon später Geborene gehen müssen. So ist der Lauf der Welt. Gerade heute habe ich eine Todesanzeige von einem ehemaligen Kollegen gelesen, der am Montag kurz vor seinem 70. Geburtstag gestorben ist. Was bleibt sind Erinnerungen.
    Liebe Grüße
    Harald

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  2. Die Einschläge kommen immer näher, liebe Doris, je älter/reifer man wird…
    Du hast deinem ehemaligen Chor-Freund eine wunderschöne Laudatio geschrieben. Ich denke, er wird sich in der Anderwelt ganz bestimmt darüber freuen, und dir das gewünschte Standl von de dummen Deifin singen – hör‘ mal ganz aufmerksam hin…
    ♥liche Grüße!

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