Mit Kindern auf dem Oktoberfest


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Ich kann mich nicht erinnern, wie es als Kind auf Volksfesten war. Habe daran wirklich keinerlei Erinnerung. Bei meinen kleinen Freunden gibt es in jedem Fall zwei Sorten Kinder: diejenigen, die Volksfeste großartig finden: je lauter, je bunter, je greller, je mehr Menschen um einen rum, umso besser. Und diejenigen, die weinen, lieber woanders wären. Die sich nicht beruhigen lassen, verschreckt sind. Da kann kein Spielkamerad helfen, kein schönes, ruhiges kleines Karussell. Keine Schokolade, kein schöner Luftballon. Habe das bislang quer durch alle Altersklassen erlebt, ob Baby, Kleinkind, Kind – jedes Kind ist anders.
In den letzten Tagen hab ich auf der Wiesn viele Familien mit Kindern gesehen. Beobachtet, wie kleine Mädchen sich hinter ihrem Papa verstecken, und trotzdem mit großen, neugierigen Augen den Kerlen zuschauen, die den Lukas hauen. Wie ein Kleiner Junge sicher in den Armen seines großen starken Papas die Münchner Rutschen herabsaust, lächelnd und mit einem glückseligen Juchzen. Wie eine Gruppe Kinder das Kinderkarussell erobert und eine Runde lang viele Freunde sich gegenseitig zujubeln, und auch mal zu den fotografierenden Eltern Lächeln, das aber nur als notwendiges Übel. Sonst waren sie vollkommen in ihrer Rolle als Feuerwehrmann, Polizist, Hubschrauberkapitän oder Motorradfahrer versunken. Mein Liebling war eine etwa 7jährige, die mit ihrer Oma in der Schlange am Riesenrad stand und sehnsüchtig nach oben geblickt hat. „Oma, glaubst du echt, ich kann von ganz oben aus bis zu uns nach Hause schauen?“ „Ja, wir können das sogar fotografieren…“ „Oh, dann machen wir ganz viele Fotos, die kann ich dann allen zeigen!“
Dann gibts die anderen Extreme: im Schottenhammel war Samstag am frühen Nachmittag ein asiatisches Ehepaar mit einer vielleicht zweijährigen Tochter. Im Gang. Die Mutter hatte das Kind quasi an der Leine, der Vater hat getrunken, wahrscheinlich auch seine Frau. Viele Betrunkene haben versucht, mit dem Kind zu tanzen, es zum Lachen zu bringen … Direkt daneben wird von der Bank gekotzt, Betrunkene taumeln, Krüge gehen zu Bruch. Ein Kamerateam von RTL hat versucht, den Eltern klarzumachen, dass das kein Platz für kleine Kinder ist. Irgendwann waren sie nicht mehr da, ich hoffe, sie sind rausgegangen. Ein Bierzelt ist kein guter Ort, nicht um diese Zeit, nicht mit der Masse an betrunkenen Besuchern. Abends hab ich auch stark schwankende Eltern gesehen, den Kinderwagen nicht mehr sicher im Griff. Vor dem Weinzelt stand ein großer Bruder mit seiner kleinen Schwester, sie hat so geheult. Auf meine Frage, wo denn ihre Eltern seien, meinte der Große „Die wollten sich noch schnell was zu trinken holen.“ „Wie lange steht ihr schon hier und wartet?“ „Weiß nicht, vielleicht eine Stunde?“ Der Junge war vielleicht 6 Jahre alt.
Ich hoffe, die Kinder erinnern sich später mal nur an die guten Erlebnisse?

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4 Kommentare zu „Mit Kindern auf dem Oktoberfest“

  1. Das sind die Schattenseiten des Oktoberfestes. Es ist aber auch unverantwortlich von den Eltern die Kinder alleine stehen zu lassen. Was da alles passieren kann mag ich mir garnicht vorstellen.

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  2. Ich habe die Scharen von kleinen Kindergarten-Zöglingen in Dirndl und Tracht, geschmückt mit kleinen Herzchen, stets so niedlich gefunden, die von ihren Erzieherinnen sorgsam behütet an den Werktagen morgens zwischen zehn und halb zwölf über die Wiesn geführt worden sind…
    Ich finde, im richtigen Oktoberfesttrubel, wenn sich die Betrunkenen mehren, und die Stimmung hemmungsloser und rücksichtsloser wird, haben Kinder nichts verloren. Es ist verantwortungslos und sehr roh von den Eltern, sie da mitzunehmen.
    Liebe Grüße!

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