Meine lieben Patenkinder, wahrscheinlich findet ihr uns Erwachsene immer mal wieder ziemlich peinlich. Vor allem, wenn wir cool sein wollen und dabei Dinge tun, die ihr als nicht altersgemäß einordnet, also zum Beispiel coole Musik hören, mit Freunden abhängen, auf Konzerte gehen, für eine Band schwärmen …?
Als ich so in der Mitte meiner Teenager-Zeit die ersten Male in der Disco war, meine ersten „coolen“ Konzerte erlebt habe und ausgegangen bin, da dachte ich ja tatsächlich, dass die 20jährigen, die da auch waren, schon richtig alt sind. Eigentlich eher an der oberen Schmerzgrenze, um noch auszugehen. Als ich selber mit Führerschein unterwegs, also komplett unabhängig unterwegs war, da waren die Mitte 20jährigen und alles was NOCH älter war schon zu alt. Mit Mitte 20 fand ich Weggehen immer noch ziemlich toll, mit 30 fand ich mich keineswegs zu alt und ganz ehrlich, ich geh auch heute noch wahnsinnig gerne aus. Ich muss dabei nicht wirklich cool sein, mir ist heute wie damals am wichtigsten, dass ich Spaß habe, tanzen kann, gute Musik höre oder mit tollen Menschen unterwegs bin, mit denen ich unbeschwert reden und lachen kann.
An diesem Wochenende hab ich mit einer lieben Freundin einen „coolen“ Ausflug gemacht: wir waren in einem unwahrscheinlich tollen Konzert (Danke ans „junge, Ratpack“, ihr habt uns wunderschöne Musik gegeben und uns einen Abend zum Lachen gebracht, wir waren nicht in Las Vegas, aber Zürich wars gefühlt für ein paar Stunden auch nicht) und haben einen unglaublich coolen Abend verbracht. (Weil: Es war, als ob wir mit diesen Musikern, die wir über die letzten Jahr(zehnt)e alle schon als Solokünstler oder in anderen Formationen in einer Kellerbar gewesen wären und die 3 hätten einfach nur unsere Wunschliste gesungen.)
Und da wird man ganz schnell unbeschwert, lässt sich von der Stimmung mitreißen, genießt den Augenblick, singt mit, bekommt in manchen MOmenten eine irre Gänsehaut, klatscht, grölt, kreischt, lacht über die Scherze, … und ja, man wird ein Stück weit peinlich. Aber genau das ist es doch, was mir meine Teenagerzeit so herrlich gemacht hat: ich hatte schreckliche Klamotten in unmöglichen Kombinationen. Aber ich war cool. Wir haben gelacht, uns über unwichtige Themen die Köpfe heiß diskutiert, viel zu laut. Aber es ist uns nie unangenehm aufgefallen. Wir waren immer in die falschen Jungs verliebt – aber das gehörte zum Coolsein dazu. Und die Liste kann wahrscheinlich jeder aus seiner Perspektive beliebig ergänzen?
Das ist alles gar nicht peinlich, auch wenn wir Erwachsene so sind – im Gegenteil: das ist unsere Form, uns ein Stück Teenagertage, ein Stück Kind oder Jugendlicher sein zu erhalten. Und ganz ehrlich: ich finds cool!